Es ist zehn Jahre her, dass Friedrich Christian Flick seine umstrittene Sammlung zeitgenössischer Kunstwerke für eine Ausstellung dem Museum Hamburger Bahnhof in Berlin versprach. Die Kunstsammlung ist weltbekannt, hat aber nicht unbedingt den besten Ruf. Dabei geht es nicht um die Werke selbst, sondern eher darum, wie sie in den Besitz von Flick gelangt sind: Die Gelder zum Kauf der etwa 2.500 Exemplare sollen aus dem Gewinn seines Großvaters aus den Rüstungsbetrieben des Zweiten Weltkrieges stammen, welcher zum Teil durch Zwangsarbeiter erwirtschaftet wurde. Zwar zahlte Flick im Jahre 2005 aus seinem Privatvermögen fünf Millionen Euro an einen Zwangsarbeiterfonds, dennoch haben es ihm viele bis heute nicht verziehen, dass er sozusagen das „Blutgeld“ von seiner Familie zum Erschaffen einer einzigartigen Kunstsammlung verwendete.
Trotz aller Kritik entpuppte sich die Ausstellung schnell als Besuchermagnet. Flick stellte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit Leihvertrag vom 9. Januar 2003 über 160 Kunstwerke seiner privaten Sammlung zu Ausstellungszwecken zur Verfügung. Darunter befinden sich Arbeiten von Stan Douglas, Nam June Paik, Dan Graham und Bruce Nauman. Die Arbeiten des Letztgenannten – es sind 100 an der Zahl – bilden das Herzstück des Museums. Aber auch wichtige Werke von Andy Warhol, Sigmar Polke und Sol LeWitt sind im Hamburger Bahnhof zu sehen. Warhol hatte eine Vorliebe für 1 x 1 Meter große Leinwände. Viele Werke von ihm sind auf einer Leinwand mit exakt diesen Maßen aufgebracht.
Obgleich der Vertrag zwischen Flick und der Stiftung Preußischer Kulturbesitz schon Anfang 2003 unterzeichnet wurde, dauerte es nochmals mehr als ein Jahr, bis der damals amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder endlich im September 2004 die „Flick Collection“ eröffnen konnte. Zum einen wurden noch extra die angrenzenden Rieckhallen mit acht Millionen Euro von Flick für die Ausstellung hergerichtet, zum anderen hielt die Diskussion über die mit dem Erbe von Großvater Friedrich Flick zusammengetragene Sammlung an.
Bei Unterzeichnung des Vertrages war die Dauer der Leihgabe bis zum Jahre 2010 begrenzt, zu Beginn des Jahres 2008 schenkte Flick jedoch dem Museum die Werke, sodass die Ausstellung nunmehr dauerhaft zu sehen ist. Auf mindestens 300 Millionen Euro wird der Wert dieser von Experten geschätzt. Insgesamt umfasst die Präsentation im Hamburger Bahnhof 1.500 Werke, die nicht alle aus der Sammlung von Flick stammen und abwechselnd gezeigt werden.
Auch Künstler der Gegenwart erhalten Gelegenheit, in dem Berliner Museum ihre Kunstwerke zu präsentieren. Zudem sind es nicht nur Gemälde, die in die Epoche der zeitgenössischen Kunst eingeordnet werden. Das Joseph Beuys Medien-Archiv ist gleichfalls im Hamburger Bahnhof untergebracht und umfasst Ton- und Filmdokumente von Joseph Beuys, der Bildhauer, Aktionskünstler, Kunsttheoretiker und Zeichner war. Weiterhin sind verschiedene Werke von Beuys ausgestellt.
Der Hamburger Bahnhof ist ein Teil der Nationalgalerie. Das Gebäude selbst ist eines des ältesten Bahnhofsgebäude Deutschlands. In Hamburg befindet sich der Berliner Bahnhof. Er ist das Gegenstück zum Hamburger Bahnhof. Im Jahre 1846 wurde die Berlin-Hamburger Bahn in Betrieb genommen. Heute wird auf dieser Strecke die höchste Geschwindigkeit zwischen zwei Hauptbahnhöfen in deutschen Großstädten erreicht. Bis zu 230 km/h sind möglich und auch erforderlich, um die Fahrtzeit von gerade einmal 90 Minuten von Hamburg nach Berlin oder umgedreht erreichen zu können.
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