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Die DRR und ihre Kunst

83987_web_R_K_B_by_C. Nöhren_pixelio.de (2)Mit viel Furor und ohne jede Angst haben sich Nonkonformisten von der Diktatur abgearbeitet und das ist eine wahrhafte Entdeckung, die gezeigt werden muss. Hat auch der Martin-Gropius-Bau so gesehen und zeigt Werke der DRR Kunst von 1976-1989.

In Betrachtung der Geschichte von 1976 muss man erkennen, dass über dieses Jahr eigentlich wenig erzählt wird. Und der Kunsthistoriker Christoph Tannert will das nun ändern. Gemeinsam mit dem Leiter des Bahnhofs Museums Hamburgs kuratiert der Kunsthistoriker die Ausstellung in Berlin unter dem Namen „Gegenstimmen. Kind in der DRR. 1976 bis 1989“.

Es handelt sich um eine Zeit, in der es eine Wegscheide gab. Da waren die einen, die ihren ganzen Mut bewiesen haben und die andere Seite, wo sich angepasst wurde. Im Jahr 1976 hat die Ausbürgerung von Wolf Biermann, dem Liedermacher, stattgefunden. Die Unangepassten werden mit „Gegenstimmen“ vereint. Einer von ihnen ist auch Hans Scheuerecker, der Maler aus Cottbus.

Der Kurator beschrieb den Maler als angstfrei, verrückt und sinnlich mit vielen Impulsen. Weiter sagt er auch, dass Scheuerecker „das Epizentrum der Subkultur in der Provinz“ sei. Cottbus ist die einzige Stadt in der in der Künstlerszene Aufmüpfigkeit und Freiheit kein Problem waren.

Die Ausstellung in Berlin zeigt, dass die Künstler angstlos waren und nicht wie der Staat bedroht und eingeengt, sondern frei. Sie haben sich etwas gewagt haben Kritik ausgeübt und nicht ständig die Gedanken an die Revolution. Heute noch kann man sehen, wie die Werke ihre Kraft entfalten, was nicht zuletzt an den Kuratoren liegt. Es wird nicht der Blick auf die kulturhistorischen Einordnungen versperrt.

Vereint werden bei der Ausstellung rund 160 Werke von insgesamt 80 Künstlern. Dabei kann man sich auf verschiedene Sparten freuen. Sowohl die Malerei auf Leinwand als auch die Fotografie und Skulpturen sowie Performances und Installationen sind hier zu bestaunen. Zu den Künstlern gehören unter anderem Angela Hampel, Sybille Bergemann, Trak Wendisch oder Hans-Hendrik Grimmling. Sie alle haben dem System den Rücken gezeigt und dabei ihren persönlichen Ausdruck gefunden. Die Konventionen haben sie ausgelotet und sie mit ihrer Kunst verlassen.

Tannert ist diese neue Bewertung der Zeit sehr wichtig, vor allem was die Ignoranz des Westens angeht, der die DDR nichts gut nachgesagt haben. Aus diesem Grund sieht Hans Scheuerecker die Ausstellung „Gegenstimmen“ auch als „großes Glück“, denn es werden die Gegenbewegungen der Politik mit ernsthafter guter Kunst dargestellt. Mit zwei seiner Werken ist er ebenfalls in der Ausstellung vertreten.

Auf großen Fotografien wird in der Ausstellung gezeigt, wie die Künstler eine Leinwand zu ihrem eigenen Körper machen, einklemmen, bearbeiten, malträtieren und so nicht nur Grenzen, sondern auch Scham und Schmerz überschreiten. Sowohl die des Publikums als auch die von sich selbst.
Gezeigt werden in einer Vitrine auch Briefmarken mit DDR-Kunst.

Gezeigt wird die Ausstellung, organisiert von der deutschen Gesellschaft, noch bis 26. September. Von Mittwoch bis Montag in der Zeit von 10 bis 19 Uhr kann man die „Gegenstimmen“ noch betrachten.

