Bei Pop-Art werden alltägliche Dinge zu Kunst. Der bekannteste Vertreter dieses Kunststils dürfte Andy Warhol sein. Mit seinen gemalten Suppendosen wurde er weltbekannt. Hauptsächlich die Tomatensuppe wird mit dem Künstler in Verbindung gebracht. Wer aber genauer hinschaut, kann verschiedene Suppen erkennen.
Es ist übrigens ein Trugschluss, dass es sich bei den „Campbell´s Soups“ um sein Lieblingsessen handelte. Häufig wird angenommen, dass der Künstler aus Mangel an Zeit – oder aus mangelndem Kochvermögen? – täglich Dosensuppe verspeist hat. Das stimmt allerdings nicht. Vielmehr erhielt er diese Suppendosen mit einem Wert von jeweils 99 Cent als Bezahlung für seine Kunstwerke. Dabei hatte er sich ausgerechnet von den dafür abgegebenen Werken viel Geld und seinen Durchbruch in der Kunstszene erwartet. Später hatte er diesen dann auch noch, zwar mit anderen Motiven, doch die Suppendosen sind sein Markenzeichen geblieben.
Pop-Art entstand etwa zeitgleich in den USA und in England. Die Künstler ließen sich vom Alltag inspirieren. Was Warhol seine Suppendosen waren, waren für Roy Lichtenstein Comics. Er malte ebenfalls alltägliche Gegenstände beziehungsweise Szenen und versah sie ganz comictypisch mit Sprechblasen und Wörtern wie „Krawumm!“ oder „Peng!“.
Wichtigstes Kennzeichen der Pop-Art sind die grellen bunten Farben, in denen gemalt wird. Dagegen spielen die Motive eher eine nebensächliche Rolle. Sie müssen eben lediglich aus dem Alltag stammen. So wählte der eine Künstler Geldscheine als Motiv, während der andere Blumen auf die Leinwand brachte und wieder ein Anderer malte Kühe.
Ein weiterer Angehöriger der Pop-Art-Szene war der Künstler Richard Hamilton. Er formulierte zum Entsetzen der gesamten Kunstszene im Jahre 1957 die Maßstäbe, die seiner Ansicht nach Kunst zur damaligen Zeit zu erfüllen hatte: „Populär, massenproduziert, verbrauchbar, billig, witzig, sexy, spielerisch, auffallend, verführerisch.“ Da waren einige Attribute dabei, mit denen sich Künstler der alten Schule auf keinen Fall identifizieren konnten und wollten. So wurde die Formulierung von Hamilton dann auch als Skandal bezeichnet. Der Künstler stellte alle bisher geltenden Werte infrage, ja er erteilte ihnen sogar eine Absage. Bis dahin war Kunst Authentizität und Originalität. Sie hatte eine tiefergehende Bedeutung, sollte dem Betrachter etwas vermitteln. Vor allem war sie nicht jedem zugänglich, sondern zumeist nur einer ausgewählten Schicht vorbehalten.
Pop-Art dagegen war und ist anders. Sie soll(te) das Interesse aller wecken und für jeden bezahlbar sein. Das war ein kompletter Bruch mit den bisher geltenden Maßstäben. Dennoch setzte sich die Kunst durch. Seit mehr als 50 Jahren ist sie nunmehr fester Bestandteil der Kunstszene. Ganz haben die Künstler ihre Wurzeln aber nicht vergessen. Sie waren beispielsweise gelernte Plakatmaler oder Grafiker, hatten also durchaus die Grundzüge des Malens und Gestaltens gelernt. Die erworbenen Kenntnisse konnten sie vorzüglich mit in den neuen Kunststil hineinnehmen.
Dass ihnen dies gelungen ist, davon können sich Interessierte noch bis zum 11. Januar 2015 im Museum Ludwig in Köln überzeugen. Unter dem Titel „Museum Ludwig goes Pop“ werden zahlreiche Gemälde von Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Robert Rauschenberg und vielen anderen Pop-Art-Künstlern gezeigt. Das Museum verfügt dank dem Ehepaar Peter und Irene Ludwig über eine der international bedeutendsten Pop-Art-Sammlungen. Dabei waren die beiden Sammler anfangs geschockt von der neuen Kunstrichtung. Ihr Herz gehörte vorher der alten Kunst. Da war der Schritt zur Pop-Art schon ein sehr bedeutender, durch den sie mit alten Vorlieben brechen mussten. Doch schnell wurden sie zu Liebhabern der fröhlich-bunten Kunstwerke.
Bildquelle: © Dr. Stephan Barth / Pixelio.de