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Nach 6 Jahren zeigt Krefelder Kaiser-Wilhelm-Museum wieder Kunst auf Leinwand

710736_web_R_K_B_by_Gila Hanssen_pixelio.de (2)Am ersten Wochenende im April konnten interessierte Besucher bereits einen Blick in die neu restaurierten Räume des Kaiser-Wilhelm-Museums in Krefeld werfen. Zu dem Zeitpunkt waren diese allerdings noch leer, am kommenden Samstag wird das Gebäude aber wieder seinem eigentlichen Zweck zugeführt: Kunst zu zeigen.

Zur Eröffnung gibt es 370 Werke aus dem zwischen 3.500 und 4.000 Exponate umfassenden Bestand des Museums zu sehen. Die Ausstellung wird den Titel „Das Abenteuer unserer Sammlung I“ tragen. Sie ist zugleich die Abschiedsausstellung des amtierenden Museumsdirektors Martin Hentschel. Nach 15 Jahren im Amt beendet er nunmehr seine Direktorentätigkeit.

Gegründet wurde das Museum Ende des 19. Jahrhunderts. Neben der Kunst widmete es sich damals außerdem dem Thema Kunstgewerbe. Die Eröffnungsausstellung stellt eine Reise durch die Geschichte des Kaiser-Wilhelm—Museums dar. Für einen Blick in die Anfangszeiten müssen die Ausstellungsräume im zweiten Obergeschoss aufgesucht werden. Gezeigt werden ein freigelegtes Wandgemälde von Johan Thorn Prikker, ein Tafelaufsatz von Josef Hoffmann, Gläser von Koloman Moser sowie zahlreiche Vitrinen mit Beispielen angewandter Kunst.

Der große Saal im ersten Obergeschoss widmet sich Kunstepochen, die zum Teil Jahrhunderte auseinanderliegen. Die Großporträts von Thomas Ruff stammen aus den 1980er-Jahren und sind somit eindeutig der zeitgenössischen Kunst zuzuordnen. In unmittelbarer Nähe zu Kunstwerken aus dem Mittelalter wie etwa die „Anna selbdritt“ wurde moderne Kunst wie die vorgenannten Porträts oder beispielsweise Skulpturen von Kiki Smith platziert. Zum Teil liegen 500 Jahre zwischen diesen Werken und dennoch lassen sie sich irgendwie miteinander verknüpfen.

Höhepunkt der Ausstellung ist ohne Zweifel der Hauptsaal. Hier ist der Platz für die ganz große Malerei. In diesem Raum wird deutlich, von welch enormer Vielfalt die Sammlung des Museums ist. Blickfang ist das Farbfeldbild „1024 Farben“ von Gerhard Richter aus dem Jahre 1973. Der in Argentinien geborene und heute in New York lebende Künstler Fabian Marcaccio verarbeitete in dem von ihm ausgestellten Werk den Mord an einer jungen Afroamerikanerin, der als eines der brutalsten Verbrechen Amerikas gilt. Eine gewisse Ironie ist hingegen bei den Gemälden und Fotografien des Deutschen Sigmar Polke zu bemerken. In der aktuellen Ausstellung des Kaiser-Wilhelm-Museums kann dies am Werk „Im Westen nichts Neues, Himmelstoß“ überprüft werden.

Sehenswert auch die beiden Beuys-Räume. Sieben Arbeiten des Aktionskünstlers sind dort ausgestellt. Der Fokus liegt auf der Regal-Installation „Barraque D’Dull Odde“, die sich aus rund 600 Einzelteilen zusammensetzt. Sie wurde einst von Beuys selbst in den Museumsräumen errichtet. Während der Sanierung des Museums wurde jene ebenfalls mit Sorgfalt restauriert. Dabei verblieb die Installation an Ort und Stelle. Die mit der Restaurierung betraute Kunsthistorikerin brauchte ein halbes Jahr dafür. Sogar der neue Fußboden wurde um das Kunstwerk herumverlegt.

Wer hinter den Mauern des Kaiser-Wilhelm-Museums also nur Bilder auf Leinwand vermutet, wird angenehm überrascht sein, wie vielseitig Kunst sich doch zu präsentieren vermag. Im Studio 2 ist gar die eigene Kreativität gefragt. Museumspädagoge Thomas Janzen hat in Zusammenarbeit mit der in Krefeld heimischen Künstlergruppe Sputnik eine Museumsbox entworfen, die begehbar ist und interessante Angebote für alle Altersgruppen enthält.

Die feierliche Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Museums findet am Samstag, den 2. Juli, von 16 bis 24 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, so auch am Sonntag. Standort des Museums ist der Joseph-Beuys-Platz 1, vormals Karlsplatz 35.

Bildquelle: © Gila Hanssen / Pixelio.de

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Die schönsten Plätze Weilburgs sind nun auf Leinwand zu sehen

373667_web_R_K_by_Ulrich Velten_pixelio.de (2)Das hessische Weilburg ist ein anerkannter Luftkurort und hat als ehemalige Residenzstadt zahlreiche prunkvolle Bauten zu bieten. Darüber hinaus laden viele weitere schöne Plätze in der Stadt zum Verweilen ein. Genau diese hat der Maler Waldemar Kreis in den vergangenen Jahren auf Leinwand gebannt. Derzeit sind seine Ölgemälde im Löhnberger Mehrgenerationenhaus zu sehen und das noch bis Anfang Januar.

