Henry John Heinz, ein Sohn deutscher Auswanderer, der 1869 sein Unternehmen H. J. Heinz Company in Sharpsburg/Pennsylvania gründete, würde wohl angesichts der peinlichen Aktion von Heinz Ketchup selig im Grabe rotieren. Das Traditionsunternehmen, unter dessen Dach auch die Marke Heinz beheimatet ist, möchte sich Neuerungen nicht verschließen. Doch die letzte Marketingaktion ging etwas daneben.
Durch das Scannen von einem QR-Code sollte sich der Kunde ein individuelles Etikett für seine ganz persönliche Heinz-Ketchup-Flasche bestellen können. Ein Ketchupliebhaber aus Florida wollte sich das nicht entgehen lassen. Flugs den Code gescannt, doch was war das? Anstelle eines harmlosen Formulars zum Eingeben der erforderlichen Daten für das Ketchupetikett räkelten sich plötzlich fast nackte Damen in eindeutigen Posen auf dem Display. Statt zur Internetseite von Heinz Ketchup zu gelangen, erfolgte eine Weiterleitung zu einer Porno-Webseite aus Deutschland.
Für Heinz Ketchup kein Grund zur Panik. Als sich der Kunde ob dieser peinlichen Panne beim Unternehmen meldete, reagierte jenes keineswegs überrascht. Es handele sich bei der Flasche mit dem QR-Code um einen „Restposten“. Die Aktion sei bereits abgelaufen, die Domain werde nicht mehr von Heinz genutzt. Die Werbeaktion lief zwischen 2012 und 2014. Mit Ende derselben schaltete Heinz die Seite offensichtlich ab und der Domain-Betreiber verkaufte sie an den nächsten Kunden, der in dem Falle ein Porno-Portal war.
Mit dieser Begründung wollte sich der Betroffene allerdings nicht zufriedengeben. Man könne doch davon ausgehen, dass Ketchupflaschen mit dem betreffenden QR-Code noch in zahlreichen Haushalten vorhanden seien. Selbst in der IT-Branche tätig, sei es ihm unverständlich, warum man sich die genutzte Domain nicht wenigstens für ein bis zwei Jahre gesichert hätte. Auch ein Hinweis, dass die Aktion bereits abgelaufen sei, hätte seiner Meinung nach eine solche Peinlichkeit vermieden.
Daraufhin brachte Heinz nochmals sein Bedauern zum Ausdruck und ermöglichte dem Kunden ein nachträgliches Erstellen seiner persönlichen Ketchupflasche, die ihm außerdem kostenfrei übersendet werden würde. So gab es dann doch noch das ursprünglich Gewünschte und sogar eine zweifelhafte Zusatzleistung dazu: Das Porno-Portal hatte die Diskussion auf Facebook ebenfalls verfolgt und bot dem so „Geprellten“ ein kostenloses Jahresabonnement an. Ob er das Angebot angenommen hat, ist nicht bekannt, aber seinen heiß umkämpften Ketchup dürfte er inzwischen bekommen haben.
Pannen mit QR-Codes sind übrigens nicht neu. So nutzte auch die FDP-Politikerin Alexandra Thein zum Wahlkampf für die letztjährige Europawahl einen QR-Code, um ihren potentiellen Wählern weitere Informationen über sich und ihr Tun preiszugeben. Angebracht wurde dieser auf Wahlplakaten, die zudem den Slogan „Liebe kennt keine Grenzen“ enthielten. Der QR-Code sollte eigentlich auf das Wahlkampf-Video verlinken, stattdessen bekamen die Nutzer einen Hardcore-Porno zu sehen. Die Schuld dafür war aber weder bei der Druckerei noch bei den Entwicklern des Codes zu suchen. Es handelte sich um das Werk von Vandalen, die die ursprünglichen Codes einfach mit anderen Codes überklebt hatten. Schnell waren diese wieder entfernt und nun konnte ein hoffentlich erfolgreicher Wahlkampf seinen Lauf nehmen.
Nichtsdestotrotz sind QR-Codes eine empfehlenswerte Sache. Es gibt kaum eine schnellere Methode, um Interessenten auf eine Webseite zu holen. QR-Codes werden mit Hilfe von Smartphones oder PDAs gescannt und leiten den User innerhalb kürzester Zeit direkt auf die betreffende Seite weiter.
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