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Mogelpackung des Jahres 2015 gewählt: Wenn Etiketten was anderes erzählen

714381_web_R_K_B_by_Denise_pixelio.de (2)Vom 4. bis 22. Januar rief die Verbraucherzentrale Hamburg zur Wahl der Mogelpackung des Jahres 2015 auf. Am Montag, dem 25. Januar, wurde der „Sieger“ bekanntgegeben. Insgesamt standen fünf Produkte zur Wahl. Das Rennen machte die Bebe Zartcreme von Johnson & Johnson. Mehr als 30 Prozent der Stimmen erhielt sie und dafür gab es mehrere Gründe.

Erst einmal wurde in den letzten drei Jahren drei Mal die Füllmenge in den verschiedenen Packungen verringert. Gab es anfangs noch Dosen mit 250 ml Inhalt, wurden später daraus 150 ml. Die 75 ml – Dosen wurden auf 50 ml reduziert, bei den 30 ml – Dosen kamen nur noch 25 ml hinein. An sich kein Grund zur Beanstandung, wenn gleichzeitig auch der Preis angepasst wird.

Hier allerdings war das Unternehmen eher spendabel als sparsam: In zwei Fällen blieben die Dosen gleich groß, sie wurden nur mit weniger Creme gefüllt. Für einen teureren Preis wurden aber letztendlich alle drei Dosen verkauft. Im Endeffekt ergab sich aus der Reduzierung der Füllmenge im Gleichschritt mit dem Anziehen der Preise eine bis zu 84-prozentige Preissteigerung.

Gemogelt wurde weiter bei den Etiketten. Dort tauchte nämlich plötzlich der Konservierungsstoff Phenoxyethanol auf. Bis dato kam die Bebe Zartcreme komplett ohne derartige Stoffe aus.

Geschummelt wird auch kräftig auf dem zweiten Platz, den sich mit 25,4 Prozent der Tassimo Latte macchiato classico von Jacobs Douwe Egberts sicherte. Der Ärger der Verbraucher ist hier ebenfalls berechtigt. Das Kaffeegetränk erlebte wie der Erstplatzierte eine Reduzierung der Füllmenge, zugleich ging die Qualität herunter. Anstelle von echter Milch ist nun eine Mischung aus verschiedenen Milchbestandteilen enthalten, die zudem nur mit dem Verdickungsmittel Gummi arabicum (E 414) zusammenhalten.

Dem drittplatzierten Heinz Curry Ketchup wurde gleichfalls eine Füllmengenreduzierung mit einer gleichzeitigen (wenn auch nur geringfügigen) Preiserhöhung zum Verhängnis. Bis zu 28 Prozent mehr muss der Verbraucher dafür zahlen. Über 20 Prozent der Abstimmungsteilnehmer hatten diesem Produkt ihre Stimme gegeben.

Für die viertplatzierte Zahnpasta Dentagard von Colgate Palmolive und den fünftplatzierten Herta Finesse Schinken von Nestlé sieht es zwar mit 11,2 Prozent beziehungsweise 10,6 Prozent etwas rosiger aus, doch schon allein die Nominierung für die Wahl zur Mogelpackung des Jahres sollte den Herstellern genug Anlass zum Nachdenken sein.

Bei der Zahnpasta muss man als Verbraucher schon sehr genau hinschauen, um eine Veränderung zu bemerken. Das Design der Tube ist das gleiche geblieben, die Rezeptur ebenfalls. Nur bei der Füllmenge stehen jetzt statt 100 nur noch 75 ml und diese ist nun auf der Rückseite der Tube aufgebracht. Das macht eine satte Preiserhöhung von über 30 Prozent, die sich ferner beim Herta Finesse Schinken ergibt.

Hier ging der Hersteller aber deutlich trickreicher vor. Im Gleichzug mit der Füllmengenreduzierung wurde auch der Preis gesenkt. Allerdings fiel die Preissenkung wesentlich geringer aus als die Verminderung der Füllmenge. Die Verbraucher haben es trotzdem bemerkt, wie die Verbraucherzentrale Hamburg anlässlich der enormen Beteiligung an ihrer Abstimmung feststellen konnte. Mit den über 26.000 Teilnehmern wurde eine sechs Mal größere Teilnehmerzahl gegenüber dem vergangenen Jahr erreicht.

Seit zehn Jahren führt die Verbraucherzentrale Hamburg nunmehr ihre Mogelpackungsliste, die mittlerweile 114 Seiten umfasst und in der schätzungsweise 1.000 Produkte verzeichnet sind. Die Liste kann im Internet eingesehen werden.

Bildquelle: © Denise / Pixelio.de