Der Ausstellungsort wurde nicht zufällig gewählt. Im Mehrgenerationenhaus haben alle Generationen die Möglichkeit, Zugang zur Kunst zu finden. So jedenfalls die Meinung von Bürgermeister Frank Schmidt (SPD) anlässlich der Ausstellungseröffnung bezüglich der Standortwahl. Täglich kommen hier alte und junge Menschen zusammen. Besonders Kinder zeigten sich der Kunst gegenüber offen und völlig vorurteilsfrei. Sie ließen sich gern von Bildern verzaubern und zu Fantasiereisen anregen.

Aber auch die Erwachsenen erfreuen sich an den Bildern des ortsansässigen Künstlers. Schließlich zeigen sie Orte, an denen jeder Weilburger schon einmal war: den Schlossgarten, die Oberlahnbrücke und das Landtor zum Beispiel. Alten und neuen Bauwerke hat Kreis seine Aufmerksamkeit geschenkt und sie zu unterschiedlichen Jahreszeiten gemalt. Wer etwa noch nie die vor rund 300 Jahren erbaute Schlosskirche in der Abenddämmerung gesehen hat, kann dieses Erlebnis bei der Betrachtung des entsprechenden Motivs von Kreis nachholen.

Schmidt war einer der ersten, der die Ausstellung besucht hat. Er freue sich schon auf die vielen Kommentare und bescheinigte dem Künstler eine große Professionalität. Der Chef des Rathauses lobte vor allem dessen Detailtreue und den enormen technischen Sachverstand, die die Werke von Kreis auszeichnen. Jener war 32 Jahre lang als Maler tätig und dachte gar nicht daran, in seinem wohlverdienten Ruhestand damit aufzuhören.

Der heute fast 80-Jährige ist Wolgadeutscher und musste sich einst der zwangsweisen Übersiedlung nach Sibirien fügen. Nach dem Abschluss der Schule wurde er Schlosser, arbeitete als Sportleiter in Krasnojarsk und dann als Theatermaler. Später war er mehr als zwei Jahrzehnte als Hauptmaler für ein in Minussinsk ansässiges Textilunternehmen tätig. Als sich ihm 1995 die Chance zur Umsiedlung nach Deutschland bot, nutzte er sie und schlug für zehn Jahre seine Zelte in Weyer auf. Anschließend zog er nach Ahausen, einem Ortsteil von Weilburg. Kreis liebt die Stadt und bringt das mit seinen Bildern deutlich zum Ausdruck. Insgesamt sind 28 davon im Mehrgenerationenhaus zu sehen.

Ein Besuch lohnt sich. Kreis versteht es meisterhaft, Stimmungen einzufangen und auf die Leinwand zu transportieren. Wer sich auf seine Bilder einlässt, wird mitgenommen auf eine Reise durch Weilburg und Löhnberg. Obwohl die Weilburger Motive in der Überzahl sind, hat der Künstler nicht vergessen, ebenfalls einige Sehenswürdigkeiten von Löhnberg in Szene zu setzen. Da wäre beispielsweise die Schleuse oder der Blick von Löhnberg aus über die Lahn hinüber nach Selters.

Weilburg sei nach wie vor ein Thema seiner Kunst, sagte Kreis. So ist es also durchaus möglich, dass er irgendwann noch einmal Bilder der Stadt ausstellt. Aktuell können sich Weilburger und Nicht- Weilburger erst einmal an der laufenden Präsentation erfreuen. Sie ist von Montag bis Freitag von 9.30 bis 15 Uhr und am Donnerstag bis 17 Uhr – analog zu den Öffnungszeiten des Mehrgenerationenhauses – geöffnet. Dieses befindet sich in Löhnberg, Am Berg 3a.

Bildquelle: © Ulrich Velten / Pixelio.de

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Kunst auf Leinwand von Emil Schumacher in Dießen

680286_web_R_K_B_by_Denise_pixelio.de (2)Der französische Kunstkritiker Michel Tapié gilt als Namensgeber für die sogenannte „art informel“. Sie ist die Antwort des frühen Europas auf den aus Amerika stammenden abstrakten Expressionismus. Tapié verwendete diesen Begriff erstmalig im November 1951. Dabei ging es um eine Ausstellung im Studio Facchetti in Paris. Diese formlose oder anders gesagt ungegenständliche Art der Malerei etablierte sich ab dem Jahr 1952 in der noch jungen Bundesrepublik. Sie wusste sich abzuheben von den vorangegangenen surrealistischen und kubistischen Bewegungen und verzichtete bewusst auf geometrische und konstruktive Elemente. Emil Schumacher gilt als einer der namhaftesten Vertreter der sogenannten deutschen Informel. Derzeit präsentiert das Fritz–Winter–Atelier in Dießen am Ammersee eine Auswahl an Papierarbeiten und Gemälden aus seinem Spätwerk.

Emil Schumacher selbst wurde am 29. August 1912 im westfälischen Hagen geboren. Er absolvierte seine Ausbildung als Werbegrafiker in Dortmund an der Werkkunstschule. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte er, wie viele andere aus seiner Generation, auf einen künstlerischen Neustart. Im Jahr 1948 entstand in Recklinghausen die Gruppe „junger westen“. Schumacher war ein Mitbegründer dieser. Im Fokus der Aktivitäten stand, den im Nationalsozialismus verlorengegangenen Anschluss an die Kunst der Moderne wieder herzustellen.

Zur Abstraktion fand der Künstler Anfang der 1950er Jahre. Er war nicht nur in Deutschland erfolgt, sondern bald auch international. An der Documenta II in Kassel nahm er 1959 als Vertreter deutscher Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg teil. Hagen, seine Heimatstadt, errichtete ihm zu Ehren im Jahr 2009 sogar ein Museum.

