Die Ordnungshüter in Lübeck zeigen sich am Puls der Zeit. Sie haben eine neue technische Ausstattung bekommen. Hauptbestandteil dieser sind Smartphones, mit denen von nun an auf die Jagd nach Verkehrssündern gegangen wird. Aber auch diese tun gut daran, ein Smartphone dabeizuhaben. Sie können nämlich dann sofort ihr Knöllchen per QR-Code bezahlen.
Wer falsch geparkt hat, findet nunmehr keinen Überweisungsträger mehr hinter seinem Scheibenwischer vor, sondern einen Beleg, auf dem ein QR-Code aufgedruckt ist. Mit einer entsprechenden App kann dieser sofort ausgelesen und die Zahlung des Verwarngeldes veranlasst werden.
Vorerst steht der Dienst nur Kunden der Volksbank, der Sparkasse und der BW-Bank offen. Die Apps dieser Kreditinstitute eignen sich zum Knöllchenzahlen mit dem Smartphone. Ist kein Online-Banking-Account vorhanden, bleibt dem Betroffenen die manuelle Eingabe der Kontodaten nicht erspart.
Der neue Dienst bringt auch den Ordnungshütern Vorteile: Sie können an jedem Standort relevante Daten abrufen und sind zudem untereinander vernetzt. Die Lübecker reagieren derzeit noch etwas befremdet beim Anblick der Politessen, die während des Dienstes mit gezücktem Smartphone am Straßenrand stehen und darauf herumtippen. Doch sie werden hoffentlich bald die Vorzüge der neuen Technik erkennen.
Geben die Ordnungshüter das Kennzeichen eines Autos ein, erscheinen auf dem Display wichtige Informationen wie das Vorhandensein eines Anwohnerparkausweises oder eine am selben Tag bereits durch einen anderen Kollegen ausgesprochene Verwarnung. Somit kommt es ebenfalls nicht mehr zu doppelten Verwarnungen, die zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückgenommen werden müssen.
Mit der Erfassung eines Falschparkers ist die Verwarnung sofort im System gespeichert und von den anderen Strafzettelverteilern abrufbar. Das Smartphone leitet die Daten direkt an einen Server weiter. Die vorher genutzten Mobilen Daten-Erfassungsgeräte wurden erst am Ende des Arbeitstages in eine eigens für die Datenübertragung vorgesehene Station gestellt. Da waren Doppelerfassungen an der Tagesordnung, die jedes Mal einen hohen Arbeitsaufwand nach sich zogen.
Außerdem war die Ausrüstung mit Datenerfassungsgerät, Papierrolle und Drucker wesentlich umfangreicher und schwerer. Über ein Kilo musste damit zusätzlich geschleppt werden. Heute reicht ein Gerät aus, das nur wenige Gramm wiegt, und es passt bequem in die Hose- oder Jackentasche.
Via Bluetooth werden die Daten nach Abschluss der Eingabe an einen Drucker am Gürtel der Knöllchenschreiberin gesendet. Kurze Zeit später kommt der Strafzettel mit dem QR-Code in gedruckter Version heraus und kann am Fahrzeug angebracht werden. Wird jener übersehen, erhält der Adressat eine kostenlose Benachrichtigung.
Natürlich erhofft sich die Stadt dadurch auch den schnelleren Eingang des Verwarngeldes. Kehrt der Fahrzeugführer zurück und findet das Knöllchen mit dem QR-Code an seinem Auto vor, kann er als Nutzer der sogenannten Giro-App sofort die Zahlung vornehmen. Ein schnelles und unbürokratisches Verfahren, was beiden Seiten eine enorme Zeitersparnis bringt. Für den Zahlungspflichtigen entfällt zum Beispiel das umständliche Eintippen der IBAN. Der QR-Code enthält alle zahlungsrelevanten Daten. Nach dem Einscannen werden die Daten automatisch übertragen und die Zahlung sofort ausgeführt.
Die Stadt hat erst einmal 40 Smartphones geordert. Diese werden gleichzeitig als Diensttelefone genutzt und dürfen mit nach Hause genommen werden. Die Autofahrer in Lübeck können sich mit dem neuen System noch nicht so richtig anfreunden. Sie sehen vor allem datenschutzrechtliche Probleme und geben auch zu bedenken, dass nicht jeder mit der notwendigen Bezahltechnik ausgestattet beziehungsweise im Umgang mit dieser vertraut ist.
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