Schon der Diebstahl des Bildes war ungewöhnlich, aber der Weg zurück zu seinem rechtmäßigen Besitzer war noch ungewöhnlicher. Das 150.000 Dollar teure Stück – umgerechnet sind das 120.00 Euro – war zehn Tage zuvor von einem unbekannten Dieb gestohlen wurden. Es handelt sich um das Gemälde „Cartel de Don Juan Tenorio“ aus dem Jahre 1949 des bekannten Surrealisten Salvador Dalí.
Dalí erblickte am 11. Mai 1904 in Figueres, Katalonien/Spanien, das Licht der Welt und verstarb am 23. Januar 1989 an genau dem gleichen Ort. Zwischendrin führte er ein bewegtes Leben. Dalí war nicht nur Maler, sondern auch Grafiker, Bildhauer, Schriftsteller und Bühnenbildner. In der Malerei brachte er es zu einem der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Dalí war Vertreter des Surrealismus. Schon als Sechsjähriger entdeckte er die Malerei für sich. Sein Lehrmeister war damals der Hobbymaler Juan Salleras, dem er beim Aufenthalt im Sommersitz der Familie stundenlang zuschaute.
Mit zehn Jahren verfiel Dalí dem Impressionismus. Als er 14 war, interessierte ihn am meisten die „art pompier“, die Genremalerei des 19. Jahrhunderts. Im Jahre 1922 – Dalí war 18 Jahre alt – fand in der Galerie Dalmau in Barcelona eine Ausstellung statt, bei welcher ebenfalls acht Bilder auf Leinwand von Dalí zu sehen waren. Anschließend besuchte der junge Künstler eine Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Grafik in Madrid.
Das aus der „Venus over Manhattan“-Galerie entwendete Bild entstand etwa ein Jahr nach der Rückkehr Dalís aus dem Exil in den Vereinigten Staaten von Amerika. Zu der Zeit hatte der Künstler den Höhepunkt seiner „atomaren“ Malerei erreicht. Er verarbeitete durch sie den Abwurf der ersten Atombombe der Menschheit über Hiroshima im August 1945. Das bekannteste Werk aus der Epoche ist die „Leda Atomica“, die Mythologie des Atoms.
Die geschädigte Galerie hatte erst im Monat zuvor eröffnet. Sie befindet sich in der Upper East Side, einem überaus teuren Pflaster von New York. Die Überwachungskameras zeichneten den gesamten Diebstahl auf. Fest steht, dass der Dieb männlich ist. Er nahm das Gemälde «Cartel de Don Juan Tenorio» einfach von der Wand, steckte es in eine Einkaufstasche, fuhr mit dem Fahrstuhl nach unten und verschwand.
Einige Tage später wurde die Rücksendung der wertvollen Leinwand per E-Mail angekündigt. Enthalten war zudem die Sendungsnummer, mit welcher die Verfolgung des Pakets ein Leichtes war. Am Kennedy-Flughafen sortierten die Mitarbeiter des US-Postdienstes die per Express versandte Sendung aus Europa aus den anderen Paketen aus, berichteten die Zeitungen „New York Times“ und die „New York Post“ gleichlautend.
Das Bild selbst hat ungefähr die Größe eines DIN-A4-Blattes. Es ist nicht das billigste Werk des Künstlers, gleichwohl kann man es aber auch nicht zu den teuersten zählen. Dalís „Paul Eluard“ aus dem Jahre 1929 wurde im Februar 2011 für fast 22 Millionen Dollar versteigert. Es stammt aus der Anfangsphase der surrealistischen Periode. Von 1929 bis 1939 schuf Dalí rund 700 kleinformatige Ölgemälde. Das ist in etwa die Hälfte seines Gesamtwerkes. Diese Werke aus der klassischen surrealistischen Phase werden von Kunstliebhabern und –historikern am meisten geschätzt. Offensichtlich war der Dieb mit dem Marktwert des von ihm entwendeten Bildes nicht zufrieden, woraufhin er sich zu einer unauffälligen Rückgabe entschloss.
Bildquelle: © Kunstzirkus / Pixelio.de