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Der Schwindel mit den Etiketten gehört weltweit zum guten Ton

Pferdefleisch, Bio-Eier, Bier – dies sind nur drei Begriffe, die in den letzten Tagen und Wochen in Kombination mit Skandalen durch die Medien gegangen sind. Die Lebensmittelskandale wurden in der jüngsten Vergangenheit immer mehr. Schuld daran soll der enorme Druck auf die Erzeuger sein. Es ist nicht möglich, eine entsprechende Qualität zu halten und dafür ständig weniger Geld zu bekommen, so der Standpunkt dieser. Einerseits verständlich, andererseits überaus ärgerlich. Gerade das Beispiel Bio-Eier, die deutlich mehr kosten als Eier aus Massentierhaltung und durch deren Verzehr man als Verbraucher gezielt etwas für seine Gesundheit tun möchte, sorgt für einigen Ärger.

Im Durchschnitt isst jeder Deutsche pro Jahr 214 Eier. In der Zahl enthalten sind ebenfalls die Eier, die weiterverarbeitet wurden, beispielsweise in Nudeln. Der Absatz von Eiern aus Bio- und Freilandhaltung ist in den vergangenen Jahren enorm angestiegen. Der Verbraucher achtet vermehrt auf seine Gesundheit und die der Tiere. Er möchte ein gutes Gewissen beim Genuss seines Eies haben. Umso schlimmer ist die Nachricht, dass kürzlich mit dem Bio-Siegel versehene Eier aus Großbetrieben im Handel gefunden wurden. Und um noch eins draufzusetzen: Die Schuld ist nicht bei den Erzeugern zu suchen, sondern in dem enormen Preisdruck, welchem dieselben ausgesetzt sind, und den zu großen Strukturen, die eine genaue Kontrolle nahezu unmöglich machen. Vom aktuellen Skandal wussten die Verantwortlichen bereits seit gut einem halben Jahr. Handlungsbedarf sah man nicht unbedingt, die Weitergabe von Informationen erfolgte nur schleppend. Die Frage, wie das passieren konnte, lässt sich nicht eindeutig beantworten. Verwirrend ist unter anderem die Tatsache, dass die Biorichtlinien auch eingehalten werden können, obwohl die Vorgaben zu den Haltungsbedingungen nicht erfüllt sind. So müssen die Hühner in Biohaltung von qualifiziertem Fachpersonal versorgt werden. In Großbetrieben ist das kaum einzuhalten, wird aber auch nicht überprüft, weil es einfach an Möglichkeiten dazu fehlt.

Die Skandale im Lebensmittelbereich erstrecken sich nicht nur auf Fleischprodukte. Wer gerne sein Feierabendbier genießt, könnte hier auch auf falsche Angaben auf dem Etikett hereinfallen. Mitarbeiter des größten Brauereikonzerns der Welt traten vor Kurzem mit dem Vorwurf des Bierpanschens gegen ihren Arbeitgeber an die Öffentlichkeit. Für einen größeren Gewinn seien vor allem Premiummarken mit Wasser gestreckt worden, die Angaben zum Alkoholgehalt auf den Etiketten entsprächen somit nicht der Wahrheit. In den USA ist diesbezüglich mittlerweile eine Verbraucherklage anhängig. Weitere sollen in der nächsten Zeit folgen. Während das Unternehmen selbst die Vorwürfe zurückweist, war von einigen hochrangigen Mitarbeitern zu hören, dass das Panschen zur Politik des Unternehmens gehöre und seit vielen Jahren praktiziert werde. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Belgien bietet in Deutschland drei Marken an.

Welchen Umfang die aktuellen Skandale haben, weiß noch keiner. Täglich werden neue Fakten ans Licht gebracht. Ob es da etwas nutzt, härtere Strafen für Etikettenschwindler einzuführen, so wie es inzwischen auch viele Politiker fordern? Was bringen Gütesiegel, die an gesetzliche Vorgaben geknüpft sind, wenn es an der Möglichkeit zur Kontrolle der Einhaltung derer fehlt? Und kann man den Angaben auf den Etiketten überhaupt noch trauen? Schließlich geht es hier um Lebensmittel und von denen kann auch eine Gefahr für die Gesundheit ausgehen. Man denke nur an den sogenannten Gammelfleisch-Skandal, wo mit dem Haltbarkeitsdatum gemogelt wurde.

Bildquelle: © Sara Hegewald / Pixelio.de