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Leinwand

Die documenta ist eine moderne Kunstausstellung, wo es auch Exponate auf Leinwand zu sehen gibt

Geht es um zeitgenössische Kunst, hat die documenta Weltruhm erlangt. Sie fand erstmals im Jahre 1955 statt und konnte bereits damals die beachtliche Besucherzahl von 130.00 Menschen für sich verbuchen. Urheber der Ausstellung war Arnold Bode, ein Kasseler Kunstprofessor und Designer. Er übernahm zudem gemeinsam mit Werner Haftmann die Leitung seines Vorhabens. Das Duo richtete auch die folgenden zwei Ausstellungen aus. Anschließend wechselten die Verantwortlichen von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Die erste documenta befasste sich allerdings weniger mit der zeitgenössischen als mit der Entarteten Kunst. Während die zeitgenössische Kunst nach 1945 entstand, schenkte Bode in seiner ersten Ausstellung den Künstlern der nationalsozialistischen Epoche seine Aufmerksamkeit. Der Begriff „Entartete Kunst“ umfasst sämtliche Kunststile, die dem Kunstverständnis der Nationalsozialisten und dem angestrebten Idealbild der deutschen Rasse widersprachen: Expressionismus, Surrealismus, Dadaismus, Fauvismus, Neue Sachlichkeit und Kubismus. Bekannte Vertreter dieser Kunstepoche sind unter anderem Paul Klee, Käthe Kollwitz, Willi Baumeister, Ernst Barlach und Lovis Corinth.

Es war weniger das Können der Künstler, welches den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war, sondern eher die kritische Auseinandersetzung mit dem herrschenden System. Beispielsweise war Lovis Corinth ein Künstler dieser Zeit, der die Nation spaltete. Seine impressionistischen Werke fanden großen Anklang beim Regime, seine expressionistischen Werke auf Leinwand waren dagegen verpönt und wurden im Zuge der sogenannten Reinigung größtenteils beschlagnahmt. Die Schuld am Sinneswandel des Künstlers gab man einem Schlaganfall im Jahre 1911. Ein zweiter Schlaganfall, den es allerdings nicht gegeben hat, soll für einen weiteren „geistigen Verfall“ Corinths verantwortlich sein. Einige Werke Corinths waren 1964 bei der documenta III zu sehen. Seine beiden größten Werke waren die Aquarellmalereien auf Leinwand mit dem Namen „Die schöne Frau Imperia“ und „Ecce Homo“. Gerade die Bedeutung des letztgenannten Begriffs stand im Widerspruch zum Naziregime. Ecce Homo ist das Synonym für Leiden und Entwürdigung des Menschen durch Krieg und Gewalt, ein überaus präsentes Thema zur damaligen Zeit. Viele Künstler wählten Ecce Homo als Titel für ihre Kunstwerke und schafften sich dadurch Feinde. Neben Lovis Corinth nannten George Grosz, Otto Dix und Paul Meissner einige ihrer Kunstwerke so. Sie wurden allein dadurch zu Gegnern des Regimes.

Im Laufe der Zeit blieb zwar das Thema zeitgenössische Kunst für die documenta Leitthema, doch die zeitgenössische Kunst geht mit der Zeit, weshalb sich die Ausstellungsstücke regelmäßig verändern. Die documenta findet alle fünf – früher alle vier – Jahre statt. In diesem Jahr begann sie am 9. Juni und endet am 16. September. Das aktuelle Leitmotiv lautet Collapse and Recovery, zu deutsch Zusammenbruch und Wiederaufbau, ein wahrlich zeitgemäßes Motto. Eröffnet wurde die Ausstellung von keinem geringeren als Bundespräsident Joachim Gauck. Die Ausstellung nahm sich einerseits dem Zustand im gegenwärtigen Kriegsgebiet Afghanistan mit den Ausstellungsorten Kabul und Bamiyan an, andererseits steht weiterhin die Entwicklung der Stadt Kassel seit Kriegsende im Fokus.

Die Ausstellung findet international statt. In der eigentlichen Heimat der documenta, Kassel, verteilen sich die Präsentationen über das gesamte Stadtgebiet. Hinzu kamen Ausstellungen in Kabul und Bamiyan, beide in Afghanistan gelegen, in Kairo und Alexandria, Ägypten sowie Banff in Kanada. Diese Veranstaltungen gingen jedoch lediglich bis Mitte Juli. In Kassel hingegen kommen Kunstliebhaber noch bis Mitte September auf ihre Kosten.

