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NS-Raubkunst auf Leinwand: Neues Zentrum in Magdeburg hat Arbeit aufgenommen

Immer wieder taucht der Name Gurlitt in den Schlagzeilen auf. Der außergewöhnliche Fall hat eine hitzige Debatte über die Behandlung von NS-Raubkunst auf Leinwand ausgelöst. Anfang des Jahres nahm nun das neugegründete Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg seine Arbeit auf.

684383_web_R_K_B_by_Angela Parszyk_pixelio.deDer Zweite Weltkrieg ist seit nahezu 70 Jahren vorbei und trotzdem verfolgen uns die Machenschaften der Nationalsozialisten noch immer. Gerade in der Kunst war in den letzten Jahren des Öfteren der Begriff NS-Raubkunst zu hören. Das ist dem im Mai 2014 verstorbenen Kunsthändler Cornelius Gurlitt zu verdanken. Er war Besitzer des legendären „Schwabinger Kunstfunds“, der der Debatte über die Behandlung von NS-Raubkunst auf Leinwand regelmäßig neuen Zündstoff gab.

Zwar ist das Erbe Gurlitts mittlerweile geklärt, doch weiß man bis heute nicht, welche Kunstwerke sein rechtmäßiges Eigentum waren. Und die bei Gurlitt gefundenen Gemälde waren nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Tausende von Kunstwerken sind im Umlauf, bei denen nicht eindeutig geklärt ist, ob es sich um NS-Raubkunst handelt. Um die Herkunftsforschung voranzutreiben, wurde in Magdeburg das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste gegründet. Anfang des Jahres nahm es seine Arbeit auf.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erhofft sich von der neuen Einrichtung eine Beschleunigung der Suche nach NS-Raubkunst. Zugleich wendet sie sich an die Museen und fordert von diesen, nachdrücklicher auf eine gezielte Recherche zu bestehen. Jene argumentierten bisher mit fehlenden finanziellen Mitteln. Diese Ausrede will Grütters aber nicht mehr gelten lassen. Schließlich wurden vom Bund die Mittel für die Provenienzforschung im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um zwei Millionen Euro erhöht. Insgesamt stehen damit sechs Millionen Euro für die Klärung der Herkunft von Kunstwerken zur Verfügung.

In dem neuen Zentrum sind bisher 20 Mitarbeiter beschäftigt. Ihre vordergründige Aufgabe ist die Suche nach NS-Raubkunst. Aber auch die Beratung privater Sammler und öffentlicher Einrichtungen fällt in ihren Zuständigkeitsbereich. Hier ist die Rückgabe von Kulturgütern das vorherrschende Thema.

Bereits bestehende Einrichtungen mit dem gleichen Tätigkeitsschwerpunkt sollen künftig unter dem Dach des Zentrums zusammengefasst werden. Es soll ein zentraler Ansprechpartner für dieses komplexe Thema“ geschaffen werden, so Grütters. Auch könne so der Informationsfluss transparent gestaltet werden. Das Zentrum werde weiterhin mit den Kulturverlusten in der DDR und in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone betraut.

Die ebenfalls in Magdeburg ansässige Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste, die gleichzeitig Betreiber der Datenbank lostart.de ist, die Forschungsstelle für “Entartete Kunst” der Freien Universität Berlin, die Beratende Kommission für Streitfälle (Limbach-Kommission) und die Arbeitsstelle für Provenienzforschung in Berlin sollen ferner mit dem Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste vereint werden. Gleiches gilt für die Taskforce, die sich mit den Kunstfunden von Cornelius Gurlitt befasst. Bei ungefähr der Hälfte, der mehr als 1.200 Bilder besteht, der Verdacht, dass es sich um NS-Raubkunst handelt.

Das von Gurlitt als Erbe eingesetzte Kunstmuseum Bern hat die Erbschaft inzwischen angenommen. Noch in diesem Jahr will es einige Werke aus dem Nachlass des Sammlers zeigen. Ob es aber soweit kommt, bleibt abzuwarten. Mittlerweile ist eine Cousine des Sammlers aufgetaucht, die das Testament anfechten will. Eine öffentliche Stellungnahme zu dem neuen Sachverhalt wurde erst für März angekündigt.

Der größte Teil der Sammlung befindet sich derzeit noch immer in Deutschland an einem geheimen Ort. Drei Werke wurden von der Taskforce nach über einjähriger Nachforschung als NS-Raubkunst identifiziert. Die drei Bilder sollen zeitnah an die Erben der rechtmäßigen Eigentümer herausgegeben werden. Was mit dem Rest der Sammlung passiert, ist weiterhin unklar.

Bildquelle: © Angela Parszyk / Pixelio.de