Was wo und an welcher Stelle wie entsorgt wird, weiß der deutsche Bürger mittlerweile recht gut, nur hält er sich nicht immer daran. Obwohl von der Duales System Deutschland GmbH (DSD) keine genauen Zahlen über Fehlsortierungen für einzelne Orte vorliegen, hat sich der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen im Herzen von Bayern zur Einführung von Aufklebern entschlossen. Sie sollen „Müllsünder“ auf ihre Fehler beim Müllsortieren – hierbei geht es ausschließlich um Verpackungen mit dem „Grünen Punkt“ und gleichwertig – aufmerksam machen.
Als Erstes gibt es einen orangefarbenen Aufkleber. Er ist der Hinweis darauf, dass die Abholer etwas im Müll gefunden haben, was nicht hineingehört. Jede Tonne beziehungsweise deren Inhalt wird vor der Leerung in Augenschein genommen. Beim nächsten Mal werden Tonnen, die bereits mit einem orangefarbenen Aufkleber gekennzeichnet wurden, noch einmal genauer betrachtet. Sollte wiederum „falscher Müll“ darin gefunden werden, bleibt die Tonne ungeleert stehen und es gibt einen weißen Aufkleber mit der Aufschrift „Bitte nachsortieren“.
Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist das Unternehmen Hofmann für die Leerung der Tonnen zuständig. Die neuen Aufkleber bedingen eine Nachfrage, ob denn die Quote der Fehlsortierung ausgerechnet dort so hoch ist. „Eigentlich nicht“, gibt Siegfried Ruoff als Vertriebsleiter an. Im Gegenteil, man sei sehr zufrieden mit der durchgeführten Mülltrennung, dennoch bestehen seiner Ansicht nach immer Optimierungsmöglichkeiten. Mit den Aufklebern möchte er eine tiefergehende Sensibilisierung der Menschen erreichen. Immer wieder landet Elektroschrott, Sperrmüll und manchmal sogar Laub in den „Gelben Tonnen“. Da möchte Ruoff gerne nachbessern.
Bei etwa 30 Prozent liegt die Fehlsortierungsquote in Gesamtdeutschland. Es herrscht also noch Verbesserungsbedarf und im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen arbeitet man nun aktiv daran. Die „Gelbe Tonne“ für Leichtverpackungen wurde hier vor etwa einem Jahr eingeführt und gut angenommen. Im Vergleich zu vorher erhält das Entsorgungsunternehmen Hofmann die doppelte Menge an Wertstoffen und auch die Bürger scheinen zufrieden mit dem neuen System, denn Beschwerden gibt es kaum. Von Januar bis Oktober 2012 sammelten die Wertstoffhöfe im Landkreis 960 Tonnen Leichtverpackungen, im gleichen Zeitraum 2013 waren es etwa 2.100 Tonnen. Franz-Josef Simon in seiner Eigenschaft als Leiter der Landkreisbetriebe sieht für die Zunahme drei Gründe als ursächlich an: Zum einen packten die Verbraucher früher häufig bereits während des Einkaufs die Waren aus und ließen die Verpackung gleich in der Verkaufsstelle. Zum zweiten herrschte ein regelrechter Mülltourismus in die Nachbarkreise. Und zum dritten gab es auf den Wertstoffhöfen eine reinere Materialsortierung. Auf die Menge des Restmülls hatte die Einführung der „Gelben Tonnen“ keinen Einfluss. Sie ging lediglich von 8.951 Tonnen auf 8.519 Tonnen zurück.
Im Jahre 1991 trat in Deutschland die Verpackungsverordnung in Kraft. Sie war der Anlass für die Gründung eines Verbundes, der die Verwertungspflichten der Lebensmittel- und Verpackungsindustrie für Verpackungen übernahm. Die Duale System Deutschland GmbH war das erste, privatwirtschaftliche Unternehmen in diesem neu geschaffenen Dienstleistungsbereich. Später folgten weitere wie zum Beispiel die Veolia Umweltservice Dual GmbH und die Redual GmbH. Zu Anfang waren sämtliche, rückgabefähige Verpackungen mit dem „Grünen Punkt“ gekennzeichnet, heute jedoch dürfen auch Verpackungen ohne die Kennzeichnung in den „Gelben Tonnen“ entsorgt werden, da die Monopolstellung des „Grünen Punktes“ inzwischen aufgehoben wurde.
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