Schumacher hinterließ eine große Zahl verschiedenartiger Kunst. Seine Werke fanden ihren Platz auf Leinwand ebenso wie auf Holz. Diese großformatigen Bilder stellen den Mittelpunkt des vielfältigen Gesamtwerkes von Emil Schumacher dar. Er erstellte aber auch teils ungewöhnlich große Papierarbeiten und eine Vielzahl von Gouachen. Des Weiteren gehört ein umfangreiches grafisches Werk zu seinem Erbe. Dazu zählen ebenfalls Malereien auf Blei, Aluminium, Schiefertafeln und Porzellan. Schumacher experimentierte gern mit den unterschiedlichsten Materialien und genau das zeichnete ihn als Künstler aus. Farbe trug er oft übermäßig dick auf. Zudem arbeitete er mit Materialien wie Sand und Asche. Das gab seinem Bildgrund häufig einen reliefartigen Charakter.

Die Zusammenstellung der Schumacher Werke ist auf jeden Fall sehenswert. Auch – oder vielleicht gerade? – weil die Ausstellung in Dießen keine Entwicklungen, sondern die späten, reifen Arbeiten des Künstlers zeigt. Die Werke stammen hauptsächlich aus den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens. Zu sehen sind vorrangig Gemälde in erdigen, dunklen, ja fast düsteren Farbtönen. Emil Schumacher nannte sein Werk „Formlos und doch Form“. Es lässt sich sowohl auf Leinwand als auch auf Papier einiges figürliches entdecken. Auch Bildtitel wie „Eulenspiegel“ erlauben dem Besucher, eine Brücke zu bekanntem zu schlagen.

Das Fritz–Winter–Atelier ist im oberbayrischen Dießen am Forstanger 15 a zu finden. Noch bis zum 14. Juni 2015 hat die Ausstellung mit den Werken von Emil Schumacher geöffnet. An Donnerstagen und Samstagen in der Zeit von 14 bis 18 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 und 18 Uhr sowie nach Vereinbarung. Unter der Telefonnummer 08807/4559 können Termine zum Besuch der Ausstellung außerhalb der offiziellen Öffnungszeiten ausgemacht werden.

Bildquelle: © Denise / Pixelio.de

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Die Kunsthalle in Mannheim zeigt die zwei Seiten einer Leinwand

587530_web_R_K_by_Dieter Schütz_pixelio.de (2)Obwohl es in der Kunst nicht unbedingt ungewöhnlich ist, ist es für den Betrachter doch immer wieder etwas Außergewöhnliches: eine Leinwand, die auf beiden Seiten ein Gemälde trägt. Ernst Ludwig Kirchner war einer der Künstler, die ihre Leinwände gern beidseitig benutzten. Die Kunsthalle Mannheim widmet diesem unter dem Titel „Doppelter Kirchner“ derzeit eine Ausstellung. Sie ist eine Kooperation des Kirchner Archivs in Wichtrach nahe Bern mit dem Kirchner Museum in Davos.

Immerhin sind bis heute ganze 138 Werke – alle doppelseitig bemalt – von Ernst Ludwig Kirchner bekannt. Der Expressionist teilte sich seine „Leidenschaft“ beispielsweise mit einigen Mitgliedern der Künstlervereinigung „Die Brücke“. Unter den „Leinwandwendern“ findet man bekannte Künstler wie Pechstein, Heckel und Karl Schmitt – Rottluff.

Warum Kirchner seine Leinwände auf beiden Seiten verwendete, hatte einen einfachen und heute durchaus ebenfalls gut nachvollziehbaren Grund. Es wurde ein Brief gefunden. In dem erklärte der Künstler, dass auch er sparen müsse. Das Material sei „sehr kostspielig geworden“, Gott sei Dank habe die Leinwand aber zwei Seiten. Dieser Satz mutet etwas ironisch an. Schließlich war Kirchner einer der Künstler, die bereits zu Lebzeiten für ihre Bilder hohe Preise erzielten. Er konnte also gut von der Malerei leben und dennoch zwangen ihn die Materialkosten zur Sparsamkeit.

Kirchner gilt als der passionierteste Künstler unter den Leinwandwendern. Viele Sammler und Museen, die ein Gemälde von Kirchner erwarben, konnten später hocherfreut feststellen, dass das zweite Bild auf der Rückseite im Preis inbegriffen war, sie also sozusagen zwei Bilder zum Preis von einem erworben hatten.

Den Ausschlag für die aktuelle Ausstellung gab die im Jahre 1910 fertiggestellte Restaurierung seines Werkes „Gelbes Engelufer, Berlin“. Auf dessen Rückseite wurde nämlich das vergessene Bild „Marokkaner“ wiederentdeckt, das auf ein paar Jahre früher datiert ist. In der Kunsthalle Mannheim kann man seit April 2014 beide Seiten dieses Werkes sehen. Ähnlich verhielt es sich beim „Akt im Atelier“, der gleichfalls aus dem Jahre 1910 stammt. Er befindet sich im Besitz des Städel Museums in Frankfurt. Auf dessen Rückseite verewigte Kirchner seine „Waldlandschaft“.

Die Ausstellung findet in fünf Räumen der Kunsthalle statt. Ansprechend präsentiert können Kunstinteressierte hier siebzehn Gemälde, genauer gesagt 34 Bilder, bewundern. Kirchner gilt als einer der bedeutendsten Maler des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung zeigt solch großartige Werke wie „Gebirgslandschaft“ und „Liegende Frau in weißem Hemd“ von ihm. Die Gemälde werden in speziell gefertigten Rahmenkonstruktionen präsentiert. Dadurch hat der Besucher die Möglichkeit, die Werke problemlos von beiden Seiten zu betrachten. Bei einigen Bildern stimmen Vorder- und Rückseite im Format nicht überein. Sie werden in regelmäßigen Abständen automatisch herumgedreht. Die Kunsthalle möchte mit dieser speziellen Darstellung der Bilder auf die Problematik von beidseitig bemalten Werken hinweisen und eine sowohl kuratorische als auch wissenschaftliche Diskussion zu diesem Thema anstoßen.

Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Wertungen. Darf man die eine Seite der anderen vorziehen und sie künstlerisch höher bewerten? Wem steht eine Bewertung der Bilder überhaupt zu? Der 1938 verstorbene Künstler kann die Wertigkeit nicht mehr vorgeben. Zahlreiche Bilder hat er überarbeitet und deklarierte bei zweiseitigen Gemälden als Hauptseite zumeist das später gemalte Werk. Ein eigenes Urteil können sich Interessierte in der Moltkestraße 9 noch bis zum 8. November 2015 bilden.

Bildquelle: © Dieter Schütz / Pixelio.de

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Die legal-illegale Ausstellung „Menetekel“ zeigt Graffiti auf Leinwand

627510_web_R_K_B_by_Rudolpho Duba_pixelio.deGraffiti ist umstritten. Die Einen sehen es als Kunst, die Anderen als Sachbeschädigung, deren Beseitigung Unsummen verschlingt. Die aus Weimar stammende Sprayer-Gruppe CWR kennt das nur zu gut. Sie sind schon häufiger mit der Polizei aneinandergeraten, weil die deutschen Städte für sie ein einziger Ausstellungsraum sind. Aktuell aber dürfen sie ihre Kunstwerke ganz legal zeigen, und zwar in der alternativen Galerie am Markt 21 in Weimar.

Schon die Begrüßung zur Eröffnung macht die Zweideutigkeit der Ausstellung deutlich. MC Emkey, ein Kurator des Galerievereins, begrüßt alle Gäste, „die aus beruflichen Gründen beziehungsweise undercover anwesend sind“, recht herzlich. Dem aufmerksamen Besucher dürfte zudem auch nicht der rechtliche Hinweis über einer der Türen entgehen: „Die hier gezeigten Werke sind, soweit nicht anders gekennzeichnet, den Kuratoren der Ausstellung anonym, ohne Hinweis auf die Verfasser, zugesandt worden.“ Weiterhin wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass man mit der Vernissage nicht zu Straftaten aufrufen oder diese glorifizieren möchte.

Dabei kann sich das Graffiti auf Leinwand durchaus sehen lassen. In 15 Jahren CWR ist einiges zusammengekommen. Mittlerweile sind es bereits mehrere Sprayer-Generationen, die unter dem Kürzel aktiv sind. Sie kommen aus Weimar, haben aber längst Thüringen, Deutschland und die ganze Welt erobert. Was CWR ausgeschrieben heißt, scheint keiner genau zu wissen und darf frei interpretiert werden. Da gibt es zum Beispiel die Namen „Crew Weimar“ oder „Cool Wall Rockers“. Das Kürzel CWR allerdings ist unverrückbar. Es ist an Hausfassaden, Lärmschutzwänden, Stromkästen, Autobahnbrücken, Eisenbahnwaggons und Buswartehäuschen zu sehen. Nicht jedes stammt von der Handvoll Künstler, die derzeit in der Gruppe aktiv sind, aber in der Sprayerszene gilt es als Ehre, von anderen nachgemacht zu werden.

Auf welchen schmalen Graten sich ein Graffiti-Sprüher bewegt, wird besonders in einem Raum deutlich: Er kann nur gebückt betreten werden, durch ein Loch im Maschendrahtzaun. Dahinter befinden sich Kunstwerke, die wohl so mancher als höchst grenzwertig bezeichnen würde. Es handelt sich um Schnappschüsse zum Leben und Werk der Sprayer, die meisten im Eisenbahnmilieu entstanden. Das Besprühen von Zügen ist sozusagen die Königsdisziplin des Graffitis. Dementsprechend auch das Ambiente im Ausstellungsraum: Auf dem Boden liegt ein Teppich von der Deutschen Bahn, wie er in vielen Zügen zu sehen ist. In einer Vitrine werden wie Jagdtrophäen Streckenschilder von Waggons und Ähnliches zur Schau gestellt.

In den anderen vier Galerieräumen geht es „legaler“ zu. Großformatige Fotografien laden zu einer Weltreise ein. Gezeigt werden Graffitis auf der Berliner U-Bahn, der New Yorker Subway, der Pariser Metro und der Londoner Tube. Verbunden fühlen sich die Weimarer Künstler vor allem mit New York. Dort haben sie zurück zu ihren Wurzeln gefunden. Die Geschichte des Graffitis nahm zwar in der Antike ihren Anfang, als schriftliche Ausdrucksform der Hip-Hop-Kultur trat sie aber gemeinsam mit dieser ab dem Ende der 1960er-Jahren ihren Siegeszug durch die Welt an. Bis in das Thüringer Städtchen Weimar war es damals freilich noch ein weiter Weg, doch inzwischen ist die Kunst angekommen und hat sich einen festen Platz erobert. Wer sich davon überzeugen möchte, hat noch bis zum 14. Januar 2015 die Gelegenheit dazu. Die Ausstellung mit dem Titel „Menetekel“ hat täglich ab 16 Uhr geöffnet.

