Aber es gibt sie, die WG in der wirklich alles geteilt wird. Ob das Schlafzimmer, die Küche oder das Badezimmer. Das Schlafzimmer? Ja es ist tatsächlich der Fall. Eine solche WG wird als „Funktionale WG“ bezeichnet. Hier hat nämlich niemand mehr ein eigenes privates Zimmer. Selbst die Kleiderschränke werden geteilt. Das bedeutet, das T-Shirt, das ein Bewohner kürzlich erst angezogen hatte, kann heute schon wieder von einem anderen Bewohner getragen werden.
Bei den FuWo-WGs besitzt im Grunde niemand etwas, denn alles was es gibt, gehört auch allen. Die Zimmer werden hier nicht in eigene private Räume eingeteilt, sondern in Funktionen unterteilt. Eine Individualität eines Besitzers, was das eigene Zimmer ausmachen würde, findet man in solchen Wohngemeinschaften nicht. Eigene Vier Wände, darauf darf man sich als Bewohner nicht einstellen.
Solche WGs gibt es vor allem in Szenen-vierteln, die viel zu überteuert sind, schon seit einigen Jahren. Gerade in den Großstädten sind diese Wohnungen, in denen ein eigenes Zimmer für jeden Bewohner nicht mehr vorgesehen ist. Der eigentlich sehr nüchterne Ausdruck „Funktionales Wohnen“ heißt nur, das die Zimmer ihre verschiedenen Funktionen erhalten. So gibt es unter anderem ein Schlafzimmer, in welchem alle Bewohner einen Schlafplatz haben. Wer als Paar in eine WG dieser Art einzieht, darf sich aber freuen, denn es gibt auch das Zimmer für schöne Stunden zu zweit. Und einen Luxus gönnen sich die Bewohner mit einem Hobbyraum und einem gemeinsamen Wohnzimmer. Es gibt zwei preisliche Bedingungen, die für das Wohnen in einer WG mit funktionalen Räumen erfüllt sein müssen: Besitz und Privatheit.
Die Dogmatik der Kommunen aus den Siebzigerjahren fällt hier gänzlich weg. Denn wie schon gesagt, es wird alles geteilt, nicht nur die Räumlichkeiten. Es spielt hier keine Rolle, wem tatsächlich etwas gehört und es ist auch uninteressant wessen Bereich irgendwo ist. Alle dürfen alles nutzen.
Das denken mit dem Kleiderschrank muss man aber akzeptieren können, denn ein Lieblings-T-Shirt kann hier auch jeder tragen. Dafür sorgt der gemeinsame Kleiderschrank mit dem Motto: „Wenn es nur einen Kleiderschrank gibt, dann hat man mehr zum Anziehen“. Hippies und neoliberale Technokraten treffen hier auf einen gemeinsamen Punkt und geben sich quasi das Versprechen aus Kapitalismus und Religion. „Alles wird eins, vor dem Göttlichen, oder vor dem Geld“.
Aber das funktionale Wohnen bringt auch immer wieder Auseinandersetzungen mit sich, wenn unter den Bewohnern einer ist, der das Gemeinsame nicht möchte. Dieser aber ist in solch einem Fall gänzlich Fehl am Platz. Man muss sich mit der intensiven, familienähnlichen und sehr intimen Form des Wohnens anfreunden können. Hier steht einfach nicht das eigene Individuum im Vordergrund, vielmehr ist hier das Soziale an erster Stelle. Es wird teilt, was da ist, ganz egal, was es ist.
Die Funktionale WG, hier ist alles Gemeingut. Es gibt keine Privatsphäre. Genaugenommen ist man als Bewohner Besitzlos. Niemand nennt hier eine Hose, eine Jacke, einen Fernseher oder ein T-Shirt sein eigen. Alles gehört jedem Bewohner.
Wird dadurch Alleinwohnen irgendwann die Ausnahme?
Bildquelle: © wobigrafie / <a href=” http://www.pixelio.de/media/618937 ” rel=”nofollow”>Pixelio.de</a>