Zu den ersten Filmstarts des Jahres gehört das Sklavendrama „12 Years a Slave“. Dieser Film löste im Vorfeld einige Diskussionen aus. Während in den USA das Thema auch mehrere hundert Jahre danach von manchen Menschen am liebsten totgeschwiegen wird, ist ein Großteil der Filmkritiker der Meinung, dass es sich um den besten Film des Jahres handelt. Eins steht fest: Für schwache Nerven ist das Werk nicht geeignet. Es zeigt schonungs- und rücksichtslos das wahre Leben der Sklaven im Süden Amerikas im 19. Jahrhundert. Ein typisches Hollywood-Produkt ist der Film damit nicht, obgleich das manche Poster im Vorfeld hätten vermuten lassen können. Da wurde häufig auf die Gesichter der Stars gesetzt, selbst wenn sie wie Brad Pitt nur eine kleine Nebenrolle hatten. Sicher aber ein gutes Mittel, um die Menschen in die Kinos zu locken und ihnen ein unvergessliches Kinoerlebnis mit Tiefgang zu bescheren. Brad Pitt ist übrigens nicht nur im Film zu sehen, er war zugleich einer der Nebenproduzenten, die unter der erfahrenen Hand von Regisseur Steve McQueen ein wahrhaftiges Meisterwerk der Filmkunst erschaffen haben.
Verfilmt wurde die wahre Geschichte eines Mannes, der mit seiner Familie in Saratoga im US-Bundesstaat New York lebt. Der Amerikaner Solomon Northup, dargestellt von Chiwetel Ejiofor, ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Seinen Lebensunterhalt verdient er als Musiker. Er ist zufrieden mit seinem Leben als freier und angesehener Mann in einer Gegend, wo die Sklaverei Mitte des 19. Jahrhunderts abgeschafft wurde. An einem Tag im Jahre 1841 verändert sich sein Leben von einem Moment auf den anderen allerdings komplett. Northup wird von Betrügern in eine Falle gelockt. Als er wieder aufwacht, liegt er in Ketten und hat zwölf Jahre lang Tyrannei als Sklave auf Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen in Louisiana vor sich.
McQueen und sein Stab verstehen es meisterhaft, die Geschichte wieder lebendig werden zu lassen. Der Film entstand an realen Schauplätzen auf alten Landgütern und in den schwülen Sümpfen Louisianas. Die fantastischen Landschaftsaufnahmen könnten fast über das eigentliche Thema hinwegtäuschen, doch wenn die Kamera nach einem ausladenden Schwenk über die atemberaubende Landschaft der Südstaaten an einem Baum hängenbleibt, an dem entlaufene Sklaven erhängt werden, ist man schnell wieder zurück auf dem Boden der Tatsachen.
Die Idee zum Film stammt übrigens von McQueens Frau. Unter dem Titel „12 Years a Slave“ veröffentlichte Northup 1853 seine Lebensgeschichte. Obgleich das Buch wenig bekannt ist, blieb es bis heute erhalten. Die Gattin von McQueen trieb ein Exemplar auf und inspirierte ihren Mann zur Verfilmung des Buches. Dieser hat schon Erfahrung in dem Filmgenre gesammelt und bereits zwei überaus erfolgreiche Filme – „Hunger“ und „Shame“ – aus dem Bereich produziert. Er setzte dabei sowohl auf den Bekanntheitsgrad der Darsteller als auch ihr Können, speziell, was die Charakterdarstellung betrifft. So ist beispielsweise Michael Fassbender, der beide Hauptrollen in den oben genannten Filmen innehatte, wieder mit von der Partie und als Gutsbesitzer zu sehen, der sich durch seine Liebe zu einer Sklavin in widersprüchliche Gefühle verstrickt. Eine schauspielerische Gratwanderung, die Fassbender hervorragend meistert. Die weiteren Hauptrollen wurden mit Benedict Cumberbatch, Paul Dano und Paul Giamatti besetzt. Die Filmmusik stammt von Oscar-Preisträger Hans Zimmer, das Drehbuch schrieb John Ridley.
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