Bildquelle: © Rudolpho Duba / Pixelio.de

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Pop-Art – die grellbunte Kunst auf Leinwand

576917_web_R_K_by_Dr. Stephan Barth_pixelio.deBei Pop-Art werden alltägliche Dinge zu Kunst. Der bekannteste Vertreter dieses Kunststils dürfte Andy Warhol sein. Mit seinen gemalten Suppendosen wurde er weltbekannt. Hauptsächlich die Tomatensuppe wird mit dem Künstler in Verbindung gebracht. Wer aber genauer hinschaut, kann verschiedene Suppen erkennen.

Es ist übrigens ein Trugschluss, dass es sich bei den „Campbell´s Soups“ um sein Lieblingsessen handelte. Häufig wird angenommen, dass der Künstler aus Mangel an Zeit – oder aus mangelndem Kochvermögen? – täglich Dosensuppe verspeist hat. Das stimmt allerdings nicht. Vielmehr erhielt er diese Suppendosen mit einem Wert von jeweils 99 Cent als Bezahlung für seine Kunstwerke. Dabei hatte er sich ausgerechnet von den dafür abgegebenen Werken viel Geld und seinen Durchbruch in der Kunstszene erwartet. Später hatte er diesen dann auch noch, zwar mit anderen Motiven, doch die Suppendosen sind sein Markenzeichen geblieben.

Pop-Art entstand etwa zeitgleich in den USA und in England. Die Künstler ließen sich vom Alltag inspirieren. Was Warhol seine Suppendosen waren, waren für Roy Lichtenstein Comics. Er malte ebenfalls alltägliche Gegenstände beziehungsweise Szenen und versah sie ganz comictypisch mit Sprechblasen und Wörtern wie „Krawumm!“ oder „Peng!“.

Wichtigstes Kennzeichen der Pop-Art sind die grellen bunten Farben, in denen gemalt wird. Dagegen spielen die Motive eher eine nebensächliche Rolle. Sie müssen eben lediglich aus dem Alltag stammen. So wählte der eine Künstler Geldscheine als Motiv, während der andere Blumen auf die Leinwand brachte und wieder ein Anderer malte Kühe.

Ein weiterer Angehöriger der Pop-Art-Szene war der Künstler Richard Hamilton. Er formulierte zum Entsetzen der gesamten Kunstszene im Jahre 1957 die Maßstäbe, die seiner Ansicht nach Kunst zur damaligen Zeit zu erfüllen hatte: „Pop­ulär, massen­pro­duziert, ver­brauch­bar, bil­lig, witzig, sexy, spie­lerisch, auf­fal­l­end, ver­führerisch.“ Da waren einige Attribute dabei, mit denen sich Künstler der alten Schule auf keinen Fall identifizieren konnten und wollten. So wurde die Formulierung von Hamilton dann auch als Skandal bezeichnet. Der Künstler stellte alle bisher geltenden Werte infrage, ja er erteilte ihnen sogar eine Absage. Bis dahin war Kunst Authentizität und Originalität. Sie hatte eine tiefergehende Bedeutung, sollte dem Betrachter etwas vermitteln. Vor allem war sie nicht jedem zugänglich, sondern zumeist nur einer ausgewählten Schicht vorbehalten.

Pop-Art dagegen war und ist anders. Sie soll(te) das Interesse aller wecken und für jeden bezahlbar sein. Das war ein kompletter Bruch mit den bisher geltenden Maßstäben. Dennoch setzte sich die Kunst durch. Seit mehr als 50 Jahren ist sie nunmehr fester Bestandteil der Kunstszene. Ganz haben die Künstler ihre Wurzeln aber nicht vergessen. Sie waren beispielsweise gelernte Plakatmaler oder Grafiker, hatten also durchaus die Grundzüge des Malens und Gestaltens gelernt. Die erworbenen Kenntnisse konnten sie vorzüglich mit in den neuen Kunststil hineinnehmen.

Dass ihnen dies gelungen ist, davon können sich Interessierte noch bis zum 11. Januar 2015 im Museum Ludwig in Köln überzeugen. Unter dem Titel „Museum Ludwig goes Pop“ werden zahlreiche Gemälde von Roy Lichtenstein, Tom Wesselmann, Robert Rauschenberg und vielen anderen Pop-Art-Künstlern gezeigt. Das Museum verfügt dank dem Ehepaar Peter und Irene Ludwig über eine der international bedeutendsten Pop-Art-Sammlungen. Dabei waren die beiden Sammler anfangs geschockt von der neuen Kunstrichtung. Ihr Herz gehörte vorher der alten Kunst. Da war der Schritt zur Pop-Art schon ein sehr bedeutender, durch den sie mit alten Vorlieben brechen mussten. Doch schnell wurden sie zu Liebhabern der fröhlich-bunten Kunstwerke.

Bildquelle: © Dr. Stephan Barth / Pixelio.de

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Kunst auf Leinwand, die ihre Inspiration in einem Luftschutzbunker hatte

Luftschutzraum-Hinweis, Stgt. / DIA-ScanUlrike Redlich-Kocks hat den Zweiten Weltkrieg hautnah miterlebt. Als Kind saß sie gemeinsam mit ihrer Mutter, ihrer Oma und ihrem kleinen Bruder, der noch ein Säugling war, im Luftschutzbunker an der Arnulfstraße und hörte die Bomben fallen. Genau erinnert sie sich an die Enge und die stickige Luft im Bunker und an das regelmäßig in ihr aufsteigende Verlangen, ins Freie zu laufen und durchzuatmen. Doch das ging nicht und so musste das Mädchen eine andere Möglichkeit finden, um seine Kindheitserlebnisse zu verarbeiten. Die Kunst war es schließlich, die ihm diese Chance bot. Aktuell zeigt die Düsseldorfer Künstlerin 50 ihrer Arbeiten im Untergeschoss der Bunkerkirche St. Sakrament, darunter Gemälde auf Leinwand, Installationen, Skulpturen und Fotografien. Alle befassen sich mit der zwiespältigen Bedeutung eines Luftschutzbunkers, der einerseits einen sicheren Ort darstellte, andererseits für Redlich-Kocks ein Ort der Enge und Angst war. Über allem steht das Thema der existenziellen Bedrohung des Menschen durch äußere Gefahr und innere Not.

