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Mit Etiketten gegen Produktpiraterie

Durch Produktpiraterie entstehen Unternehmen auf der ganzen Welt jedes Jahr Schäden in Milliardenhöhe. Mit neu entwickelten Etiketten will man nun dagegen vorgehen.

Nicht nur für die Wirtschaft sind Fälschungen und Produktpiraterie ein großes Ärgernis. Auch der Verbraucher kann dadurch einen großen Schaden erleiden, der nicht nur finanzieller Natur ist, sondern im schlimmsten Falle sogar mit einer Gefahr für Leib und Leben einhergeht. Die bisherigen Maßnahmen gegen Produktfälschungen sind entweder nicht ausreichend oder zu teuer. Daher haben die Unternehmen noch kein probates Mittel gegen die Produktpiraten gefunden. Zudem sind die gefälschten Produkte inzwischen so gut, dass sie oftmals nur schwer erkennbar sind. Doch jetzt scheint eine geeignete Lösung in Sicht, und zwar in Form von multifunktionalen Kunststoffetiketten mit farbigem Barcode. Derartige Etiketten könnten beispielsweise bei der Erhöhung der Umgebungstemperatur den Code sichtbar und somit auslesbar machen. Die Neuentwicklung stammt von der BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin.

Als Material für die Etiketten wurde thermoplastisches Polyurethan (TPU) gewählt. Der Werkstoff wurde zusammen mit der Bayer materialscience AG entwickelt. Für die gewünschte Funktionsweise wird sich das sogenannte Formgedächtnis der Kunststoffe zunutze gemacht. Wurden sie einmal thermo-mechanisch programmiert, gehen sie später bei einer bestimmten Umgebungstemperatur wieder in diese Form zurück, genauso so, als würden sie sich daran erinnern. Die Programmierung der Etiketten geschieht in mehreren Schritten und ist deshalb kompliziert. Zu Beginn wird das TPU erhitzt, in die entsprechende Form gebracht und in dieser abgekühlt. Anschließend wird das Material entlastet und zuletzt wieder auf Raumtemperatur erwärmt. Bringt man während dem Formungsprozess gleichzeitig eine Kennzeichnung ein, ist sie bei Raumtemperatur unsichtbar, wird aber mit zunehmender Umgebungstemperatur wieder sicht- und lesbar. Bei einem derartigen Kennzeichnungsverfahren kommen grafische und maschinenlesbare Elemente zum Einsatz, die in die Oberfläche des Polymers eingebracht werden. Bei Raumtemperatur sieht man von der Kennzeichnung nichts. Erhöht sich nun aber die Temperatur, nimmt das TPU die eingeprägte Form an und schon wird die Kennzeichnung erkennbar.

Die neu entwickelten Etiketten bieten die verschiedensten Gestaltungsmöglichkeiten. Sie sind Größe, Form und Farbe äußerst flexibel und können genau auf die Wünsche des Unternehmens angepasst werden. So sind Codes mit einer Fläche von wenigen Millimetern anbringbar oder man rollt das Etikett auf. Auch eine teilweise Verformung ist machbar. Selbst ein QR Code kann in die Farbschicht eingraviert werden. Ein solcher Code bietet den Vorteil, dass er schneller als ein Barcode auslesbar ist und keine speziellen Scanner erfordert.

Selbst der Kunde kann mit den TPU-Etiketten Produktfälschern innerhalb kurzer Zeit auf die Schliche kommen. Ein haushaltsüblicher Haartrockner reicht aus, um den Code sichtbar zu machen. Handelt es sich nun um einen QR-Code, scannt der Kunde diesen mit seinem Smartphone und schon weiß er über das Produkt Bescheid. Alternativ gelingt die Sichtbarmachung des Codes durch ein warmes Wasserbad.

Die Etiketten sind – vor allem, wenn sie mit einem QR-Code versehen sind – nur sehr schwer zu fälschen. Dafür muss man über viel Erfahrung und technisches Wissen verfügen. Eine weitere Sicherungsvariante mittels der TPU-Etiketten ist die Gravur mit einem Symbol oder einem Logo. Durch das Programmieren lässt sich dasselbe mit Hilfe einer temporär sichtbaren Information verschlüsseln. In dem Falle könnte es der Produktfälscher sogar übersehen oder auch missverstehen, weil er die sich dahinter verbergende Technik nicht nachvollziehen kann.

Bildquelle: © Gerd Altmann / Pixelio.de