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Eine erste Bilanz nach neun Monaten Aufkleber für Umweltzonen

Seit Januar ist das Anbringen einer Feinstaubplakette am Auto vor der Einfahrt in die große Umweltzone Ruhrgebiet Pflicht. Neun Monate danach gilt es, eine erste Bilanz zu ziehen.

In Deutschland werden vermehrt Umweltzonen eingerichtet. Sie dienen der Feinstaubreduzierung und sollen nachhaltig eine Verbesserung der Luftqualität bringen. Besonders in Ballungsräumen wie etwa dem Ruhrgebiet verspricht man sich von dieser Regelung einiges. Dort muss seit Januar eine Feinstaubplakette sichtbar machen, in welcher Emissionsklasse das Fahrzeug unterwegs ist. Fehlt diese Plakette, drohen empfindliche Strafen. Trotzdem ist das Umweltbewusstsein oder die Pflicht zum Tragen des Aufklebers noch längst nicht in den Köpfen der Leute angekommen.

Die Politessen des Ruhrgebietes achten jetzt nicht mehr nur auf die Parkscheine hinter den Autoscheiben, sondern ebenfalls auf die Feinstaubplakette und da gab es im letzten Dreivierteljahr eine Menge Aufschreibbedarf. Bereits mehr als 5.500 Bußgeldverfahren wurden eingeleitet. Als Strafe drohen ein Bußgeld von 40 Euro und ein Punkt in Flensburg. Sie werden fällig, wenn man sich ohne Plakette oder mit einer falschen Plakette in eine Umweltzone begibt. Letzteres trifft beispielsweise zu, befährt man mit einem roten Aufkleber einen Bereich, in dem nur gelbe oder grüne Feinstaubplaketten erlaubt sind. In manchen Orten kann es dagegen auch mit der Plakette in der richtigen Farbe zu einer Geldstrafe kommen. In Herne werden auch „unzureichende Plaketten“ – dazu zählen das Vorhandensein von zwei Aufklebern oder eine Plakette, auf welcher ein falsches Kennzeichen eingetragen ist – erfasst und mit einem Verwarnungsgeld zwischen fünf und 35 Euro bestraft.

 

Angesichts der Tatsache, dass die Gemeinden aufgrund mangelnder Beschilderung erst seit Kurzem kontrollieren können, ist die Zahl der bisher erwischten Plakettensünder enorm. Am fleißigsten war die Stadt Hagen mit 2.500 eingeleiteten Verfahren. In Oberhausen waren es 843 und in Herne 709 Verfahren. Allesamt stammen sie aus dem ruhenden Verkehr, also werden lediglich gegen Besitzer von parkenden Autos verfolgt. Der rollende Verkehr kann bisher nicht kontrolliert werden. Vor allem die LKWs stechen dabei den Verantwortlichen bei den Ämtern der Städte ins Auge. Sie fahren nach wie vor durch alle Umweltzonen, ohne auf die Plakettenpflicht zu achten. Selbst Fahrverbote wie in Dortmund werden massiv missachtet. Zur Rechenschaft können die Brummifahrer kaum gezogen werden.

Erheblichen Nachholbedarf haben auch die Bewohner ländlicher Regionen, die sich ins Ruhrgebiet aufmachen. Sie wissen zum größten Teil gar nicht, dass eine Plakette erforderlich ist und die nächste Verschärfung der geltenden Regelung ist schon in Sicht: Ab Januar nächsten Jahres ist es Autos mit roter Plakette vollkommen untersagt, in die Umweltzone einzufahren. Dann werden die Verstöße weiter zunehmen, sind sich Experten einig.

Umweltzonen sind in Europa nichts Neues. Sie sind außer in Deutschland weiterhin in den Niederlanden, Schweden und dem Vereinigten Königreich zu finden. Insgesamt gibt es in elf Ländern mehr als 300 Umweltzonen und weitere werden folgen, obwohl es sowohl Befürworter als auch Gegner dieser Zonen gibt. Gerade in Deutschland brennt eine heftige Dauerdebatte zu dem Thema Umweltzonen, wo namhafte Institute und Personen mit Kritik an den geltenden Regelungen nicht sparen. Zudem wurden zahlreiche Studien durchgeführt, die zum Teil ergeben, dass sich die Belastung mit Feinstaub nicht verändert hat.

Die Umweltzonen werden außerdem Niedrig-Emission-Gebiete oder auf Englisch Low-Emission Zone genannt. In den Vereinigten Arabischen Emiraten läuft derzeit der Ansatz zu einer Zero (Null) – Emission-Zone. Das Stadtbauprojekt Masdar soll ganz ohne Autos mit Abgasen auskommen. Dort sind lediglich Elektrofahrzeuge erlaubt.

Bildquelle: © Gisela Peter / Pixelio.de