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Am vergangenen Wochenende gab es Kunst auf Leinwand bei der „Artthuer“

28701_web_R_K_by_Paul-Georg Meister_pixelio.deVom 7. bis 9. November 2014 fand in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt die Kunstmesse „Artthuer“ statt. Mehr als 5.000 Besucher nutzten die Gelegenheit, um an zahlreichen Ständen die Kunst der Gegenwart zu bewundern. Und da wurde einiges gezeigt. Längst sind Ölgemälde auf Leinwand nicht mehr das Einzige, was unter Kunst zu verstehen ist. Gerade im letzten Jahrhundert hat die Kunst eine enorme Wandlung vollzogen. Die „Artthuer“ ist der beste Beweis dafür. Neben Leinwandkunst gab es dann dementsprechend auch Skulpturen, Plastiken, Grafiken, Fotografien, Videos und sogar Schmuck in der Erfurter Thüringenhalle zu bestaunen.

Künstler und Besucher schätzen an der Messe vor allem das familiäre Ambiente. Mit seinem Lieblingskünstler einmal ein persönliches Gespräch führen? Hier ist es möglich. Manche Künstler sind schon über zehn Jahre dabei. Sie kommen nicht nur aus Thüringen, sondern mittlerweile aus ganz Deutschland. Sogar aus dem Ausland konnten bereits Aussteller und Besucher begrüßt werden. Viele kennen sich von früheren Ausstellungen. Manch einer kommt nur wegen eines bestimmten Künstlers hierher. Es wird gefachsimpelt und auch verkauft, wobei Letzteres nicht zwangsläufig an erster Stelle steht. Die meisten Geschäfte beziehungsweise Geschäftsbeziehungen ergeben sich erst im Nachhinein, weiß ein langjähriger Aussteller zu berichten.

Natürlich werden ebenfalls Preise vergeben. Jedes Jahr wird der mit 5.000 Euro dotierte Kunstpreis der „artthuer – Kunstmesse Thüringen“ verliehen. In diesem Jahr wurde die Grafikerin Sabine Rittweger aus Eisenach als Preisträgerin ausgewählt. Ihr Projekt – ein großformatiges Eitempera-Bild von zwei Stühlen – entstand nach ihrer Rückkehr aus Berlin vor zwei Jahren. Dort war Rittweger als Thüringer Stipendiatin der bildenden Kunst. Von der Inspiration des quirligen und vielfältigen Lebens in der deutschen Hauptstadt zehrt sie noch heute. Trotzdem möchte sie nicht woanders arbeiten. In Thüringen sei die Kunstszene überschaubar und die Atmosphäre gut, sagt sie. Allerdings ist es nach der Wiedervereinigung Deutschlands schwerer geworden, von der Kunst zu leben. Das liege vor allem an den gestiegenen Lebenshaltungskosten. Den Publikumspreis erhielt die Meininger Bildhauerin Claudia Katrin Leyh.

Ein paar Stände weiter stellt eine pensionierte Augenärztin aus Erfurt ihre Kunstwerke aus. Ihre „Plantagrafien“; wie sie selbst ihre Bilder nennt, zeigen Pflanzen, aber auf eine nicht alltägliche Art. Der Fokus liegt auf den grafischen Strukturen der Pflanzen. Um diese zu erkennen, muss man schon sehr genau hinschauen. Die Künstlerin tat das. Sie fotografierte Pflanzen stark vergrößert und fertigte sogar Röntgenbilder von ihnen an. Teilweise kam dafür Kontrastmittel zum Einsatz. Entstanden sind einzigartige Bilder, die Blumen und Pflanzen aus einer äußerst seltenen Betrachtungsweise zeigen.

Die „Artthuer“ hielt für Groß und Klein Spannendes bereit. Es gab Präsentationen, Perfomances, Kunstaktionen, Vorträge, Gesprächsrunden, Führungen für Schüler und zahlreiche Angebote für Kinder. Wie in vielen anderen Bereichen mangelt es auch der Kunstszene an Nachwuchs. Unverständlich für die Künstler. Immerhin steht den jungen Talenten die ganze Welt offen. Selbst Stipendien in New York sind nicht mehr unerreichbar, wie es zu Zeiten des geteilten Deutschlands der Fall war. Dennoch scheint sich kaum jemand für das Verdienen seines Lebensunterhalts als Künstler zu interessieren. Aufträge für diese kommen von Privatleuten und öffentlichen Institutionen. Gerade Thüringen investierte nach der Wende einiges an Geld in die Kunst. Deshalb fühlen sich die Künstler im Freistaat ausgesprochen wohl.

Bildquelle: © Paul-Georg Meister / Pixelio.de