Categories
Leinwand

Bilder von Ernst Martin Kirchner auf Leinwand gibt es jetzt auch fürs Wohnzimmer

35451_web_R_K_by_Frank Vogelskamp_pixelio.de (2)Die Stadtbücherei Fehmarn beherbergt in ihrem Obergeschoss seit 20 Jahren eine Dokumentation über den Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner. Der gebürtige Aschaffenburger hatte zu der Insel eine ganz besondere Beziehung. Er verbrachte das Jahr 1908 und die Zeit von 1912 bis 1914 dort. Obgleich es sich lediglich um vier Jahre seines Lebens handelte, entstand auf Fehmarn ein Zehntel seines gesamten künstlerischen Lebenswerks.

Derzeit wird die Dokumentation in der Fehmarner Stadtbücherei erneuert. Dies nahm der ortsansässige Kirchner-Verein zum Anlass, um den Liebhabern des bedeutenden Expressionisten eine außergewöhnliche Gelegenheit zu bieten: Sie können die Reproduktion eines Werkes aus Kirchners Fehmarn-Zyklus im Klein- oder Großformat auf Leinwand erwerben und zwar gegen eine Spende für den Verein. Im Zuge der Neugestaltung der Dokumentation wird eine komplette Auswechslung der bislang an den Wänden zu sehenden Bildern vorgenommen. Eine ideale Chance für Kunstliebhaber, die nicht die erforderlichen finanziellen Mittel zum Erwerb eines Originals zur Verfügung haben!

Schon rund 1.500 Arbeitsstunden haben Christa Bänfer-Schellmann, Carmen Reinhardt und Dr. Joachim Schellmann in die Umgestaltung der Ausstellung investiert. Sie sind die drei Gründungsmitglieder des Vereins und können es nicht über das Herz bringen, die alten Bilder auf dem Dachboden einzumotten und dort dem Einstauben preiszugeben, wie Bänfer-Schellmann die nicht alltägliche Aktion begründet.

Die Künstler – neben Bildern von Kirchner gibt es auch Werke von weiteren Malern aus der Künstlergruppe „Brücke“ zu sehen – knüpften an die Realisierung des Wunsches nach einer Umgestaltung der Ausstellungsräume hohe Ansprüche. Sie widmeten sich zwar der Ölmalerei, die geprägt von tiefsatten Farben war, allerdings versahen sie die Leinwand mit einer matten Oberfläche, was für diesen Malstil eigentlich völlig untypisch ist. Die Druckereien, die die Leinwandreproduktionen herstellten, mussten etliche Probe abliefern, bis endlich alles passte. Damit die Bilder einheitlich und optimal zur Geltung kommen, werden sie in weiße Schattenfugen-Rahmen präsentiert.

Von den rund 120 Ölgemälden, die Kirchner in seiner Zeit auf Fehmarn erschaffen hat, möchte der Verein so viele wie möglich in der neuen Schau zeigen. Mit bislang 68 sind bereits mehr als die Hälfte der Werke vorhanden. Was nicht auf Leinwand an den Wänden zu sehen ist, kann zumindest als Poster in den eigens dafür erworbenen Ständern betrachtet werden. Zu den Gemälden gesellen sich diverse Skizzen und Zeichnungen des Künstlers.

Zum Verweilen lädt die gleichfalls neu gestaltete Leseecke die Ausstellungsbesucher ein. Wie sollte es anders sein: Auch hier dreht sich alles um das Leben und Schaffen von Ernst Ludwig Kirchner. Die Ecke wurde passend zum Erscheinungsbild der Ausstellungsräume mit weißen Möbeln eingerichtet und soll gleichzeitig ein Dankeschön für die Unterstützung durch die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei darstellen.

In den Vitrinen wurden die teilweise mit den Jahren ausgeblichenen Ausstellungsstücke durch neue ersetzt. Zu sehen sind nun seltene Postkarten des Künstlers, die einen Einblick in sein damaliges Lebensgefühl vermitteln. Der Verkauf von Postkarten mit Kirchner-Motiven bleibt über die Neugestaltung hinaus erhalten. Er ist weiterhin ein Bestandteil der Ausstellung.

Die Öffnungszeiten der neugestalteten Ernst-Ludwig-Kirchner-Dokumentation sind analog zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei. Diese hat von Montag bis Freitag von 9.30 bis 12 Uhr sowie von 14.30 bis 18 Uhr geöffnet. Am Mittwoch ist der Besuch lediglich am Vormittag möglich. Interessenten an einer Kirchner-Reproduktion sollten sich direkt an den Verein wenden.

