Derzeit ist die Grüne Woche in Berlin in vollem Gange. Die international bedeutendste Messe für Gartenbau, Ernährungs- und Landwirtschaft fand erstmalig im Jahre 1926 statt. Aktuell läuft die 78. Veranstaltung dieser Art. Noch bis zum 27. Januar können sich interessierte Besucher über landwirtschaftliche Erzeugnisse aus der ganzen Welt informieren. Dazu gehört die Verkostung von Spezialitäten ebenso wie die Vorstellung vom Urlaub auf dem Bauernhof und die Präsentation von verschiedenen Nutztierarten.
Angesichts der Bekanntheit der Grünen Woche zieht sie gleichfalls namhafte Politiker und Prominente an. Zu Beginn der Messe war der Etikettenschwindel bei Lebensmitteln ein Thema. Der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) nannte bei der Auftaktveranstaltung eine erschreckende Zahl an Beschwerden, die in den letzten 18 Monaten von Verbrauchern eingereicht wurden: Sie beschwerten sich über mehr als 6.650 Etiketten auf Lebensmitteln per Internet. Anlass dazu gab ihnen das Gefühl, dass sie durch die Kennzeichnung und die Aufmachung der Produkte getäuscht werden sollten.
Eigens zu diesem Thema wurde die Webseite www.lebensmittelklarheit.de vom vzbv ins Leben gerufen. Gerd Billen als Vorstand desselben gab an, dass man bei etwa jeder dritten Kritik eine Verbesserung des beanstandeten Lebensmittels erreicht habe. Eine weitere Förderung des Portals sei nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums durchführbar.
Seit Juli 2011 besteht die Internetseite. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt der Verbraucherzentralen und wurde zudem vom Ministerium gefördert. Ziel war es, den Verbrauchern eine Anlaufstelle zu schaffen, wo der vielfach angeprangerte Schwindel mit den Etiketten auf den Lebensmitteln endlich einmal gezielt angesprochen werden konnte. In Anbetracht der veröffentlichten Zahlen scheint dies ein voller Erfolg zu sein. Beschwerden gab es beispielsweise über “Kalbswiener“, in denen gerade einmal 15 Prozent Kalbfleisch enthalten waren. Auch Joghurts, die nach ihrer Aufmachung mit zahlreichen leckeren Früchten versehen sein müssten, im Endeffekt aber nur durch Aromen ihren Geschmack erhalten haben, waren auf der Beschwerdeliste zu finden.
Billen regte unter diesem Hintergrund zu einem Klarheitsgebot betreffend der Kennzeichnung von Fleisch und Wurst an. Zudem sollte für den Verbraucher problemlos erkennbar sein, ob die Tiere artgerecht gehalten wurden. Zutaten dürften nicht versteckt werden. Noch einmal zurückkommend auf den Früchtejoghurt müsste bereits auf der Vorderseite unübersehbar vermerkt sein, dass keine Früchte, sondern Fruchtaroma zum Erreichen des gewünschten Geschmacks eingesetzt werde. Drei einfache Regeln seien laut Billen für den Lebensmittelmarkt ausreichend: Es müsse tatsächlich das enthalten sein, was auf dem Etikett steht. Im Gegenzug dazu müsse auch wirklich alles, was an Zutaten zum Einsatz kam, auf der Verpackung vermerkt sein und das auf eine verständliche Art.
Für Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner von der CSU ist das oben genannte Internetportal ein Schritt in die richtige Richtung. Der große Erfolg beweise das und daher möchte man das Projekt auch in der Zukunft weiter fördern. Mittlerweile ist vielen Unternehmen bewusstgeworden, dass die Wünsche und Anregungen der Verbraucher ernst zu nehmen seien und man auf diese eingehen sollte. Aigner sprach der Wirtschaft die Empfehlung aus, die Chance zu einer intensiveren Kommunikation mit dem Kunden zu nutzen. Letztendlich entscheidet nämlich der Kunde darüber, ob ein Produkt auf Dauer am Markt verbleibt oder nicht. Der Schwindel mit den Etiketten ist für eine dauerhafte Etablierung eine denkbar schlechte Basis.
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