Fahrräder sind ein begehrtes Diebesgut. Das Schloss kann noch so sicher sein, es genügen nur fünf Minuten beim Bäcker und der Drahtesel ist auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Die Aufklärungsquote der Polizei ist relativ gering. Häufig werden die einzelnen Teile des Rads verkauft, das Wiederfinden eines kompletten Fahrrads ist selten. Steht der Wiederverkauf desselben im Vordergrund, handeln die Diebe schnell und entkommen dadurch dem Zugriff der Ordnungshüter. Zudem ist ein Fahrrad von einem Außenstehenden längst nicht in der Art wiedererkennbar, wie es bei einem Auto der Fall ist. So bleibt den Betroffenen in der Regel nichts anderes übrig, als eine Neuanschaffung vorzunehmen. Besonders ärgerlich ist der Diebstahl bei einem teuren Rad, welches mehrere hundert oder gar tausende Euros gekostet hat.
Im Kreis Minden-Lübbecke ist seit einiger Zeit ein Präventionsprojekt in Gange, was den Diebstahl von Fahrrädern verhindern soll. Das Projekt trägt den Namen „Kein Fahrrad ohne Nummernschild“ und wurde als Modellprojekt am 8. Juni 2010 von der Kreispolizeibehörde Steinfurt in Nordrhein-Westfalen ins Leben gerufen. Natürlich ist ein starres Nummernschild wie bei einem Auto an einem Fahrrad schlecht anzubringen, dennoch ist es in Form eines Aufklebers möglich.
Ende Juni 2013 ging nun das Projekt in Petershagen an den Start. Der Ort mit seinen rund 25.000 Einwohnern ist die vierte Stadt, die sich an der Aktion beteiligt. Zuvor wurde diese in Porta Westfalica, Minden und Bad Oeynhausen begonnen. Am Rathaus in Lahde wurde am 29. Juni um 10.00 Uhr das erste Rad in Petershagen mit dem schwer ablösbaren Aufkleber ausgestattet. Auf ihm befindet sich ein Code, der das Fahrrad unverwechselbar und im Falle eines Diebstahls besser auffindbar macht. Für die Kennzeichnung mit dem Aufkleber melden sich Interessenten zwecks einer Terminabsprache direkt bei der Polizeiwache. Hier werden nun auf einer Karte die persönlichen Daten des Besitzers sowie die Daten zum Rad erfasst, anschließend wird der Aufkleber aufgebracht. Unter anderem werden auf der Karte das Kennzeichen und die Nummer des Fahrradrahmens vermerkt. Möglich ist die Kennzeichnung von Montag bis Freitag, jeweils von 7.30 bis 16.00 Uhr und am Wochenende von 12.30 bis 21.30 Uhr. Zur Registrierung sind der Personalausweise und die Rechnung des Fahrrads erforderlich. Ist letztere nicht vorhanden, wird über den Polizeicomputer ein Datenabgleich vorgenommen. Sofern kein anderer Eigentümer dabei ermittelt wird, was letztendlich unschöne Konsequenzen für den aktuellen Besitzer nach sich zieht, kann die Registrierung durchgeführt werden.
Die ganze Aktion ist kostenlos.
Der Landrat Dr. Ralf Niermann kann in dieser Beziehung bereits mit konkreten Zahlen aufwarten. Mehr als 2.000 Fahrräder wurden bereits codiert. Aus den drei anderen Städten, wo das Projekt schon vor einiger Zeit startete, ist bereits ein Rückgang bei den Fahrraddiebstählen zu bemerken. Allerdings trifft das nur auf die gekennzeichneten Räder zu. In Minden wurden seit dem 1. September 2012 gerade einmal sieben von den 1.553 registrierten Fahrrädern gestohlen. Jener ist auffällig und macht das Rad für einen Wiederverkauf ungeeignet. Bad Oeynhausen meldete bisher 274 codierte Räder und Porta Westfalica 260. Die Aufkleber sind mit einer speziellen Sicherheitsfolie versehen. Dadurch können sie nur mit äußerster Mühe wieder entfernt werden. Das wirkt auf Diebe abschreckend. Aufwand und Nutzen stehen in keinem Verhältnis zueinander, sofern überhaupt von Nutzen die Rede sein kann. Schließlich ist das mit dem Aufkleber ausgestattete Fahrrad unverkäuflich.
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