Bildquelle: © Redmann Gerhard /Pixelio.de

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Leinwand

Was haben die Beatles und die Leinwandmalerei gemeinsam? – den Künstler Stuart Sutcliffe

Der abstrakte Expressionismus hat seinen Ursprung in den USA, wo hauptsächlich die New York School dazu beitrug, diesen eigenwilligen Kunststil publik zu machen. Für die Schaffung eines Kunstwerkes dieses Stils wird die Leinwand beispielsweise auf den Boden gelegt oder aufgestellt und anschließend mit Farben beschleudert oder betropft. Es gab aber auch die figürliche Malerei, wo man richtig zum Pinsel griff. Der abstrakte Expressionismus gönnte seinen Anhängern viele Freiheiten. Seine Hoch-Zeit hatte er in den späten 1940er bis in die frühen 1960er Jahre. Der erste Maler, der in die Stilrichtung eingeordnet wurde, war der Russe Wassily Kandinsky. Den Begriff abstrakten Expressionismus erfand Alfred H. Barr, der die Werke Kandinskys mit diesem Ausdruck belegte.

Auch Beatles-Mitglied Sutcliffe, den Fans zumeist unbekannt, orientierte sich am abstrakten Expressionismus. Seine Werke erlangten aber nie die Berühmtheit eines Kandinskys, obwohl Sutcliffe in der Malerei eine enorme Begabung bereits in seiner Kindheit an den Tag legte. Ebenso erging es ihm in der Musik. Sein Talent war hier eher mittelmäßig. Trotzdem war er für die Beatles von unschätzbarem Wert.

Geboren wurde Sutcliffe am 23. Juni 1940 im schottischen Edinburgh. Schon früh bekam er Unterricht auf dem Klavier und er konnte auch ein wenig Gitarre spielen, ein überragendes Musikgenie war er allerdings nicht. John Lennon, der auf dem Liverpooler „College oft Art“ sein Freund wurde, überredete Sutcliffe dennoch, den Beatles beizutreten. Sutcliffe hatte zum damaligen Zeitpunkt durch den Verkauf seiner Bilder auf Leinwand bei einer Ausstellung etwas Geld verdient. Lennon überzeugte ihn davon, von einem Teil desselben eine Bassgitarre zu kaufen und mit der Band gemeinsam aufzutreten.

Sutcliffe war kein Bühnenmensch. Er fühlte sich im Mittelpunkt des Geschehens äußerst unwohl, deshalb kehrte er den Beatles noch vor ihrem Durchbruch im Jahre 1961 den Rücken. Sein Nachfolger wurde Paul McCartney, der jedem im Zusammenhang mit den Beatles ein Begriff sein dürfte. Obgleich sich Sutcliffe nicht in den Vordergrund drängte, ist sein Einfluss unverkennbar. Seine Persönlichkeit war ein Gewinn für die Band. Die legendäre Pilzkopf-Frisur, das Markenzeichen der Beatles, ist Sutcliffe zu verdanken, der die Haare als Erster so trug.

Gemeinsam mit der Band ging Sutcliffe nach Hamburg und lernte dort seine Freundin Astrid Kirchherr kennen. Nach dem Ausstieg bei den Beatles verschrieb er sich ganz der Kunst. Er studierte in Hamburg an der Hochschule für bildende Kunst und erhielt dafür sogar ein Stipendium vom Senat. In der Gegenwart existieren leider nur noch wenige Werke von Sutcliffe. Zu Anfang fanden sich in seinen Bildern Einflüsse von abstrakten Künstlern aus England und Europa. Aber auch der abstrakte Expressionismus aus Amerika war zu sehen. Gewisse Parallelen konnte man zur Kitchen sink School ziehen. Später ging es auf der Leinwand von Sutcliffe eher gefühlvoll zu. Der Künstler ließ sich nun von Nicolas de Staël und John Hoyland inspirieren.

In dieser Woche wäre Sutcliffe 72 Jahre alt geworden. Bereits im April jährte sich aber sein Todestag zum 50. Male. Er verstarb am 10. April 1962 in Hamburg, wurde dementsprechend nur 22 Jahre alt. Gesichert ist, dass er auf dem Transport ins Krankenhaus im Krankenwagen einer Hirnblutung erlag. Wie es zu dieser kam, ist dagegen nicht vollständig geklärt. Die Schwester Sutcliffes verdächtigt John Lennon Sutcliffe während eines Streits vor den Kopf getreten zu haben, andere wiederum sprechen von einer Kopfverletzung während einer Schlägerei bei einem Konzert der Beatles in Liverpool, die Sutcliffe erst einige Zeit später in Deutschland behandeln ließ, doch es war bereits zu spät.

Bildquelle: © Elisabeth Erbe/ Pixelio.de