“Aus der Tiefe ans Licht” lautet der Titel der Ausstellung. Ein Zeichen der Hoffnung, die während des Rundgangs immer wieder aufkeimt. An den Kirchenraum schließt sich allerdings erst einmal eine etwas düstere Aussicht an. Durch eine Tür geht es auf die Turmrampe und diese führt unwiderruflich in die Tiefe. Dabei wird der Besucher von wenig lebensbejahenden Bildern begleitet. Gespachtelte blaugraue Totentanzbilder zieren die Wände. Die Künstlerin dazu: „Wir sind alle dem Tod geweiht. Egal welche Bedeutung ein Mensch hat, im Tod sind wir alle gleich.” Am Ende der Rampe wird es bunter und farbenfroher, jedoch nicht weniger bedrohlich. Es öffnet sich ein Raum, in dem die Farben Gelb, Rot und Schwarz vorherrschend sind. Sie stehen für Emotionen, vermitteln auf der einen Seite Bedrohung und Gefahr, auf der anderen Seite aber stehen sie für Licht und Hoffnung. Hier schlägt Redlich-Kocks eine Brücke zu aktuellen Ereignissen, zu Kriegen, die heute toben, wie zum Beispiel ihre Arbeit „Bagdad“, die den seit langer Zeit schwelenden Nahostkonflikt aufgreift.

Im “Meditationsraum” spielen menschliche Empfindungen wiederum die Hauptrolle. Zwölf Monotypien stehen sinnbildlich für menschliches Verhalten. Thematisiert werden unter anderem Zuversicht, Trauer, Verzweiflung und List. Den Mittelpunkt bilden dicht beieinanderstehende Figurinen als Symbol für Enge und Angst. Außerdem beinhaltet die Ausstellung Zellen, die mit bröckelnden rissigen Wänden das Elend von Krieg und Zerstörung wiedergeben. Jede Zelle ist mit einem Bild versehen. Jenes steht im Dialog mit dem Kunstwerk in der gegenüberliegenden Zelle. Sie sollen anregen zu einer Auseinandersetzung mit Trauer, Liebe und Hoffnung. Die Wände des Flurs zwischen den Zellen tragen Fotos mit Detailaufnahmen von verwitterten und rostigen Oberflächen. Sie hat die Künstlerin als “Erholung von der Konfrontation in den Zellen” dort platziert.

Zurückkehren ins normale Leben lässt Redlich-Kocks die Besucher ihrer Ausstellung dann doch mit weniger düsteren Aussichten: Die letzte Station des Rundgangs ist ein rot-weißes Foto, welches den Ausstellungstitel “Aus der Tiefe ans Licht” symbolisiert. So mancher wird bestimmt auch froh darüber sein, dass er nach diesem Ausflug in die Schrecken des Krieges wieder in das Licht seiner vermeintlich friedlichen Welt kommt. Dennoch ist die Ausstellung unbedingt einen Besuch wert. Die Ausstellung in der Bunkerkirche ist bis zum 5. Oktober 2014 zu sehen.

Bildquelle: © Albrecht E. Arnold / Pixelio.de

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Von der Leinwand auf die Leinwand – Städel Museum startet neues Projekt

651541_web_R_K_by_lichtkunst.73_pixelio.deDie Kunst kommt im Alltag häufig zu kurz. Manche wollen, manche können beides nicht in Einklang bringen. Die Einen schaffen es wegen ihrer ungünstigen Arbeitszeiten nicht ins Museum, die Anderen haben Respekt vor einer solchen Institution und gehen von vornherein davon aus, dass der Besuch im Museum nichts für sie ist. Museumsräume gelten als elitär. Hier muss man eine gewisse Etikette wahren, die vielen suspekt erscheint. Für Familien also denkbar ungeeignet und auch andere Zielgruppen sind nur mäßig daran interessiert, stundenlang Bilder anzuschauen, mit denen sie sozusagen nichts verbindet.

Museen muten im Zeitalter der modernen Medien als altmodisch und verstaubt an. Wer ein Kunstwerk betrachten möchte, kann problemlos das Internet bemühen. Man braucht nicht das Haus verlassen und muss keinen Eintritt zahlen. Bequemer geht es nicht, für die Museen bedeutet es aber fast schon ein Sterben auf Zeit. Genau dieser Entwicklung wollen das Städel Museum und eine Drogeriemarktkette entgegentreten. Sie setzen sich künftig gemeinsam für eine fortschreitende Digitalisierung des Museums ein und machen die Integration der Kunst in den Alltag leichter. Ab sofort kann sich der Kunde in den Filialen der Kette Wandbilder mit weltberühmten Motiven erstellen. Kunst wird erschwinglich und alltagstauglich. Über 100 Werke stehen zur Wahl. Sie wurden vom Städel Museum zur Verfügung gestellt. So kann man sich etwa für ein Porträt von Botticelli oder für eins der Werke von Manet und Monet. Von der Leinwand auf die Leinwand, wenn auch mit wesentlich weniger Aufwand als es damals zum Entstehungszeitpunkt des Kunstwerks der Fall war.