Bildquelle: © C. Nöhren / Pixelio.de

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Etiketten waren der Anfang des Museums für DDR-Produkte in Erfurt

Die gute alte Zeit! Nicht jeder im ehemals geteilten Deutschland erinnert sich mit Freuden daran. Doch ins Museum für DDR-Produkte in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt kommt man gerade aus diesem Grund. Der Besuch im privaten Museum von Gisela Bruchner ist tatsächlich wie ein Ausflug in die Vergangenheit. Die liebevoll eingerichtete Ausstellung in der Heinrichstraße 94 zeigt Exponate aus der DDR-Zeit in großer Menge. Inzwischen ist der Platzbedarf so enorm geworden, dass die Rentnerin ein ganzes Haus kaufen musste. Vorher war das Museum in der Paulstraße beheimatet. Jetzt findet man es in der Brühlervorstadt unter der bereits oben genannten Adresse.

In dem sanierungsbedürftigen Haus richtet Bruchner nun nach und nach ihr Museum ein. Das ist ein kosten- und zeitintensives Unterfangen. Vieles versucht die Museumsbetreiberin selbst zu machen, aber es gibt auch mindestens ebenso vieles, was durch Handwerker erledigt werden muss, die natürlich dafür bezahlt werden wollen. Das Geld ist knapp. Deshalb hat es auch noch keine richtige Eröffnung am neuen Standort gegeben. Trotzdem will Gisela Bruchner weiter sammeln und ihre gesammelten Werke der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Zum Verstauben in Kisten und Kästen sind diese zu schade, auch wenn zurzeit noch sehr viel Arbeit wartet.

Das Erdgeschoss ist schon zum größten Teil eingeräumt, aber hier und da fehlt noch etwas. So sucht man zum Beispiel nach einem Regal aus einem alten Dorfkonsum zur standesgemäßen Präsentation der Waren. Jeder Raum hat ein eigenes Thema. Das erste Obergeschoß ist wie eine Wohnung eingerichtet, welche man bei einem Rundgang bis in den kleinsten Winkel kennenlernt. Da gibt es ein Bad, eine Küche, ein Wohnzimmer und sogar ein Bibliothekszimmer mit einer Leseecke. Dort kann man es sich bequem machen und in alter „DDR-Literatur“ schmökern. Wer nicht sitzen möchte, kann sich an den Wänden Tapeten und Poster, aber auch Postkarten, Eintrittskarten oder Etiketten auf Tafeln anschauen. In Aktenordnern hat Bruchner sorgfältig Preisschilder, Gebrauchsanweisungen von Haushaltsgeräten und alte Quittungen eingeheftet, die man nach Herzenslust nach Bekanntem durchstöbern kann. Bisher ist zwar nicht alles ausgepackt, aber der Museumsbesucher bekommt trotzdem jede Menge Gelegenheit, in alten Erinnerungen zu schwelgen und einige Stunden im Museum zu verbringen.

Die Sammelleidenschaft brach bei Gisela Bruchner kurz nach der Wende in den 1990er Jahren aus. Anfangs sammelte sie nur Etiketten, später ärgerte sie sich darüber, dass vieles auf dem Müll landete, bloß weil es aus DDR-Zeiten stammte. Zur damaligen Zeit war sie noch berufstätig und konnte es nicht glauben, dass man beispielsweise Büros komplett ausräumte und das ganze Inventar erneuerte, bloß weil die Ära der DDR vorbei war. Sie fing also damit an, Dinge einfach aufzuheben.

Aktuell sind fast alle Exponate schriftlich erfasst. Es kommen aber auch immer wieder Sachen dazu. Im neuen Gebäude ist mehr Platz, sodass Bruckner zunächst für alles aus der DDR-Produktion offen ist. Sogar ein Original-Wartburg war schon einmal im Gespräch. An Ideen mangelt es der Museumsinhaberin nicht, aber sie hat nur zwei Hände. Gern würde sie die Arbeit mit ehrenamtlichen Helfern teilen. Diese dürfen sich jederzeit bei ihr melden. Interessenten steht das Museum für DDR-Produkte Mittwoch und Donnerstag von 10-18 sowie Samstag und Sonntag von 13-18 Uhr für einen Besuch offen.

Bildquelle: © Sven Grundmann / Pixelio.de