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Das Frankfurter Städel-Museum wird 200 – hier gibt es nicht nur Kunst auf Leinwand

Das Städel-Museum in Frankfurt am Main feiert dieser Tage seinen 200. Geburtstag. Von altbacken aber keine Spur. Ein Erfolgsrezept des Museums ist das Gehen mit der Zeit. Hier gibt es längst nicht mehr nur Kunst auf Leinwand zu sehen.

620063_web_R_K_B_by_Frank Dittmar_pixelio.deJohann Wolfgang von Goethe hatte die Ehre, Johann Friedrich Städel persönlich kennenzulernen. Er wurde gleich mehrfach von dem wohlhabenden Bankier und Gewürzhändler in dessen Wohnhaus am Frankfurter Roßmarkt eingeladen. Bei diesen Besuchen durfte Goethe natürlich auch die Kunstsammlung Städels bewundern. Schon damals umfasste diese fast 500 Gemälde sowie zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken, die auf zwei Etagen des Hauses zu sehen waren. Städel interessierte sich nicht nur für Kunst, er gab diese Leidenschaft auch an andere weiter. Auf Wunsch führte der Hausherr höchstpersönlich Kunstinteressierte durch seine Sammlung. Kurz vor seinem Tod war Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, eine der letzten, die dieses Angebot im Jahr 1816 annahm.

Städels Testament legte den Grundstein für ein öffentliches Kunstmuseum und eine Akademie für Kunst. Er war damit der erste Bürger, von dem derartige Institutionen im deutschsprachigen Raum ins Leben gerufen wurden. In der Gegenwart ist das Städel-Museum weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Es gehört zu den renommiertesten Kunstmuseen in Europa.

Goethe ist bis heute Stammgast in den Museumsräumen. Die wohl bekanntesten Bilder des Dichters sind hier ausgestellt, wie etwa das Portrait von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der den Beinamen Goethe-Tischbein trug. Der Abkömmling der hessischen Malerfamilie Tischbein fertigte das Portrait 1787 auf Goethes Romreise an. Das Gemälde “Goethe in der Campagna” von Tischbein ist gleichfalls im Städel ausgestellt. Es stammt aus einer Schenkung an das Museum.

Seit 2006 ist Max Hollein Direktor des Städel Museums. Bis 2018 geht sein gerade erst verlängerter Vertrag. Hollein versteht es hervorragend, modernes Marketing für eine für manche Menschen altbackene Materie zu betreiben. So kann man etwa im Vorfeld von Ausstellungen in Bäckereien spezielle Städel-Brote kaufen. Zudem werden in den Drogerien der Stadt hochwertige Fotodrucke von Kunstwerken des Museums angeboten. Mit ausgefallenen Ideen begeistert Hollein Leihgeber, Stifter und Besucher für „sein“ Haus. Einmal gelang es ihm, eine Erbin zur Verleihung einiger ihrer Stücke an eine Matisse-Ausstellung mit einer Sacher-Torte zu überzeugen. Die Exponate der derzeit laufenden Ausstellung “Die Geburt des Impressionismus” hat Hollein dagegen mit dem einen oder anderen Glas Rotwein im wahrsten Sinne des Wortes „lockergemacht“.

Eigentlich muss der jetzige Museumsleiter genau das Gleiche tun, wie seine Vorgänger vor hundert Jahren: Leih- und Geldgeber sozusagen inständig beknien, um ihm das Begehrte zu überlassen. Beispielsweise findet sich ein Nachweis aus dem Jahre 1910, wo der damalige Museumsdirektor Georg Swarzenski dem Frankfurter Bürgermeister mitteilt, dass es ihm gelungen sei, mit einem der „letzten noch lebenden Hauptmeister der Französischen Malerei des 19. Jahrhunderts in Verbindung zu treten“. Dadurch habe sich die Möglichkeit eröffnet, von diesen noch einige Werke zu bekommen. Unter anderem ist die Rede von Claude Monets „Das Mittagessen“. Das über zwei Meter hohe Bild auf Leinwand konnte Swarzenski für das Museum erwerben. Noch heute befindet es sich in dessen Besitz und ist eines der Highlights der aktuellen Impressionismus-Ausstellung.

Städel liebte die Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Museum allerdings blickt mittlerweile auf insgesamt 700 Jahre Kunstgeschichte zurück. Seit 2012 gibt es einen eigenen Bereich für die Gegenwartskunst. Er befindet sich in einem Erweiterungsbau. Der Clou daran: Der Bau liegt komplett unter der Erde. Für Tageslicht sorgen 195 Bullaugen. Digital wurde das Städel-Museum ebenfalls erweitert. Es gibt eine App und Online-Kunstgeschichtskurse. Im Museum selbst hat jeder Besucher freien Zugang zum Internet. Die “Digitale Sammlung” kommt pünktlich zum Geburtstag heraus. Mit ihr sollen alle Werke des Museums für jedermann kostenfrei im Netz abrufbar werden

Bildquelle: © Frank Dittmar / Pixelio.de