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Manierismus auf Leinwand noch bis Juni im Frankfurter Städel zu sehen

Der Manierismus war eine Kunstrichtung, die sich innerhalb der Spätrenaissance in Italien herausbildete. Es war eine Zeit des Aufruhrs, der Krankheiten und der Gewalt. Der „Schwarze Tod“ raffte 36.000 Menschen dahin, Florenz befand sich in der Belagerung, in Rom wurde geplündert. Und dennoch gab es Menschen, die sich der Kunst widmeten. Sie fertigten Gemälde und Skulpturen. Einige von ihnen sind nun im Städel-Museum in Frankfurt am Main zu sehen.

Von den Widrigkeiten dieser Ära ist in der Kunst nicht unbedingt etwas zu bemerken. Im Gegenteil: Der Manierismus gilt als übertrieben gekünstelt. Typisch sind Heiligenbilder und Porträts von Herrschern. Insgesamt 130 Kunstwerke zeigen Museumsdirektor Max Hollein und seine Mitarbeiter in der Ausstellung mit dem Titel “Maniera. Pontormo, Bronzino und das Florenz der Medici” dem interessierten Publikum noch bis zum 5. Juni. 120 davon stammen direkt aus Florenz. Das Städel ist das erste Museum, welches außerhalb Italiens eine derartig umfangreiche Präsentation zum Thema Manierismus in Europa auf die Beine gestellt hat.

Hollein zeigt sich von der Kunstrichtung besonders angetan. Er bezeichnet die Maler als Angehörige einer herausragenden Generation und bescheinigt ihnen einen modernen und kühnen Ideenreichtum, mit dem nach eigenwilligen und bisweilen auch radikalen Lösungen gestrebt wurde. Die Kunst ist für Hollein mit einer außergewöhnlichen Intensität behaftet, von der er sich wünscht, dass sie auch den Betrachter erfasst.

Jenen wird vor allem auffallen, dass mit einigen Tabus gebrochen wurde. Die Entstehungszeit der Gemälde auf Leinwand liegt zwischen 1512 bis 1568. Gott war allgegenwärtig und der Glaube an ihn nahm einen hohen Stellenwert im Leben der Menschen ein. Da wundert es nicht, dass die sich dem Manierismus zuwendenden Künstler als „die jungen Wilden von Florenz“ bezeichnet wurden. Schließlich ließen sie forsch aus dem Gewand der Gottesmutter eine Brustwarze hervorblitzen und das Jesuskind ähnelte mehr einer Karikatur anstatt wohlgenährt in den Armen seiner Mutter zu liegen. Die Grenzen zur Gotteslästerung dürften mit derartigen Darstellungen zur damaligen Zeit bei Weitem überschritten worden sein. Allerdings scheint dies in den Hintergrund zu rücken. Immerhin fiel in diese Phase eine ganze Reihe von historischen Ereignissen, die einschneidende Veränderungen brachten. Die von Deutschland ausgehende Reformation gestaltete das westliche Christentum komplett um, Spanien wurde zur Weltmacht und in Italien strebten die Medici nach der Herrschaft, während die Republiken der Vergangenheit angehörten.

Bei der Städel-Ausstellung steht nicht ein einzelner Künstler im Mittelpunkt, sondern derer viele. Es geht vordergründig darum, die Beziehungen untereinander näher zu beleuchten. Wer arbeitete zusammen, wer wollte überhaupt nichts miteinander zu tun haben und wer lernte von wem. Den meisten Vertretern des Manierismus blieb der große Durchbruch ohnehin verwehrt. Sie mussten sich bereits zu Lebzeiten gegen weltbekannte Künstler wie Leonardo da Vinci durchsetzen. Die Vertreter des Manierismus sind so etwas wie die stillen Helden der Kunst. Für Kurator Bastian Eclercy waren sie diejenigen, die dem Individualismus in der Kunst die Tür öffneten.

Die Ausstellung umfasst neben Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen weiterhin Baukunst. Die Architektur des Manierismus hat es im Gegensatz zu den anderen Kunststilen zu einem wesentlich höheren Bekanntheitsgrad gebracht. Im ersten Stock des Museums kann der Besucher einen fünf Meter hohen Nachbau bestaunen von einer Bibliotheksfassade bestaunen. Sie entwarf einst Michelangelo für die Medici.

