Mit den QR-Codes ist es wie mit vielen anderen modernen Techniken: Erst begegnet man ihnen mit großer Skepsis und Zurückhaltung, dann plötzlich wollen sie alle nutzen. Derzeit erleben die Codes überall einen Boom: Museen, Sehenswürdigkeiten, Straßenschilder und sogar Grabsteine werden immer häufiger mit ihnen ausgestattet.
Die Fans des 1. FC Kaiserslautern können beispielsweise nun auch mit Hilfe von QR-Codes im Vereinsmuseum auf Spurensuche in der Geschichte ihres Lieblingsvereins gehen. Mit Beginn der Rückrunde konnte der aufmerksame Besucher zunehmend die schwarz-weißen Quadrate auf den Vitrinen und Ausstellungsstücken bemerken. Werden sie gescannt, geben sie viele interessante Informationen über das jeweilige Exponat preis.
Hinter manchen QR-Codes sind kurze Videos hinterlegt. Wer sie benutzt, kann etwa legendäre Spielszenen noch einmal erleben, sich anschauen, wie der begehrte DFB-Pokal hergestellt wird und der Übergabe desselben bei der Siegerehrung an den FCK beiwohnen. Schließlich wurde der Verein bereits zwei Mal Pokalsieger und gewann vier Mal die Deutsche Meisterschaft. Da gibt es jede Menge denkwürdige Szenen, die in Form eines QR-Codes festgehalten werden können.
Aber auch Misserfolge werden thematisiert, denn es herrschte nicht immer eitel Sonnenschein in der über 100-jährigen Clubgeschichte. So stieg das Gründungsmitglied der Bundesliga nach mehr als 30 Jahren in dieser in der Saison 1995/96 ab, um in der darauffolgenden Saison wieder in der Bundesliga aufzulaufen und 1998 den vierten Meistertitel zu holen. Von der Saison 2006/07 bis zur Saison 2009/10 spielte man wiederum nur zweitklassig, um ab der Saison 2010/11 endlich wieder in der Bundesliga dauerhaft zu Gast zu sein. Der Liebe der Fans tat das keinen Abbruch und so möchte das FCK-Museum ebenfalls ihnen mit der Einführung der QR-Codes danken, indem unter anderem die schönsten Fangesänge digital verewigt wurden.
Das Museum befindet sich auf dem Gelände des Fritz-Walter-Stadions und wurde im Juli 2011 eröffnet. Es öffnet jeweils zu Heimspielen zwei Stunden vor dem Anpfiff und hat bis eine halbe Stunde vor diesem geöffnet.
In der Kunstszene erfreuen sich die Codes gleichfalls wachsender Beliebtheit. Das letzte Werk des Streetartkünstlers Banksy versah dieser höchstpersönlich mit einem QR-Code, der zu einem Video führt, welches einen vor wenigen Wochen erfolgten Tränengaseinsatz gegen Flüchtlinge im französischen Calais zeigt. Der Brite hat sich bereits mehrfach künstlerisch mit der Flüchtlingskrise auseinandergesetzt. Der betreffende Code ist an einer Londoner Wand angebracht, die der Künstler mit der “Les Misérables” – Romanfigur Cosette besprühte. Jene befindet sich mitten in einer Wolke aus Tränengas.
Sweza, ein Kollege von Banksy aus Berlin, nutzt ferner die Macht der QR-Codes, wenngleich auch zu einem anderen Zweck. Er sieht die direkte Verbindung zum Internet wie eine Erweiterung des Ortes für die Kunst an, denn die virtuelle Welt hat kaum Grenzen und stellt deshalb ausreichend Raum zur Verwirklichung von Ideen zur Verfügung. Außerdem macht er seine verwendeten Codes selbst zu einem kleinen Kunstwerk.
Der Friedhof in der Ascherslebener Schmidtmannstraße informiert seit gut zwei Jahren mit Hilfe von QR-Codes über regionale Persönlichkeiten, die hier ihre letzte Ruhestätte haben. Der sogenannte Erinnerungspfad wird regelmäßig erweitert. Die Codes führen auf eine Webseite, auf der historische Fotos und wissenswerte Informationen von ortsansässigen Heimatgeschichtlern zusammengetragen wurden. Zu den neu in den Reigen Aufgenommenen zählen beispielsweise der Maler und Grafiker Heinrich Rademacher, der Heimatforscher Gerhard Stolle sowie der Arzt und Autor Paul Geish.
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