Die DEFA-Verfilmung „Nackt unter Wölfen“ nach der gleichnamigen Romanvorlage von Bruno Apitz aus dem Jahre 1963 ist bis heute ein Klassiker der Filmgeschichte. Der Roman war das erste Buch des 1979 gestorbenen Schriftstellers und sogleich sein erfolgreichstes. Es wurde in 30 Sprachen übersetzt und verhalf ihm zu weltweitem Ruhm. Lange Jahre gehörte das Buch zur Pflichtlektüre an deutschen Schulen. Es stellt einen Teil deutscher Geschichte dar, der zwar immer weiter zurückliegt, dennoch aber bei den neuen Generationen nie in Vergessenheit geraten darf. Für den Film war Bruno Apitz nicht nur als Drehbuchautor tätig, er stellte auch sein schauspielerisches Talent unter Beweis.
Inhalt des Buches und des Films ist das wohl größte Verbrechen, was jemals an der Menschheit verübt wurde: die Judenverfolgung durch die Nazis. Apitz war selbst davon betroffen. Er war von 1936 bis 1945 Häftling im berüchtigten Konzentrationslager Buchenwald. Sein Buch greift die Geschichte eines dreijährigen Jungen auf, der in einem Koffer in das KZ geschmuggelt wird. Sie spielt vom Februar bis April 1945, also in einem Zeitraum, wo vom Westen her die Hoffnung auf Frieden und Freiheit nahte. Dies war vielleicht der Grund dafür, dass einige der Häftlinge sich zusammentaten, um den Jungen vor dem sicheren Tod zu bewahren. Unter den damaligen, widrigen Umständen im Konzentrationslager ein einzigartiges Beispiel für Zusammenhalt und Freundschaft. Denn die Entscheidung, den Jungen zu schützen, bringt auch die Häftlinge in große Gefahr. Es droht nicht nur dem Kind der Tod, sondern auch allen, die sich um dessen Wohlergehen kümmern.
Der Roman orientiert sich am Leben vom Stefan Jerzy Zweig. Er war es, der im Alter von drei Jahren in das KZ Buchenwald kam. Für die Häftlinge wird der kleine Junge zum Sinnbild für das Überleben. Er führt ihnen vor Augen, wofür es sich lohnt zu leben, Kraft zu schöpfen und niemals aufzugeben. „Nackt unter Wölfen“ ist ein Film, in dem die Menschlichkeit über allem triumphiert. Es ist aber auch ein Film, der schonungslos über die Zustände in den von den Nazis aufgebauten Lagern berichtet.
Mitte April 2014 begannen die Dreharbeiten für die Neuverfilmung. Schon im Frühjahr 2010 war diesbezüglich ein Poster erschienen. Nun hat das Warten endlich ein Ende. Gedreht wurde unter anderem auf dem Boden des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald. Im Film wurden viele Szenen originalgetreu nachgestellt. Sie sind erschreckend authentisch und bringen die Gräueltaten der Deutschen im Zweiten Weltkrieg wieder in frische Erinnerung. Regie führte Philipp Kadelbach. Das Drehbuch stammt aus der Feder von Stefan Kolditz. Er nutzte den Originalroman von Bruno Apitz als Vorlage. Kadelbach erklärt über seine Motivation, diesen Film in Angriff zu nehmen: “Gereizt hat mich das Projekt, weil das exzellente, differenzierte Drehbuch von Stefan Kolditz die Geschichte aus einem neuen Blickwinkel erzählt. Der Film erlaubt dem Betrachter nur wenige kurze Augenblicke des Glücks, welche den Schmerz noch unerträglicher machen.” Zudem unterstützten Zeitzeugen und umfangreiche geschichtliche Recherche die Entstehung des Films.
Bis Juni 2014 wurde in Tschechien und Mitteldeutschland gedreht. Am 1. April 2015 feiert die Neuauflage von „Nackt unter Wölfen“ um 20:15 Uhr im Ersten ihre Premiere. Die Zuschauer dürfen sich auf eine hochkarätige Besetzung freuen. Beispielsweise sind Florian Stetter als „Pippig“, Peter Schneider als „Höfel“ und Robert Gallinowski als „Kluttig“ zu sehen. Das Einschalten dürfte sich auf jeden Fall lohnen.
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