Über 230 Aufkleber auf einem kleinen Auto, das gibt es wirklich. Einen Mann aus Hohenlimburg, einer Stadt an der Grenze vom Ruhrgebiet zum Sauerland, hat die Sammelleidenschaft gepackt und die lebt er auf seinem Twingo aus. Mehr als 230 Aufkleber in allen möglichen Formaten zieren das Gefährt. Platz ist noch genug, meint der Besitzer. Ständig gibt es Nachschub, von der Familie, Freunden und Bekannten aus der ganzen Welt. Erst kürzlich kamen per Post zwei neue Aufkleber aus Portugal. Natürlich werden auch sie in naher Zukunft auf dem Twingo platziert.
Ein solch einmaliges Auto fällt auf, sogar in Berlin, wo die Menschen wahrlich genug verrückte Dinge sehen. Bei einer Reise in die Hauptstadt konnte Günter Krämer, der Besitzer des Wagens, einige Blicke auf sich ziehen. Auch auf der Autobahn im Stau ist das Fahrzeug ein Hingucker. Krämer wird oft angesprochen oder erntet ein Lächeln, noch nie hat es negative Reaktionen gegeben. Selbst seine Arbeitskollegen unterstützen ihn beim Sammeln und bringen ihm Aufkleber mit. Steht über allem letztendlich die Frage, wie Krämer zum Sammeln und Anbringen von Aufklebern auf seinem Auto gekommen ist.
In den 1970er- und 1980er-Jahren war es nicht ungewöhnlich, dass auf den Hecks von Autos Aufkleber prangten. Die Zahl gestaltete sich allerdings in der Regel recht übersichtlich. Nur ausgewählte Sticker hatten das Recht auf einen Platz auf dem Auto. Meist mussten sie eine Lebensweisheit oder Gesinnung des Fahrzeugbesitzers wiedergeben. Heute geht man an die „Autokleberei“ noch sparsamer heran und entscheidet sich oft für kleine, dezente Exemplare. Wie kommt dann ein Mensch wie Günter Krämer dazu, sein Auto über und über mit Aufklebern zu versehen? Den Plan dazu hatte er eigentlich nicht, obwohl auch der Vorgänger bereits reichlich beklebt war. Doch dann kam er wieder in den Besitz eines Aufklebers, der nach einer besonderen Stelle geradezu verlangt und schon ging die Sammelei wieder los. Fast alle Aufkleber haben einen spaßigen Hintergrund, manche überbringen aber auch eine Botschaft, die dem Sammler am Herzen liegt, wie etwa faire Arbeitsbedingungen, gefordert von der IG Metall, oder der Aufruf gegen Ausländerhass.
Anfangs gab es schon ein paar skeptische Stimmen, was die Sammelleidenschaft des 45-jährigen betraf. Vor allem die Tatsache, dass das Auto mit den vielen Aufklebern wohl nicht für einen Wiederverkauf geeignet wäre, beschäftigte das Umfeld des Sammlers. Dieser dachte aber gar nicht daran, sein Fahrzeug weiter zu verkaufen. Für ihn ist ein Auto ein Gebrauchsgegenstand, welches er bis zum letzten Tag fährt. Den Twingo hatte er einst wegen der Abwrackprämie gekauft. Das ist jetzt vier Jahre her und genau jene Zeitspanne hat ausgereicht, um den neuen Wagen mit den mehr als 230 Aufklebern zu versehen. Es werden auf alle Fälle noch mehr, da ist sich Krämer sicher. Einfach ist es jedoch nicht, passende Aufkleber zu finden. Häufig wird billiges Material verwendet, welches schnell verblasst und nicht wetterfest ist. Das sind für einen Autoaufkleber keine guten Voraussetzungen. Demzufolge muss Krämer auf eine entsprechende Qualität achten. Seine Freude am Sammeln trübt das nicht. Schließlich gibt es noch genug freie Stellen auf seinem Twingo und er wird das Auto auch noch viele Jahre lang fahren.
Bildquelle: © Tanja Müller / Pixelio.de