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Aufkleber

Nicht jeder ist ein Fluglärmgegner – und bekennt sich durch einen Aufkleber dazu

Was gab es in den letzten Jahren nicht für Proteste gegen Fluglärm! Der ständig zunehmende Flugverkehr nervt, denn er geht mit einer unglaublichen Lärmbelästigung einher. Ob nun kleine Flughäfen, wo sich hauptsächlich bei schönem Wetter Sportpiloten austoben oder große Flughäfen, wie der Flughafen in Frankfurt am Main, wo die Flugzeuge im Minutentakt abheben und landen, der Lärm ist besonders für die Anwohner unerträglich und kann sogar krankmachen. Deshalb wird geplanten Ausbauten stets mit Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und eben auch Aufklebern begegnet. Ferner setzt sich die Anwohnerschaft in betroffenen Gebieten gerne für ein Nachtflugverbot ein. Doch nicht jeder findet Fluglärm abschreckend. Im Gegenteil: Im Raum Stuttgart gibt es eine Interessengemeinschaft, die vom Luftverkehr ganz begeistert ist und ihn mit „I love Fluglärm“ – Aufklebern tatkräftig unterstützt.

Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet etwas bei einigen Sympathie erregt, was von der Öffentlichkeit scheinbar rigoros abgelehnt wird. Aufkleber mit der Aufschrift „I love …“ sind nicht neu. Man kann vieles lieben und das Wort, welches den Satz vervollständigt, kann nach eigenen Wünschen ergänzt werden. Da wäre es im Grunde genommen auch nicht unbedingt außergewöhnlich, würden Mitarbeiter einer Fluggesellschaft so ihre Verbundenheit zu ihrem Arbeitgeber ausdrücken, aber gewagt scheint es doch zu sein.

Entdeckt wurde ein „I love Fluglärm“ – Aufkleber im Übrigen auf einem Parkplatz in Tiengen. Der Kleinwagen mit Schweizer Kennzeichen stammte laut diesem sogar aus dem Kanton Aargau. Kurioserweise wird eben jener Kanton gemäß Fluglärm-Staatsvertrag, von dem gleichfalls deutsche Gemeinden betroffen sind, in der Zukunft zusätzlichen Belastungen durch einen intensivierten Flugverkehr ausgesetzt sein. Ergänzt wurde der Aufkleber durch einen Swiss-Jet aus Stoff. Er war auf der Heckablage sozusagen fertig zum Start positioniert. Bei dem Autobesitzer musste es sich also um einen ausgesprochenen Luftverkehrfan handeln. Somit dürfte er auch wohlwollend den Menschen gegenüberstehen, welche die Aufkleber mit der Aufschrift „I love Fluglärm“ unter die Leute bringen. Bestellbar sind sie übrigens im Internet. Alternativ kann man sich selber ein Design für seinen ganz persönlichen „I love“ – Aufkleber ausdenken.

Die Interessengruppe hinter der Aufkleberaktion hält zu einem besseren Verständnis derselben auch eine Interpretationshilfe bereit. Man will sich nicht etwa für Fluglärm aussprechen, vielmehr dient der Slogan bewusst als provokatives Statement, welches ein positives Umdenken anregen soll. Der Flugverkehr ist nicht ausschließlich negativ zu sehen. Er bringt viele positive Begleiterscheinungen mit, von denen letztendlich auch die Bevölkerung profitiert.

Der Fluglärm-Aufkleber regt aber nicht nur zum Umdenken, sondern gleichfalls zum Nachdenken an. Da wäre zum Beispiel die schon ewig währende Debatte über die Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg, die ständig verschoben wird. Könnte man da nicht mit einem Aufkleber ein wenig nachhelfen?

Ein anderer Kandidat wäre die Hochrhein-Region. Sie ist gemeinsam mit dem Kanton Aargau vom oben genannten Staatsvertrag betroffen. Da bietet sich doch ein Aufkleber mit der Aufschrift „I love Staatsvertrag“ an.

Die Initiative beflügelt die Fantasie auf vielfältige Art und Weise. Jeder kennt doch etwas, worüber man sich aufregt. Warum sich nicht einmal für die Sache aussprechen? Damit beweist man Mut und Rückgrat. Ansonsten bleiben immer noch die altbewährten Aufdrucke wie „I love meine Heimatstadt“, „I love meinen Hund“, „I love meinen Partner“ und so weiter.

Bildquelle: © Lisa Schwarz / Pixelio.de