Die Deutschen sind für ihre Bierleidenschaft bekannt. Ein kühles Blondes zum Feierabend gehört bei vielen zum Alltag. Der 62-jährige Steffen Nollau begeistert sich ebenfalls für Bier. Bevor er sich aber um den Inhalt der Flasche kümmert, interessiert ihn erst einmal das Etikett. Seit seiner Schulzeit sammelt er alles rund um den begehrten Gerstensaft: Kronkorken, Öffner, Bierkrüge, Etiketten, Bierlaster, alles, was irgendwie mit Bier zu tun hat, weckt sein Interesse. Mittlerweile ist es ein halbes Jahrhundert, was er mit Sammeln verbracht hat. Da ist einiges zusammengekommen.
Der ursprünglich aus Ostdeutschland stammende Nollau selbst hatte die Idee zum Sammeln von Bieretiketten. Als er in den 1960er-Jahren die Schule besuchte, wollte er mit seinen Freunden etwas sammeln. Briefmarken waren den Jungs allerdings zu profan, die hatte schließlich jeder. So hatten sie den Einfall, Bieretiketten zu sammeln. Schnell sprach sich das neue Hobby herum und es fand zahlreiche Anhänger. Irgendwann hatten die Jungs so viele Etiketten gesammelt, dass sie begannen, diese zu tauschen. Damals wurden die aufgeklebten Etiketten mühevoll von der Flasche gelöst. Heute geht Nollau wesentlich professioneller vor. Er schreibt die Brauereien an und lässt sich neue, unbenutzte Etiketten zusenden. Die Aufbewahrung hat sich aber im Laufe der Zeit nicht verändert. Noch immer werden die bunten Papierbildchen sorgfältig in ein Album geklebt.
Nicht immer war es einfach, an Etiketten zu kommen. Als er in der Nationalen Volksarmee diente, unterbrach er kurzzeitig das Sammeln. Der Grund dafür waren die Etiketten aus der BRD, die er sich öfter schicken ließ. Da jeder Brief von der Stasi gelesen wurde, hätte er hier richtig Schwierigkeiten bekommen können. Ansonsten aber blieb seine Sammelfreude 50 Jahre lang ungebrochen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Drei dicke DIN-A4-Bücher sind inzwischen voll, und zwar mit mehr als 13.000 Etiketten. Jede Brauerei hat eine eigene Seite. Neben deutschen Brauereien finden sich welche aus den USA, der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Kanada.
Was anfangs mit Bieretiketten begann, weitete sich im Laufe der Zeit aus. Zu den Etiketten gesellten sich ungefähr 200 Biergläser und –krüge, 650 Mini-Braulaster aus Plastik sowie unzählige Flaschenöffner, Bierdeckel und Kronkorken. Wer nun denkt, das einzige Nahrungsmittel, das Nollau zu sich nimmt, sei Bier, der irrt. Der Sammler selbst sagt, er tränke gerade einmal ein Bier pro Woche und manchmal sogar gar keins.
In der Gegenwart wird es für Nollau immer schwerer, an Sammelstücke heranzukommen. Zu der sinkenden Zahl an Sammlern und somit Tauschpartnern gesellt sich der „Geiz“ der Brauereien und Getränkemärkte. Sie geben längst nicht mehr so großzügig ihre Werbeartikel heraus wie früher. Aber es gibt auch Unterstützer. Als Nollau einmal eine tschechische Brauerei wegen Etiketten anschrieb, übersandte diese nicht nur die begehrten Bilder, gleichzeitig fügte sie dem Antwortschreiben die Adresse eines tschechischen Sammlers bei. Seitdem tauscht Nollau regelmäßig mit jenem. Verlassen kann sich der Sammler ebenfalls auf einige seiner ehemaligen Kollegen. Als Fernfahrer kommen diese weit herum und bringen dann das eine oder andere Bieretikett mit.
Ans Aufhören denkt der 62-Jährige nicht. Manche Brauereien, von denen er Etiketten hat, gibt es schon nicht mehr. In naher Zukunft plant Nollau eine Brauereitour durch Franken. Dafür lässt er sich von seinem Bieratlas mit etwa 260 eingezeichneten Brauereien den Weg weisen. Mal schauen, welche es noch gibt und welche Schätze er mit nach Hause bringt.
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