Schon häufiger habe man im Städel Museum darüber nachgedacht, wie man die Menschen im Alltag erreichen und für Kunst begeistern kann. Dafür wurden schon mal die „heiligen Hallen“ des Museums verlassen und allgemein an einem wesentlich modernen Kunstpräsentationskonzept gefeilt. Führungen gehören ebenso dazu wie ein Blick hinter die Kulissen oder Workshops, wo der Besucher selbst zum Pinsel greifen darf. Der KinderKunstKlub soll Kindern zwischen sechs und 13 Jahren die Kunst näherbringen. Für einen überschaubaren Jahresbeitrag gibt es ein Jahr lang freien Eintritt in alle drei Häuser und zu allen öffentlichen Veranstaltungen.

Um Abwechslung zu bieten und das Interesse hochzuhalten, wechseln die Ausstellungen regelmäßig. Von „langweiligen“ Museumsbesuchen, wo der Besucher minutenlang respektvoll vor einem Bild verharrt, hat man sich nicht ganz entfernt, allerdings geht der Trend im Städel Museum auch in die andere Richtung, und zwar zum Mitmachen. Bestes Beispiel ist die vom 6. Mai bis zum 13. Juli 2014 stattfindende Ausstellung vom österreichischen Künstler Erwin Wurm mit dem klangvollen Titel „One Minute Sculptures“. Die Ausstellung wird im Museum sowie im Garten präsentiert und alle sind dazu herzlich eingeladen. Der Clou der Ausstellung: Hier wird der Besucher selbst zum Kunstwerk. Dafür muss er lediglich eine Minute lang nach Anweisung des Künstlers in einer bestimmten Position verharren. So kann er etwa zum Hund werden, nach der Anweisung „Wirf dich weg“ als „Müll“ enden oder mal eben schnell zum Tassenhalter umfunktioniert werden. Eine tolle Idee, die Kunst einmal auf eine völlig andere Weise interpretiert und verständlich macht. Neben professionellen Performern sucht das Museum aktuell noch weitere Mitwirkende, wobei Geschlecht, Alter und Beruf völlig egal ist.

Bildquelle: © lichtkunst.73 / Pixelio.de

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Pfingsten mit den Kindern im Zoo und zugleich Kunst auf Leinwand genießen

Zum Bestaunen von exotischen Tieren geht man in den Zoo, zum Betrachten von Gemälden und anderen Kunstwerken ins Museum. Kinder begeistern sich eher für das Erstere, viele Erwachsene wählen lieber das Letztere. An diesem Pfingstwochenende lässt sich im Karlsruher Zoo beides vereinen. Man kann entspannt mit seinen Kindern einen Ausflug unternehmen und gleichzeitig seinen kulturellen Horizont erweitern. Eine Kunstausstellung im Raubtierhaus macht es möglich. Daran beteiligt sind fünf Künstler, die sich unterschiedlichen Richtungen widmen. Allerdings behandeln die Kunstwerke alle die Themen Tiere und Artenschutz.

Den Anfang macht Antje Michael mit ihren ausdrucksstarken Tierskulpturen. Sie zeigen die charakteristischen Merkmale der verschiedensten Tiere in harmonischen Formen. In typischen Posen präsentieren sich Nashorn, Känguru, Gorilla und Co. Die Plastiken wurden aus Bronze und Ton geschaffen. Ihr Anblick verzaubert den großen und kleinen Betrachter. Die Figuren erscheinen ihnen liebenswert und arglos. Trotzdem sind sie jede für sich authentisch und würdevoll, wie es den lebendigen Vertretern der jeweiligen Art eigen ist. Die Künstlerin Antje Michael ist eine gebürtige Österreicherin. Heute lebt sie in Großfelden in der Nähe von Marburg als freischaffende Bildhauerin, die sich auf Menschen- und Tierskulpturen spezialisiert hat.

Buntstifte, Pastell- und Acrylfarben sowie die Leinwand sind dagegen das Fachgebiet von Liane Becht. Sie lässt sich immer wieder von der Natur inspirieren und holt mit ihren Kunstwerken diese in die Stadt. In ihrem Atelier Lichtblick in Bad Wildbad ist sie nicht nur als Naturmalerin tätig, als gelernte Goldschmiedin fertigt sie außerdem filigrane Goldschmiedearbeiten. Im Karlsruher Zoo wird sie aber hauptsächlich ihre gemalten Kunstwerke dem interessierten Publikum vorstellen. Dabei reicht die Palette ihrer Bilder von detailgetreuen Blüten über außergewöhnliche Landschaftsinterpretationen bis hin zu Tieren in ihrem natürlichen Lebensraum.

Artenschutz hoch drei ist die Motivation der drei Künstler André Tempel, Andreas Schildhauer und Anne Schulz. Sie sind in Dresden beheimatet und stellen ihr künstlerisches Schaffen in den Dienst der bedrohten Tierwelt. Sie fertigten ihre limitierten Grafik-Editionsmotive mit dem Titel “Artenschutz” zugunsten zweier Naturschutzorganisationen, die sich für den Schutz von Delphinen und Orang-Utans engagieren. Ein Teil der Verkaufserlöse wird ihnen zugutekommen. Ferner sind die betroffenen Spezies teilweise auf den ausgestellten und überaus eindrucksvollen Grafiken der Künstler zu sehen.

