Die Maschen kennt jeder zur Genüge: „Ich bin ein Freund Ihres Enkels und in Geldnot geraten.“, „Mir ist plötzlich ganz übel. Könnte ich wohl ein Glas Wasser von Ihnen bekommen und mich ein wenig ausruhen?“ oder „Ich muss ganz dringend auf Toilette. Dürfte ich kurz Ihre benutzen?“ Trickbetrüger lassen sich die dreistesten Ausreden einfallen, um in die Wohnungen ihrer Opfer zu gelangen. Doch seien wir doch einmal ehrlich. Würden wir jemanden Hilfe verweigern, der bedürftig erscheint? Fast jeder würde sicher helfen wollen, allerdings regt sich in jüngeren Menschen oft gesundes Misstrauen, während Senioren in der Regel an den ehrlichen Charakter der jeweiligen Person glauben und daher den Zutritt zu ihrer Wohnung erlauben. Erst einmal darin ist der Wohnungsbesitzer schutzlos dem Betrüger ausgeliefert und es kann zu wahren Tragödien kommen.
Trickbetrüger werden immer frecher und schrecken auch vor Gewalt kaum noch zurück. Ältere Menschen haben dem nichts entgegenzusetzen und sind deshalb ihre bevorzugten Opfer. Das nahm die Polizei in Cottbus und Spree-Neiße zum Anlass, um Aufkleber für Senioren zu entwickeln. Genauer gesagt war es die Polizeihauptkommissarin der Polizeiinspektion Cottbus/Spree-Neiße Kati Prajs, die den Aufkleber kreierte. Er ist zum Anbringen an der Wohnungstür vorgesehen und steht nicht nur Senioren zur Verfügung.
Kati Prajs hatte die Idee beim letzten Deutschen Präventionstag. Da hatten Kollegen aus Gelsenkirchen und Bremen ein Schild mit, das sich alte Menschen von außen an die Türklinke hängen können. Das Schild wies eine gewisse Ähnlichkeit mit den wohlbekannten „Bitte-nicht-stören“-Schildern in Hotels auf. Die 38-Jährige empfand aber ein solches Schild an der Klinke der Wohnungstür als störend. Deshalb überlegte sie sich eine Alternative, die schließlich ein Aufkleber wurde. Er wird in Augenhöhe an der Wohnungstür angebracht. Die gelbe Farbe ist als Warnsignal zu verstehen. Auf dem Aufkleber stehen der Polizei-Notruf und die Telefonnummer der Cottbuser Polizeiinspektion. Aber das ist nicht alles: Komplettiert wird die Aufschrift des Aufklebers von Verhaltensregeln, die im Grunde jeder kennt, aber gelegentlich ganz gerne einmal vergisst. So liest man zum Beispiel darauf „Ich lasse keine Fremden in die Wohnung!“ oder „Ausweise gründlich prüfen“. Letzterer Hinweis zielt darauf ab, dass sich Trickbetrüger oftmals als Amtspersonen ausgeben.
Polizeihauptkommissarin Prajs betont noch einmal ausdrücklich, dass der Aufkleber nicht nur für Senioren gedacht ist. Ältere Menschen sehen sich zwar bei Straftaten als am meisten gefährdet an, die Zahlen sagen aber etwas anderes. Dort liegt nämlich der Anteil der älteren Opfer bei etwa acht Prozent. Der Aufkleber sei daher ebenfalls für jüngere Menschen und sogar Kinder sinnvoll. Natürlich soll man nicht erst beim Klingeln an der Tür lesen, was auf dem Aufkleber steht, der gelbe Aufkleber soll vielmehr wie ein Achtungszeichen wirken.
Gemeinsam mit dem Opferverein „Weißer Ring“ hat die Polizeiinspektion 15.000 Aufkleber drucken lassen. Erhältlich sind sie kostenlos bei den Polizeirevieren der Polizeiinspektion Cottbus/Spree-Neiße und den Einwohnermeldeämtern. Außerdem liegen sie einem Cottbuser Veranstaltungsmagazin bei.
Vom Sinn der Aufkleberaktion will Kati Prajs ihre Kollegen bei einem Treffen der Präventionsbeauftragten aller märkischen Inspektionen überzeugen, damit diese bald in ganz Brandenburg und vielleicht sogar bundesweit eingeführt werden. Eine gute Idee ist es auf alle Fälle.
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