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Eine Fototapete nimmt Besucher mit auf eine Reise in die 80er-Jahre

Das „Haus der Kunst“ in München lädt derzeit zur Ausstellung „Geniale Dilletanten“. Besucher werden von einer überdimensionierten Fototapete im Eingangsbereich begrüßt. Sie ist eine Aufnahme des Kreuzberger Klubs „SO 36“ nach einem Konzert im Jahre 1982.

251427_web_R_K_B_by_Stephanie Hofschlaeger_pixelio.de (2)Die Ausstellung „Geniale Dilletanten“ im „Haus der Kunst“ in München huldigt den deutschen Subkulturen der 1980er-Jahre. Im Eingangsbereich wird der Besucher von einer Fototapete empfangen. Sie zeigt einen leeren Raum mit zertretenen Bierdosen und verschmutztem Boden, zwei Kerle lehnen an der Heizung. Daneben präsentieren sich kahle Wände. Es ist ein Sinnbild für den Geist des westlichen Berlins zu dieser Zeit. Die Stadt enthielt viel Grau und damit viel Fläche, die als Abenteuerspielplatz der Künste genutzt werden konnte.

Die 80er-Jahre in Berlin mit all ihren Facetten kehren derzeit in München noch einmal zurück. „Geniale Dilletanten“ lautete damals im Jahre 1981 der Titel des Konzerts, absichtlich falsch buchstabiert. Hochtoupierte Frisuren, gehalten durch Unmengen von Haarspray, Leggings und Ketten waren typisch für diese Zeit. Das Konzert fand im Berliner Tempodrom statt und wurde zum Synonym einer kurzweiligen Epoche künstlerischen Aufbruchs. Es entwickelte sich auf dem Musikmarkt eine künstlerische Vehemenz. Geprägt war diese durch das Experimentieren mit verschiedenen Genres und den Einsatz neuer elektronischer Geräte. Statt der englischen Sprache etablierte sich plötzlich das Deutsche in Songtexten und Bandnamen.

Die Ausstellung in München widmet sich den großen Bands aus dieser Zeit. Das lässt zu Recht die Frage aufkommen, warum man sich in der Gegenwart so gern daran zurückerinnert. Es liegt wohl daran, dass es in Deutschland seither keine Subkultur in dem Sinne mehr gab. Die 80er-Jahre waren die Ära des Do–it–yourself. Nichtkönnen hieß nicht Nichtmachen. Man wollte sich Gehör verschaffen, egal wie.

An den Wänden der Ausstellungsräume hängen Bilder der „Neuen Wilden“, von Martin Kippenberger und Markus Oehlen. Besonders sehenswert, ja fast ein Highlight, ist das Werk „1/10 Sekunde vor der Warschauer Brücke“ von Bernd Zimmer. Jenes erstreckt sich über zwei Räume. Es ist 28 Meter lang und ganze drei Meter hoch. 1978 war es für einen einzigen Tag im „SO 36“ zu bewundern. Beim Betrachten rauscht die Berliner S – Bahn in annähernder Originalgröße an einem vorbei. Mit ihr grobe Pinselstriche und auch das Kreuzberger Nachtleben.

Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen sieben Stellwände, die sich den prägendsten Bands dieser Epoche widmen. „Palais Schaumburg“, „Der Plan und Ornament“ sowie „Verbrechen“ seien an dieser Stelle nur stellvertretend genannt. Besucher können sogar an speziellen Hörstationen die Songs der Bands anhören.

Die Ausstellung umfasst eine überaus große Bandbreite dieser Subkultur. Musikbands und Künstler gehören ebenso dazu wie Designer und Filmemacher. Impulsgebend sind Städte und Regionen Ost- und Westdeutschlands. Es ist eine breit angelegte Ausstellung, die Protagonisten und Treffpunkte der Kunstszene präsentiert. Sie beleuchtet verschiedene Städte und gewährt damit vielfältige Einblicke in ein weites Netzwerk. Dazu werden Entwicklungen derselben Zeit aus Kunst, Mode, Design und Film thematisiert.

Das „Goethe – Institut“ hat die Ausstellung als Tournee konzipiert. Eine Station bildet das „Haus der Kunst“ in München. Kuratorin ist Mathilde Weh, Referentin des Bereichs der bildenden Künste im Institut. Seit dem 26. Juni macht die Ausstellung in der bayerischen Landeshauptstadt Halt. Noch bis zum 11. Oktober kann sich dort auf Zeitreise begeben werden. Öffentliche Führungen auf Deutsch finden am 25. Juli um 15 Uhr, am 26. Juli um 13.30 Uhr und am 01. August um 15 Uhr statt. Das „Haus der Kunst“ hat von Montag bis Sonntag von 10 bis 20 Uhr und am Donnerstag von 10 bis 22 Uhr geöffnet.

Bildquelle: © Stephanie Hofschlaeger / Pixelio.de