Der Karlsruher Zoo, der eigentlich richtig Zoologischer Garten Karlsruhe heißt, besteht seit 1865 und ist damit eine der ältesten Zooanlagen Deutschlands. Auf etwa 22 Hektar Fläche sind rund 800 Tiere, zugehörig zu 150 Tierarten, zuhause. So sind hier etwa Eisbären und Schneeleoparden untergebracht, aber auch Robben oder beliebte Haustiere wie Ziegen, Hühner und Schafe. Sie sind der Liebling der Kinder. Derzeit ist jede Menge Nachwuchs im Streichelzoo von ihnen zum Knuddeln und Liebhaben vorhanden. Außerdem warten junge Kattas im Affenhaus, die Ostern geboren wurden, und zwei kleine Giraffen im Alter von wenigen Wochen auf viele Besucher. Der Zoo ist perfekt für einen Tagesausflug für die ganze Familie geeignet und durch die Ausstellung am Pfingstwochenende wird er ebenfalls Kunstliebhaber in seinen Bann ziehen. Er hat täglich von 8 Uhr (Kassenöffnung der Kasse am Hauptbahnhof) bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet. Weitere Kassen befinden sich am Festplatz, am Rosengarten und in der Augartenstraße. Die Öffnungszeiten der Kassen variieren.

Bildquelle: © kretsche / Pixelio.de

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Die documenta ist eine moderne Kunstausstellung, wo es auch Exponate auf Leinwand zu sehen gibt

Geht es um zeitgenössische Kunst, hat die documenta Weltruhm erlangt. Sie fand erstmals im Jahre 1955 statt und konnte bereits damals die beachtliche Besucherzahl von 130.00 Menschen für sich verbuchen. Urheber der Ausstellung war Arnold Bode, ein Kasseler Kunstprofessor und Designer. Er übernahm zudem gemeinsam mit Werner Haftmann die Leitung seines Vorhabens. Das Duo richtete auch die folgenden zwei Ausstellungen aus. Anschließend wechselten die Verantwortlichen von Veranstaltung zu Veranstaltung.

Die erste documenta befasste sich allerdings weniger mit der zeitgenössischen als mit der Entarteten Kunst. Während die zeitgenössische Kunst nach 1945 entstand, schenkte Bode in seiner ersten Ausstellung den Künstlern der nationalsozialistischen Epoche seine Aufmerksamkeit. Der Begriff „Entartete Kunst“ umfasst sämtliche Kunststile, die dem Kunstverständnis der Nationalsozialisten und dem angestrebten Idealbild der deutschen Rasse widersprachen: Expressionismus, Surrealismus, Dadaismus, Fauvismus, Neue Sachlichkeit und Kubismus. Bekannte Vertreter dieser Kunstepoche sind unter anderem Paul Klee, Käthe Kollwitz, Willi Baumeister, Ernst Barlach und Lovis Corinth.

Es war weniger das Können der Künstler, welches den Nationalsozialisten ein Dorn im Auge war, sondern eher die kritische Auseinandersetzung mit dem herrschenden System. Beispielsweise war Lovis Corinth ein Künstler dieser Zeit, der die Nation spaltete. Seine impressionistischen Werke fanden großen Anklang beim Regime, seine expressionistischen Werke auf Leinwand waren dagegen verpönt und wurden im Zuge der sogenannten Reinigung größtenteils beschlagnahmt. Die Schuld am Sinneswandel des Künstlers gab man einem Schlaganfall im Jahre 1911. Ein zweiter Schlaganfall, den es allerdings nicht gegeben hat, soll für einen weiteren „geistigen Verfall“ Corinths verantwortlich sein. Einige Werke Corinths waren 1964 bei der documenta III zu sehen. Seine beiden größten Werke waren die Aquarellmalereien auf Leinwand mit dem Namen „Die schöne Frau Imperia“ und „Ecce Homo“. Gerade die Bedeutung des letztgenannten Begriffs stand im Widerspruch zum Naziregime. Ecce Homo ist das Synonym für Leiden und Entwürdigung des Menschen durch Krieg und Gewalt, ein überaus präsentes Thema zur damaligen Zeit. Viele Künstler wählten Ecce Homo als Titel für ihre Kunstwerke und schafften sich dadurch Feinde. Neben Lovis Corinth nannten George Grosz, Otto Dix und Paul Meissner einige ihrer Kunstwerke so. Sie wurden allein dadurch zu Gegnern des Regimes.

Im Laufe der Zeit blieb zwar das Thema zeitgenössische Kunst für die documenta Leitthema, doch die zeitgenössische Kunst geht mit der Zeit, weshalb sich die Ausstellungsstücke regelmäßig verändern. Die documenta findet alle fünf – früher alle vier – Jahre statt. In diesem Jahr begann sie am 9. Juni und endet am 16. September. Das aktuelle Leitmotiv lautet Collapse and Recovery, zu deutsch Zusammenbruch und Wiederaufbau, ein wahrlich zeitgemäßes Motto. Eröffnet wurde die Ausstellung von keinem geringeren als Bundespräsident Joachim Gauck. Die Ausstellung nahm sich einerseits dem Zustand im gegenwärtigen Kriegsgebiet Afghanistan mit den Ausstellungsorten Kabul und Bamiyan an, andererseits steht weiterhin die Entwicklung der Stadt Kassel seit Kriegsende im Fokus.

Die Ausstellung findet international statt. In der eigentlichen Heimat der documenta, Kassel, verteilen sich die Präsentationen über das gesamte Stadtgebiet. Hinzu kamen Ausstellungen in Kabul und Bamiyan, beide in Afghanistan gelegen, in Kairo und Alexandria, Ägypten sowie Banff in Kanada. Diese Veranstaltungen gingen jedoch lediglich bis Mitte Juli. In Kassel hingegen kommen Kunstliebhaber noch bis Mitte September auf ihre Kosten.

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