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Kunst auf Leinwand, die ihre Inspiration in einem Luftschutzbunker hatte

Luftschutzraum-Hinweis, Stgt. / DIA-ScanUlrike Redlich-Kocks hat den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt. Als Kind saß sie gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer Oma und ihrem kleinen Bruder, der noch ein Säugling war, im Luftschutzbunker an der Arnulfstraße und hörte die Bomben fallen. Genau erinnert sie sich an die Enge und die stickige Luft im Bunker und an das regelmäßig in ihr aufsteigende Verlangen, ins Freie zu laufen und durchzuatmen. Doch das ging nicht und so musste das Mädchen eine andere Möglichkeit finden, um seine Kindheitserlebnisse zu verarbeiten. Die Kunst war es schließlich, die ihm diese Chance bot. Aktuell zeigt die Düsseldorfer Künstlerin 50 ihrer Arbeiten im Untergeschoss der Bunkerkirche St. Sakrament, darunter Gemälde auf Leinwand, Installationen, Skulpturen und Fotografien. Alle befassen sich mit der zwiespältigen Bedeutung eines Luftschutzbunkers, der einerseits einen sicheren Ort darstellte, andererseits für Redlich-Kocks ein Ort der Enge und Angst war. Über allem steht das Thema der existenziellen Bedrohung des Menschen durch äußere Gefahr und innere Not.

“Aus der Tiefe ans Licht” lautet der Titel der Ausstellung. Ein Zeichen der Hoffnung, die während des Rundgangs immer wieder aufkeimt. An den Kirchenraum schließt sich allerdings erst einmal eine etwas düstere Aussicht an. Durch eine Tür geht es auf die Turmrampe und diese führt unwiderruflich in die Tiefe. Dabei wird der Besucher von wenig lebensbejahenden Bildern begleitet. Gespachtelte blaugraue Totentanzbilder zieren die Wände. Die Künstlerin dazu: „Wir sind alle dem Tod geweiht. Egal welche Bedeutung ein Mensch hat, im Tod sind wir alle gleich.” Am Ende der Rampe wird es bunter und farbenfroher, jedoch nicht weniger bedrohlich. Es öffnet sich ein Raum, in dem die Farben Gelb, Rot und Schwarz vorherrschend sind. Sie stehen für Emotionen, vermitteln auf der einen Seite Bedrohung und Gefahr, auf der anderen Seite aber stehen sie für Licht und Hoffnung. Hier schlägt Redlich-Kocks eine Brücke zu aktuellen Ereignissen, zu Kriegen, die heute toben, wie zum Beispiel ihre Arbeit „Bagdad“, die den seit langer Zeit schwelenden Nahostkonflikt aufgreift.

Im “Meditationsraum” spielen menschliche Empfindungen wiederum die Hauptrolle. Zwölf Monotypien stehen sinnbildlich für menschliches Verhalten. Thematisiert werden unter anderem Zuversicht, Trauer, Verzweiflung und List. Den Mittelpunkt bilden dicht beieinanderstehende Figurinen als Symbol für Enge und Angst. Außerdem beinhaltet die Ausstellung Zellen, die mit bröckelnden rissigen Wänden das Elend von Krieg und Zerstörung wiedergeben. Jede Zelle ist mit einem Bild versehen. Jenes steht im Dialog mit dem Kunstwerk in der gegenüberliegenden Zelle. Sie sollen anregen zu einer Auseinandersetzung mit Trauer, Liebe und Hoffnung. Die Wände des Flurs zwischen den Zellen tragen Fotos mit Detailaufnahmen von verwitterten und rostigen Oberflächen. Sie hat die Künstlerin als “Erholung von der Konfrontation in den Zellen” dort platziert.

Zurückkehren ins normale Leben lässt Redlich-Kocks die Besucher ihrer Ausstellung dann doch mit weniger düsteren Aussichten: Die letzte Station des Rundgangs ist ein rot-weißes Foto, welches den Ausstellungstitel “Aus der Tiefe ans Licht” symbolisiert. So mancher wird bestimmt auch froh darüber sein, dass er nach diesem Ausflug in die Schrecken des Krieges wieder in das Licht seiner vermeintlich friedlichen Welt kommt. Dennoch ist die Ausstellung unbedingt einen Besuch wert. Die Ausstellung in der Bunkerkirche ist bis zum 5. Oktober 2014 zu sehen.

Bildquelle: © Albrecht E. Arnold / Pixelio.de