Wer sich in der Gegenwart in die Fußgängerzonen der Städte begibt, trifft häufig auf die regionalen Politiker, die sich mitten im Wahlkampf befinden. Noch in diesem Monat werden die Oberhäupter der Städte und Gemeinden gewählt. In manchen Orten ist die Bürgermeisterwahl sogar schon vorbei. Solange man um die Gunst der Wähler buhlt, kommen auch Aufkleber zum Einsatz. Manche werden direkt von der Partei und dessen Kandidaten ausgegeben, andere wiederum werden von den Gegnern der jeweiligen Personen verteilt. Darauf zu lesen sind die Wahlsprüche des Kandidaten oder Sprüche, warum gerade diese Menschen für den Job nicht geeignet sind. Mit Aufklebern lässt sich also vieles ausdrücken. Befürwortung oder Gegenstimmen, eine Gesinnung oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gemeinschaft. Warum aber werden ausgerechnet Aufkleber dafür gewählt?
Gründe für den Einsatz von Aufklebern gibt es viele. Sie kann man schnell irgendwo anbringen, sie kosten nicht viel Geld, sie lassen sich individuell gestalten, sie sind in hohen Auflagen herstellbar. Die Liste könnte unendlich weiter geführt werden. Aufkleber bringen Freude und machen Ärger. Die meisten Aufkleber sind gern gesehen. Viele kaufen sich sogar Aufkleber oder lassen sie sich extra anfertigen, um eine bestimmte Fläche zu verschönern. Im Wahlkampf aber machen Aufkleber oft Ärger und das besonders dann, wenn Wahlplakate mit Aufklebern versehen werden. Da werden beispielsweise Augen zugeklebt oder der Mund. Das allein ist vielleicht nicht ganz so schlimm. Sind auf den Aufklebern jedoch noch feindliche Parolen gehen die Kandidaten zu lesen, ist der Spaß schnell vorbei. Dabei sollten doch Aufkleber Freude machen. Genug schöne Ausführungen jedenfalls gibt es und wer den richtigen Aufkleber nicht bereits fertig findet, kann ja einen eigenen Aufkleber in Auftrag geben. Ein hübsches Bild vom eigenen Nachwuchs wäre hier etwa möglich oder das Logo des örtlichen Fußballvereins. Heute gibt es kaum ein Motiv, welches sich nicht in Form eines Aufklebers verwirklichen lässt. Da muss man wirklich nicht zum Gegner der Bürgermeisterkandidaten werden. Das kann man auf eine andere Art und Weise bewerkstelligen. Schließlich ist Deutschland ein demokratisches Land, wo zwar jeder seine Meinung frei sagen darf, aber dabei sollte es sachlich zugehen. Immerhin hat jeder die Möglichkeit, bei der Wahl für seinen bevorzugten Kandidaten und seine bevorzugte Partei zu stimmen. Es ist nicht notwendig, öffentlich seine politische Meinung durch Aufkleber kundzutun. Die Aufkleber sollte man sich lieber für schönere Anlässe aufheben.
Etwas anderes ist es natürlich, fordert man seine Mitmenschen durch Aufkleber zum Wählen auf. Die letzten Wahlperioden waren gekennzeichnet von der sogenannten Wahlmüdigkeit. Gegen diese kann man mit entsprechenden Aufklebern ankämpfen. Der Aufruf „Deine Stimme zählt!“ lässt sich doch in Form eines Aufklebers sehr schön an die Menschen in der näheren Umgebung weitergeben. Schließlich lässt sich Demokratie nur erreichen, wenn alle Einwohner des Landes daran teilhaben. Eine neutrale Aufforderung zur Abgabe der Stimme am Wahltag kann dabei nur hilfreich sein. Der Wahlkampf dagegen ist Sache der Politiker. Er gehört nun einmal dazu und dient der Meinungsfindung der einzelnen Wähler. Was man in dieser Hinsicht glauben mag und was nicht, ist jedem Einzelnen freigestellt. Am Wahltag ist die Stunde der Wahrheit gekommen und man macht sein Kreuz bei demjenigen, dem man in politischen Dingen am meisten vertraut.
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