Vor einigen Jahren machten sich kluge Köpfe in Syke schon einmal Gedanken darüber, wie man Fahrräder unverwechselbar kennzeichnen und nach einem Diebstahl zurück zu ihrem rechtmäßigen Besitzer bringen kann. Die Wahl fiel damals auf eine Codenummer, die in den Rahmen eingraviert wurde. Auf Gegenliebe bei den Herstellern und Versicherern stieß das nicht. Beide argumentierten mit einer Schwächung des Rahmens durch die Gravur. Das ging sogar soweit, dass die Versicherungen für Rostschäden oder Rahmenbruch nicht aufkommen wollten. Somit wurde die Aktion nach einer gewissen Zeit wieder eingestellt. Jetzt wagt die Syker Polizei einen neuen Vorstoß gegen Fahrraddiebe: mit einem neuartigen Aufkleber. Dieser bringt gleich mehrere Vorteile mit. Einerseits prangt er unübersehbar auf dem Rad, andererseits geht er nach ein bis zwei Tagen eine so feste Verbindung mit dem Lack ein, dass er nicht mehr abgelöst werden kann. Dann bleibt für den Dieb nur noch das Überlackieren oder das Abfräsen des Aufklebers. Beides hinterlässt auffällige Spuren. Bei einer Kontrolle wäre also sofort das Misstrauen geweckt.
Auf den Aufklebern sind eine fortlaufender Nummerierung und ein Balkencode aufgebracht. Bei der Herausgabe des Aufklebers werden Marke, Rahmennummer, Farbe, Größe und Ausstattung des Fahrrads bei der Polizei registriert. Außerdem erfolgt eine Verknüpfung der Daten mit den persönlichen Daten des Eigentümers. Ähnlich wie bei einem Auto über dessen Nummernschild kann dann bei dem Fahrrad anhand des Aufklebers über die Funkzentrale eine Überprüfung durchgeführt werden, ob das Rad und dessen Fahrer tatsächlich zusammengehören.
Aber nicht nur bei einem bereits gestohlenen Fahrrad soll der Aufkleber weiterhelfen. Hauptsächlich soll er zur Vermeidung von Diebstählen beitragen und potentielle Langfinger abschrecken. In Syke werden jährlich 300 bis 400 Fahrräder gestohlen. Die Polizei erhofft sich durch die Kennzeichnung mit den neuen Aufklebern eine Reduzierung dieser Zahl. Dazu soll auch das Design des Aufklebers beitragen. Etwa fünf Zentimeter breit fällt er schon von Weitem mit seinem strahlenden Weiß ins Auge. Das zeigt sofort, dass dieses Rad registriert ist.
Die Stadtverwaltung setzt gleichfalls große Hoffnungen in die Aufkleber. Zwar gehen hier nur selten Meldungen über den Verlust eines Fahrrads ein, dafür füllen aber Fahrräder das Lager des örtlichen Fundbüros. Wird ein Fahrrad künftig aufgefunden und abgegeben, dürfte es kein Problem sein, den rechtmäßigen Eigentümer mit Hilfe des Aufklebers ausfindig zu machen. Der Leiter des Fachbereichs „Ordnung und Soziales“, zu dem auch das Fundbüro zählt, ist immer wieder erstaunt darüber, dass die Menschen scheinbar ihre gestohlenen Fahrräder nicht wiederhaben wollen und es in dem Zusammenhang gar nicht in Betracht ziehen, einmal im Fundbüro danach zu fragen. Schließlich gibt es auch Diebe, die ohne näheres Hinsehen zuschlagen, bei eingehender Betrachtung ihre Beute als „wertlos“ einstufen und diese am Wegesrand entsorgen. Solche Fahrräder landen oft im Fundbüro. Sind sie mit einem Aufkleber gekennzeichnet, kann das Fundbüro in Zukunft zeitnah den Eigentümer ermitteln und ihm seinen geliebten Drahtesel wieder zurückgeben.
Auch in anderen Bundesländern und Gemeinden werden verschiedene Kennzeichnungsmöglichkeiten für Fahrräder von der Polizei angeboten. Welche am eigenen Wohnort aktuell sind, erfährt man bei der zuständigen Polizeidienststelle durch einen Anruf, einen persönlichen Besuch oder im Internet. Die Polizeiinspektion West in Hannover führt beispielsweise am 8. August 2014 in der Zeit von 9 bis 12 Uhr eine Fahrradcodieraktion durch.
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