Betrachtet man erfolgreiche Musicals wie „Dirty Dancing“ oder „König der Löwen“ gab es zuerst einen Kinofilm und anschließend wurde dazu ein Musical produziert. Bei “Les Misérables” ist es allerdings umgekehrt: Erst wurde das Musical auf den Bühnen der Welt aufgeführt, nun kommt es als Film in die Kinos und zwar mit einer absoluten Starbesetzung. Als Vorlage zum Musical und zum Film dient der Roman „Die Elenden“ (auf Französisch “Les Misérables”) von Victor Hugo aus dem Jahre 1862. Hugo befand sich zu der Zeit auf Guernsey im Exil. Obwohl die Handlung des Romans zum größten Teil frei erfunden ist, setzt sie sich doch kritisch mit den damals herrschenden Verhältnissen auseinander. Verpackt ist das Ganze als Liebesgeschichte mit einem Hauch von Abenteuer.
Schauplatz ist das Frankreich des beginnenden 19. Jahrhunderts, genauer gesagt eine Schiffswerft in Toulon im Jahre 1815. Hier leistet Jean Valjean, gespielt von Hugh Jackman, aufgrund einer Verurteilung wegen Brotdiebstahls Zwangsarbeit. Als er nach vielen Jahren endlich von Aufseher Javert (Russell Crowe) entlassen wird, irrt er auf der vergeblichen Suche nach Arbeit im ganzen Land umher. Als ihm ein Bischof Unterkunft gewährt, bestielt in Valjean und flüchtet. Doch seine Flucht ist nur von kurzer Dauer. Schnell wird er gefangengenommen. Zu seiner Überraschung steht der von ihm bestohlene Bischof auf seiner Seite und überlässt ihm sogar das Diebesgut als Geschenk. Das ist für Valjean ein Schlüsselerlebnis: Er beginnt endlich ein ehrliches Leben. Unter seiner neuen Identität als Monsieur Madeleine wird er Fabrikbesitzer und alles könnte endlich gut werden, würde ihn nicht seine Vergangenheit einholen. Der Aufseher Javert ist mittlerweile Inspektor und hat Valjean nicht vergessen. Nach vielen Jahren treffen die Beiden wieder aufeinander und es kommt zum Showdown.
Die Herausforderung, aus einem erfolgreichen Musical einen ebensolchen Kinofilm zu machen, war für Regisseur Tom Hooper (erhielt einen Oscar für seinen Film “The King’s Speech“) nicht leicht. Die Messlatte lag hoch. Gesang sollte auch in der Verfilmung eine wesentliche Rolle spielen. Die Umsetzung ist Hooper dennoch gelungen. An faszinierenden Bildern, Kostümen und Kulissen wurde nicht gespart. Der Film ist ein Augenschmaus und auch die Ohren können sich auf einiges gefasst machen. Hooper ging beim Gesang ebenfalls neue Wege: Er ließ seine Schauspieler live am Set singen. Das ist ein Novum, denn der Gesang wird üblicherweise vorher im Studio produziert und bei den Dreharbeiten als Playback wiedergegeben. Die Schauspieler hatten dadurch eine große Hürde zu nehmen, aber alle machten ihre Sache gut. Zwar ist der Gesang nicht perfekt, aber er macht die Geschichte noch glaubwürdiger.
Die weibliche Hauptrolle neben Jackman und Crowe wurde mit Anne Hathaway besetzt. Sie taucht zwar relativ selten als Fantine auf, allerdings tut sie dies umso nachhaltiger. Überzeugend ist hauptsächlich ihr Auftritt mit “I Dreamed a Dream”. In den Nebenrollen sind Samantha Barks, Amanda Seyfried, Eddie Redmayne, Sacha Baron Cohen und Helena Bonham Carter zu sehen. Auf dem Poster zum Film finden sie aber keinen Platz, sodass man schon ins Kino gehen muss, um ihr schauspielerisches Können zu bewundern. Alles in allem ist die Umsetzung des Musicals “Les Misérables” in eine Leinwandversion als geglückt zu bezeichnen.