Die sogenannten QR-Codes begegnen uns mittlerweile überall und jeder, der ein Smartphone oder Tablet besitzt, kann einen solchen mit einer Scansoftware beziehungsweise App auslesen. Diese ist in der Regel bereits auf dem Gerät vorhanden und ohne besondere Kenntnisse nutzbar. Ideale Voraussetzungen, um Leben zu retten, fand Autohersteller Mercedes-Benz und machte sich die aktuell herrschenden Umstände zunutze. Ab sofort wird jeder Neuwagen ab Werk mit zwei Aufklebern ausgestattet, die einen QR-Code tragen. Er enthält Daten über das Fahrzeug wie etwa Informationen zu Tanks, Batterie, Airbags, Druckzylinder, elektrische Leitungen und weiteren Bauteilen. Die Retter sind damit nicht auf die Hilfe des Autofahrers angewiesen und können außerdem oftmals wesentlich detaillierte Angaben abrufen. Über die dafür notwendige technische Ausstattung verfügen die Rettungskräfte der Gegenwart selbstverständlich. Die Codes werden auf der Tankklappe sowie auf der Seite der B-Säule, die der Tankklappe gegenüberliegt, aufgeklebt. Die Erfahrung zeigt, dass es in den beiden Bereichen selten schwere Schäden gibt, sodass die Aufkleber nach einem Verkehrsunfall problemlos erreichbar sind. Dafür ist es nicht einmal notwendig, in das Innere des Unfallfahrzeugs vorzudringen, von außen sind die QR-Codes gleichfalls leicht erfassbar.
Neu ist die Idee mit der elektronischen Rettungskarte nicht unbedingt. Der ADAC hat bereits eine solche entwickelt. Der Haken daran: Man muss sie sich selbst besorgen und ins Auto legen. Das Interesse war daher bislang mäßig. Es ist es allerdings für die schnelle Einleitung von Rettungsmaßnahmen von großer Bedeutung, das verunglückte Fahrzeugmodell zweifelsfrei identifizieren zu können. Laut einer Erhebung des ADAC werden 64 Prozent der verunfallten Pkw falsch oder gar nicht von den Helfern identifiziert. Das verzögert zum einen die Rettung, zum anderen begeben sich die Retter ebenfalls in Gefahr. Und es gibt noch etwas, das Sorgen bereiten dürfte: Je neuer das Automodell ist, umso mehr Zeit nimmt die Rettung der Unfallopfer in Anspruch, weil wichtiges Wissen über das Fahrzeug fehlt. Das Gebot der „Goldenen Stunde“ – das sind die ersten 60 Minuten nach dem Unfall, die den Rettern für eine erfolgversprechende Hilfeleistung zur Verfügung stehen – verliert damit zunehmend an Relevanz. Der Einsatz der Rettungskräfte sieht 20 Minuten für Alarmierung und Anfahrt, weitere 20 Minuten für die Rettung am Unfallort und noch einmal 20 Minuten für die Erstversorgung sowie den anschließenden Transport in eine Klinik vor. Innerhalb dieses Zeitrahmens haben Schwerverletzte die besten Überlebenschancen. Geht allerdings schon wertvolle Zeit mit dem Herausfinden des richtigen Automodells verloren, haben die Retter kaum noch die Möglichkeit, ihren Job richtig auszuüben. Ein Aufkleber mit einem QR-Code gibt dagegen in Sekundenschnelle Auskunft darüber, um was für ein Fahrzeug es sich handelt. So können geeignete Maßnahmen ohne Zeitverzögerung eingeleitet werden, was die Überlebenschancen der Unfallopfer um ein Vielfaches erhöht.
Mercedes-Benz jedenfalls hat die Wirkung dieser wahrlich als simpel zu bezeichnenden Aktion erkannt und wird sie in Zukunft zum Wohle seiner Kunden nutzen. Bleibt zu hoffen, dass sich andere Autohersteller von dieser Idee inspirieren lassen und sich ähnliche Gedanken machen. Der Aufwand für nur ein gerettetes Leben ist durch solch einen Aufkleber mit QR-Code verschwindend gering und das sowohl technisch als auch finanziell. Da dürfte es keinerlei Anlass für Überlegungen über die Verwendung geben.
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