Bildquelle: © S. Hofschlaeger / Pixelio.de

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Das Frankfurter Städel-Museum wird 200 – hier gibt es nicht nur Kunst auf Leinwand

620063_web_R_K_B_by_Frank Dittmar_pixelio.deJohann Wolfgang von Goethe hatte die Ehre, Johann Friedrich Städel persönlich kennenzulernen. Er wurde gleich mehrfach von dem wohlhabenden Bankier und Gewürzhändler in dessen Wohnhaus am Frankfurter Roßmarkt eingeladen. Bei diesen Besuchen durfte Goethe natürlich auch die Kunstsammlung Städels bewundern. Schon damals umfasste diese fast 500 Gemälde sowie zahlreiche Zeichnungen und Druckgrafiken, die auf zwei Etagen des Hauses zu sehen waren. Städel interessierte sich nicht nur für Kunst, er gab diese Leidenschaft auch an andere weiter. Auf Wunsch führte der Hausherr höchstpersönlich Kunstinteressierte durch seine Sammlung. Kurz vor seinem Tod war Johanna Schopenhauer, die Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, eine der letzten, die dieses Angebot im Jahr 1816 annahm.

Städels Testament legte den Grundstein für ein öffentliches Kunstmuseum und eine Akademie für Kunst. Er war damit der erste Bürger, von dem derartige Institutionen im deutschsprachigen Raum ins Leben gerufen wurden. In der Gegenwart ist das Städel-Museum weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Es gehört zu den renommiertesten Kunstmuseen in Europa.

Goethe ist bis heute Stammgast in den Museumsräumen. Die wohl bekanntesten Bilder des Dichters sind hier ausgestellt, wie etwa das Portrait von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, der den Beinamen Goethe-Tischbein trug. Der Abkömmling der hessischen Malerfamilie Tischbein fertigte das Portrait 1787 auf Goethes Romreise an. Das Gemälde “Goethe in der Campagna” von Tischbein ist gleichfalls im Städel ausgestellt. Es stammt aus einer Schenkung an das Museum.

Seit 2006 ist Max Hollein Direktor des Städel Museums. Bis 2018 geht sein gerade erst verlängerter Vertrag. Hollein versteht es hervorragend, modernes Marketing für eine für manche Menschen altbackene Materie zu betreiben. So kann man etwa im Vorfeld von Ausstellungen in Bäckereien spezielle Städel-Brote kaufen. Zudem werden in den Drogerien der Stadt hochwertige Fotodrucke von Kunstwerken des Museums angeboten. Mit ausgefallenen Ideen begeistert Hollein Leihgeber, Stifter und Besucher für „sein“ Haus. Einmal gelang es ihm, eine Erbin zur Verleihung einiger ihrer Stücke an eine Matisse-Ausstellung mit einer Sacher-Torte zu überzeugen. Die Exponate der derzeit laufenden Ausstellung “Die Geburt des Impressionismus” hat Hollein dagegen mit dem einen oder anderen Glas Rotwein im wahrsten Sinne des Wortes „lockergemacht“.

Eigentlich muss der jetzige Museumsleiter genau das Gleiche tun, wie seine Vorgänger vor hundert Jahren: Leih- und Geldgeber sozusagen inständig beknien, um ihm das Begehrte zu überlassen. Beispielsweise findet sich ein Nachweis aus dem Jahre 1910, wo der damalige Museumsdirektor Georg Swarzenski dem Frankfurter Bürgermeister mitteilt, dass es ihm gelungen sei, mit einem der „letzten noch lebenden Hauptmeister der Französischen Malerei des 19. Jahrhunderts in Verbindung zu treten“. Dadurch habe sich die Möglichkeit eröffnet, von diesen noch einige Werke zu bekommen. Unter anderem ist die Rede von Claude Monets „Das Mittagessen“. Das über zwei Meter hohe Bild auf Leinwand konnte Swarzenski für das Museum erwerben. Noch heute befindet es sich in dessen Besitz und ist eines der Highlights der aktuellen Impressionismus-Ausstellung.

Städel liebte die Malerei des 17. und 18. Jahrhunderts. Das Museum allerdings blickt mittlerweile auf insgesamt 700 Jahre Kunstgeschichte zurück. Seit 2012 gibt es einen eigenen Bereich für die Gegenwartskunst. Er befindet sich in einem Erweiterungsbau. Der Clou daran: Der Bau liegt komplett unter der Erde. Für Tageslicht sorgen 195 Bullaugen. Digital wurde das Städel-Museum ebenfalls erweitert. Es gibt eine App und Online-Kunstgeschichtskurse. Im Museum selbst hat jeder Besucher freien Zugang zum Internet. Die “Digitale Sammlung” kommt pünktlich zum Geburtstag heraus. Mit ihr sollen alle Werke des Museums für jedermann kostenfrei im Netz abrufbar werden

