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Rettungsgasse dank Aufkleber – wie die Idee eines Mannes Menschenleben rettet

594195_web_R_K_B_by_Jens Märker_pixelio.deHeiko Feist ist begeisterter Motorradfahrer und außerdem Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Er weiß deshalb zur Genüge, was auf deutschen Autobahnen los ist. Als er sich eines Morgens im Bad auf seine Schicht als Motorradstreife des BRK vorbereitete und dabei in seinem Kopf das Verkehrsaufkommen auf der A96, der A7 und der A8 sowie die damit verbundenen Wege zu den diversen Unfallstellen vor sich sah, kam ihm die Idee für das „Projekt Rettungsgasse“. Grundlage bildete die Frage, wie man die Autofahrer dazu bewegen kann, eine Gasse für die Retter zu bilden. Die Lösung erschien Feist genauso einfach wie verblüffend: Er entschied sich für einen Aufkleber auf der Heckscheibe von Autos mit der Aufschrift „Bei Stau Rettungsgasse frei halten“. Dazu jeweils einen nach rechts und links weisenden Pfeil. Fertig war die unmissverständliche Aufforderung für Autobahnnutzer, die im Stau stehen.

Anfangs war das Projekt nur im kleinen Rahmen vorgesehen. Der BRK-Mitarbeiter hatte für sich selbst, für seine Lebensgefährtin und für einige Bekannte einen entsprechenden Aufkleber gefertigt. Allerdings blieb die Idee nicht lange unentdeckt. Ein Einsatzfotograf sah den Aufkleber an der Heckscheibe von Feist und begeisterte sich sofort für die Aktion. Die Beiden schlossen sich zusammen und stellten ein Foto des Aufklebers auf ihren Facebookseiten ein. Es schien, als hätte die Gemeinschaft nur auf jemanden gewartet, der das Zepter in die Hand nimmt und Taten sprechen lässt. Immer mehr begeisterte Nutzerkommentare kamen zusammen und immer mehr User fragten, wo man den Aufkleber erhalten könne. Am 12. Februar 2014 schließlich bekam das „Projekt Rettungsgasse“ seine eigene Seite in dem bekannten Sozialen Netzwerk. Mittlerweile bekennen sich auf Facebook fast 10.000 Menschen dazu.

Bislang kostet ein Aufkleber acht Euro. Der relativ teure Preis resultiert aus der ursprünglich geplanten Auflage in geringer Stückzahl. Inzwischen haben aber schon über 2.000 Menschen bundesweit Interesse daran angemeldet. Das Projekt entpuppt sich zur Freude des Initiators als Selbstläufer. Feist hat dementsprechend mit Verhandlungen über eine höhere Auflage begonnen, die zugleich einen geringeren Preis für den einzelnen Aufkleber mit sich bringt. Außerdem arbeitet er gemeinsam mit seinen Unterstützern an einem Flyer zum Projekt.

Aber der Aufkleber allein reicht nicht aus, um eine schnellere Hilfe am Unfallort zu gewährleisten. Diese Erfahrung musste Feist ebenfalls schon machen. Als es kürzlich auf der A8 krachte und sich ein Rückstau von 20 Kilometer Länge bildete, hätte auch sein Aufkleber wegen der Unfallstelle im Baustellenbereich nicht viel ausrichten können. Hier war es zu eng zum Bilden einer Rettungsgasse. Im Endeffekt wurden die Ersthelfer mit einem Rettungshubschrauber zur Unfallstelle gebracht. Glücklicherweise waren zwei Personen nur mittelschwer verletzt. Bei anderen Unfällen gehe es oft um Minuten, die über Leben und Tod entscheiden, gibt der Rot-Kreuz-Mitarbeiter zu bedenken. Er ist verwundert, warum auf eine solch simple Idee bisher niemand in der Politik oder in einem Automobilclub gekommen ist. Feist selbst haben dafür nur wenige Minuten unter der Dusche ausgereicht und sogar für die Verbreitung seiner Idee musste er nur wenig Zeit aufwenden. Die Menschen jedenfalls sind offen dafür und bereit, durch die Bildung einer Rettungsgasse aktiv Menschenleben zu retten.

Bildquelle: © Jens Märker / Pixelio.de