Party-Touristen fahren immer wieder nach Berlin Kreuzberg. Eigentlich handelt es sich hier nicht um einen Touristen-Standort, aber dennoch kommen sie immer wieder hierher. Dann wird der Kiez verändert und das passt den Einwohnern nicht. Die Mietshäuser werden in Ferienwohnungen verwandelt und am Müll oder Lärm, der hier zum Alltag gehört, verändert das Straßenbild.
Wer nach Berlin Kreuzberg fährt und an der Ampelkreuzung unterm Bahnhof Görlitz steht, der wird mit einem solchen Aufkleber schon „Begrüßt“. Sobald die Ampel sich auf Grün schaltet, wird der Aufkleber hell erleuchtet und wird so gut sichtbar für jeden, der auf die Ampel schaut. Aufgeklebt wurde der Sticker von jenen Einwohnern, denen der Strom an Touristen einfach zu viel geworden ist. Auf dem Aufkleber steht „Berlin“ geschrieben. Außerdem ist hier auch ein durchgestrichenes Herz sowie ein U. abgebildet. Die Nachricht an die Touristen ist damit eigentlich eindeutig: „Berlin liebt Dich nicht“.
Die Touristen lassen sich davon sicherlich nicht abschrecken, denn sie fahren noch immer nach Kreuzberg.
Es gab zu diesem Thema sogar schon eine Podiumsdebatte unter dem Motto „Hilfe, die Touris kommen“. Hier konnten sich die Anwohner erst einmal Luft machen. Natürlich ist die Ampel nicht die einzige Stelle, an der ein Aufkleber dieser Art aufgeklebt worden ist. Die Botschaft lautet, dass die Touristen nicht willkommen sind. Franz Schulz, Bezirksbürgermeister (Grüne) hat mit Augenmaß auf diese Form von Ablehnung reagiert und sagte dazu: „Wir dürfen daraus keinen Medienhype machen“. Es ist auch schon ein runder Tisch von den Politikern zu diesem Thema eingeführt worden. Es geht hier aber nicht nur um das Thema „Ballermann“-Tourismus im Kiez, sondern um die Entwicklung vom Stadtviertel. An der ersten Sitzung haben sich rund 60 Anwohner beteiligt. Schulz sagte: „Es war eine sehr konzentrierte, intensive Diskussion, ohne gegenseitige Vorwürfe“. Es wird wieder ein Treffen geben, das für Juni angesetzt ist.
Gründe dafür, dass Touristen hierher kommen, gibt es natürlich. Es ist das Flair und die Möglichkeiten, in Kreuzberg Party zu machen. Allerdings stören sich die Kreuzberger am Müll, dem Lärm und auch den Tischen, die zahlreich auf den Bürgersteigen stehen. Der Grund, dass sich die Anwohner derart aufregen, ist der, dass sie die Lebensqualität als bedroht sehen. Aber es muss auch die Gegenseite gesehen werden, denn die Gastronomen in Kreuzberg sind auf die Touristen angewiesen, denn sie lassen das Geld im Viertel. Dennoch bleibt bei den Anwohnern die Angst, dass sie vom Kiez, der ihrer ist, verdrängt werden.
Dass sich die Touristenmassen mit der Aufkleber-Aktion vertreiben lassen, ist sicherlich nicht der Fall, denn die Aufkleber sind noch keine richtige Abschreckung, hier müsste schon wesentlich mehr passieren. Aber dennoch ist den Touris ein Zeichen gesetzt, dass die Anwohner sie nicht in ihrem Viertel haben wollen.
Vielleicht sind auch einfach die Touristen gefragt, sich anders zu benehmen, ihren Müll nicht auf die Straßen zu werfen, weniger Ärger zu machen und auch die Bewohner nicht zu belästigen.
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