Bildquelle: © Frank Vogelskamp / Pixelio.de

Categories
Leinwand

Die Kunsthalle in Mannheim zeigt die zwei Seiten einer Leinwand

587530_web_R_K_by_Dieter Schütz_pixelio.de (2)Obwohl es in der Kunst nicht unbedingt ungewöhnlich ist, ist es für den Betrachter doch immer wieder etwas Außergewöhnliches: eine Leinwand, die auf beiden Seiten ein Gemälde trägt. Ernst Ludwig Kirchner war einer der Künstler, die ihre Leinwände gern beidseitig benutzten. Die Kunsthalle Mannheim widmet diesem unter dem Titel „Doppelter Kirchner“ derzeit eine Ausstellung. Sie ist eine Kooperation des Kirchner Archivs in Wichtrach nahe Bern mit dem Kirchner Museum in Davos.

Immerhin sind bis heute ganze 138 Werke – alle doppelseitig bemalt – von Ernst Ludwig Kirchner bekannt. Der Expressionist teilte sich seine „Leidenschaft“ beispielsweise mit einigen Mitgliedern der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Unter den „Leinwandwendern“ findet man bekannte Künstler wie Pechstein, Heckel und Karl Schmitt – Rottluff.

Warum Kirchner seine Leinwände auf beiden Seiten verwendete, hatte einen einfachen und heute durchaus ebenfalls gut nachvollziehbaren Grund. Es wurde ein Brief gefunden. In dem erklärte der Künstler, dass auch er sparen müsse. Das Material sei „sehr kostspielig geworden“, Gott sei Dank habe die Leinwand aber zwei Seiten. Dieser Satz mutet etwas ironisch an. Schließlich war Kirchner einer der Künstler, die bereits zu Lebzeiten für ihre Bilder hohe Preise erzielten. Er konnte also gut von der Malerei leben und dennoch zwangen ihn die Materialkosten zur Sparsamkeit.

Kirchner gilt als der passionierteste Künstler unter den Leinwandwendern. Viele Sammler und Museen, die ein Gemälde von Kirchner erwarben, konnten später hocherfreut feststellen, dass das zweite Bild auf der Rückseite im Preis inbegriffen war, sie also sozusagen zwei Bilder zum Preis von einem erworben hatten.

Den Ausschlag für die aktuelle Ausstellung gab die im Jahre 1910 fertiggestellte Restaurierung seines Werkes „Gelbes Engelufer, Berlin“. Auf dessen Rückseite wurde nämlich das vergessene Bild „Marokkaner“ wiederentdeckt, das auf ein paar Jahre früher datiert ist. In der Kunsthalle Mannheim kann man seit April 2014 beide Seiten dieses Werkes sehen. Ähnlich verhielt es sich beim „Akt im Atelier“, der gleichfalls aus dem Jahre 1910 stammt. Er befindet sich im Besitz des Städel Museums in Frankfurt. Auf dessen Rückseite verewigte Kirchner seine „Waldlandschaft“.

Die Ausstellung findet in fünf Räumen der Kunsthalle statt. Ansprechend präsentiert können Kunstinteressierte hier siebzehn Gemälde, genauer gesagt 34 Bilder, bewundern. Kirchner gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt solch großartige Werke wie „Gebirgslandschaft“ und „Liegende Frau in weißem Hemd“ von ihm. Die Gemälde werden in speziell gefertigten Rahmenkonstruktionen präsentiert. Dadurch hat der Besucher die Möglichkeit, die Werke problemlos von beiden Seiten zu betrachten. Bei einigen Bildern stimmen Vorder- und Rückseite im Format nicht überein. Sie werden in regelmäßigen Abständen automatisch herumgedreht. Die Kunsthalle möchte mit dieser speziellen Darstellung der Bilder auf die Problematik von beidseitig bemalten Werken hinweisen und eine sowohl kuratorische als auch wissenschaftliche Diskussion zu diesem Thema anstoßen.

Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Wertungen. Darf man die eine Seite der anderen vorziehen und sie künstlerisch höher bewerten? Wem steht eine Bewertung der Bilder überhaupt zu? Der 1938 verstorbene Künstler kann die Wertigkeit nicht mehr vorgeben. Zahlreiche Bilder hat er überarbeitet und deklarierte bei zweiseitigen Gemälden als Hauptseite zumeist das später gemalte Werk. Ein eigenes Urteil können sich Interessierte in der Moltkestraße 9 noch bis zum 8. November 2015 bilden.

Bildquelle: © Dieter Schütz / Pixelio.de