Echtes Handwerk, bei dem es auf Kreativität und Geschick ankommt, ist heute selten geworden. Vieles wird von Maschinen übernommen, die von Computern gesteuert werden und ein ums andere Mal zuverlässige Ergebnisse liefern. Auch bei Druckerzeugnissen hat die Digitalisierung schon lange Einzug gehalten. Kommt ein neuer Film in die Kinos, erscheinen monatelang vorher Plakate, die Schlüsselszenen und die Hauptdarsteller zeigen. Sie werden natürlich in einer Druckerei nach einer digitalen Vorlage erstellt. Doch wie war das früher? Immerhin begann das Zeitalter der Kinos in den 1920er Jahren. Da gab es zwar ebenfalls bereits Druckmaschinen, das Anfertigen von Kinoplakaten lag aber in der Hand von wahren Künstlern, den Kinoplakatmalern. Sie standen tatsächlich mit Pinsel und Farbpalette vor der Staffelei und brachten die Filmstars von Hand auf die Leinwand. Auch in der Gegenwart gibt es diesen Beruf noch. Angehörige desselben sind zwar selten, allerdings können sie sich über wachsendes Interesse freuen.
Die „Schauburg“ in Bremen ist beispielsweise ein deutsches Kino, welches auf in Handarbeit gefertigte Kinoplakate setzt. Beim Betreiber, einem Nostalgiker, kommen die neumodischen gedruckten Exemplare nicht gut an. Die handgemalten Plakate seines Hauses haben Kultstatus. Zur Freude der Kinoplakatmaler. Solange es Kinofilme und solche Kinobesitzer gibt, dürfte ihr Beruf nicht zu den aussterbenden gehören. Wenngleich es natürlich trotzdem schwer ist, sich gegen die digitale Konkurrenz durchzusetzen und der Beruf Seltenheitswert hat. Wer es allerdings als Kinoplakatmaler geschafft hat, kann zu Recht von sich behaupten, sein Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Plakatmalerei ist eine Passion, keine in drei Jahren erlernbare Fertigkeit. Man selbst muss natürlich Freude an der Kunst mitbringen und eine gewisse Portion an Kreativität. Gemalt wird nach Vorlage, dennoch bleibt immer Raum für eine persönliche Note.
Die Kunstwerke selbst haben nur ein kurzes Leben. Das macht den Reiz der Kinoplakatmalerei aus. Die Bremer „Schauburg“ ordert alle zwei Wochen ein neues Plakat. Dafür gibt es 400 bis 500 Euro für den Künstler. Nicht genug zum Überleben, sodass viele Kinoplakatmaler oft die Malerei nur nebenbei betreiben und ansonsten einem „seriösen“ Hauptberuf nachgehen, zum Beispiel als Grafikdesigner, oder außerdem Malkurse geben.
Anders sieht es in der bayerischen Landeshauptstadt München aus. Hier ist René Birkner als Plakatmaler für drei Kinos tätig. Damit sind seine Auftragsbücher so gut gefüllt, dass er nicht nur sich, sondern seine ganze Familie von der Plakatmalerei ernähren kann. Zudem muss er wesentlich größere Flächen füllen. Er malt unter anderem für das Filmtheater am Sendlinger Tor, das über eine Werbefläche von ungefähr 40 Quadratmetern verfügt. Da ist manche Nachtschicht fällig. Aber wennschon, für die Maler ist die Plakatmalerei eine Berufung und kein normaler Beruf. Sie gehen mit Leidenschaft an die Sache heran und voll in ihrer Tätigkeit auf.
Wie viele Maler für Kinoplakate es in Deutschland noch gibt, weiß niemand, nicht einmal die AG Kino. Deren Geschäftsführer schätzt die Zahl auf „höchstens eine Handvoll“. Von einem Aussterben des Berufs geht trotzdem niemand aus. Liebhaber handgemalter Kinoplakate wird es immer geben und das auch außerhalb Deutschlands. Hierzulande hat man vor allem in größeren Städten wie Bremen, München und Berlin die Möglichkeit, handgemalte Kinoplakate zu bewundern.
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