Bildquelle: © Frank Dittmar / Pixelio.de

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Aufkleber

Nicht jeder ist ein Fluglärmgegner – und bekennt sich durch einen Aufkleber dazu

Was gab es in den letzten Jahren nicht für Proteste gegen Fluglärm! Der ständig zunehmende Flugverkehr nervt, denn er geht mit einer unglaublichen Lärmbelästigung einher. Ob nun kleine Flughäfen, wo sich hauptsächlich bei schönem Wetter Sportpiloten austoben oder große Flughäfen, wie der Flughafen in Frankfurt am Main, wo die Flugzeuge im Minutentakt abheben und landen, der Lärm ist besonders für die Anwohner unerträglich und kann sogar krankmachen. Deshalb wird geplanten Ausbauten stets mit Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und eben auch Aufklebern begegnet. Ferner setzt sich die Anwohnerschaft in betroffenen Gebieten gerne für ein Nachtflugverbot ein. Doch nicht jeder findet Fluglärm abschreckend. Im Gegenteil: Im Raum Stuttgart gibt es eine Interessengemeinschaft, die vom Luftverkehr ganz begeistert ist und ihn mit „I love Fluglärm“ – Aufklebern tatkräftig unterstützt.

Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet etwas bei einigen Sympathie erregt, was von der Öffentlichkeit scheinbar rigoros abgelehnt wird. Aufkleber mit der Aufschrift „I love …“ sind nicht neu. Man kann vieles lieben und das Wort, welches den Satz vervollständigt, kann nach eigenen Wünschen ergänzt werden. Da wäre es im Grunde genommen auch nicht unbedingt außergewöhnlich, würden Mitarbeiter einer Fluggesellschaft so ihre Verbundenheit zu ihrem Arbeitgeber ausdrücken, aber gewagt scheint es doch zu sein.

Entdeckt wurde ein „I love Fluglärm“ – Aufkleber im Übrigen auf einem Parkplatz in Tiengen. Der Kleinwagen mit Schweizer Kennzeichen stammte laut diesem sogar aus dem Kanton Aargau. Kurioserweise wird eben jener Kanton gemäß Fluglärm-Staatsvertrag, von dem gleichfalls deutsche Gemeinden betroffen sind, in der Zukunft zusätzlichen Belastungen durch einen intensivierten Flugverkehr ausgesetzt sein. Ergänzt wurde der Aufkleber durch einen Swiss-Jet aus Stoff. Er war auf der Heckablage sozusagen fertig zum Start positioniert. Bei dem Autobesitzer musste es sich also um einen ausgesprochenen Luftverkehrfan handeln. Somit dürfte er auch wohlwollend den Menschen gegenüberstehen, welche die Aufkleber mit der Aufschrift „I love Fluglärm“ unter die Leute bringen. Bestellbar sind sie übrigens im Internet. Alternativ kann man sich selber ein Design für seinen ganz persönlichen „I love“ – Aufkleber ausdenken.

Die Interessengruppe hinter der Aufkleberaktion hält zu einem besseren Verständnis derselben auch eine Interpretationshilfe bereit. Man will sich nicht etwa für Fluglärm aussprechen, vielmehr dient der Slogan bewusst als provokatives Statement, welches ein positives Umdenken anregen soll. Der Flugverkehr ist nicht ausschließlich negativ zu sehen. Er bringt viele positive Begleiterscheinungen mit, von denen letztendlich auch die Bevölkerung profitiert.

Der Fluglärm-Aufkleber regt aber nicht nur zum Umdenken, sondern gleichfalls zum Nachdenken an. Da wäre zum Beispiel die schon ewig währende Debatte über die Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg, die ständig verschoben wird. Könnte man da nicht mit einem Aufkleber ein wenig nachhelfen?

Ein anderer Kandidat wäre die Hochrhein-Region. Sie ist gemeinsam mit dem Kanton Aargau vom oben genannten Staatsvertrag betroffen. Da bietet sich doch ein Aufkleber mit der Aufschrift „I love Staatsvertrag“ an.

Die Initiative beflügelt die Fantasie auf vielfältige Art und Weise. Jeder kennt doch etwas, worüber man sich aufregt. Warum sich nicht einmal für die Sache aussprechen? Damit beweist man Mut und Rückgrat. Ansonsten bleiben immer noch die altbewährten Aufdrucke wie „I love meine Heimatstadt“, „I love meinen Hund“, „I love meinen Partner“ und so weiter.

Bildquelle: © Lisa Schwarz / Pixelio.de