Dass nicht jeder die Meinung seiner Regierung vertritt, demonstriert momentan die israelische Kulturszene. Im Museum für islamische Kunst in Jerusalem wurde unlängst eine Ausstellung eröffnet, deren Exponate nicht bei jedem auf Begeisterung stoßen dürften. Im Mittelpunkt stehen Poster. An sich nichts verwerfliches, allerdings handelt es sich dabei um Plakate, die aus dem Iran stammen und somit aus der Hand des Erzfeindes. Beide Länder stehen sich seit jeher überaus feindlich gegenüber. Zu unterschiedlich und von Missverständen geprägt sind die vertretenen Ansichten, als dass es bisher zu einer Annäherung der beiden Länder kommen konnte.
Genau das soll mit der Ausstellung erreicht werden, zumindest auf kultureller Ebene. Gerne würde es der in Israel lebende Iran-Experte Meir Javedanfar aber auch sehen, dass man sich auf anderen Gebieten näherkommt. Deshalb setzt er in die Präsentation große Hoffnungen. Jene trägt übrigens den denkwürdigen Titel „Zeichen aus dem Iran“.
Die iranische Regierung ist überzeugter Gegner des jüdischen Staats und streitet vehement ab, dass es den Holocaust je gegeben hat. Javedanfar kann und möchte sich dieser Meinung nicht anschließen. Er sieht in den Postern ein geeignetes Mittel, dem antisemitischen und antiisraelischen Auftreten des Irans entgegenzutreten.
Nahezu zeitgleich mit der Ausstellung in Jerusalem wurde eine ebensolche in Teheran mit einem eindeutigen Tenor gegen Israel eröffnet. Aus 50 Ländern wurden 150 Karikaturen zusammengetragen, die ausschließlich die Verunglimpfung des israelischen Staates zum Ziel haben.
Im Museum für islamische Kunst lässt man sich davon nicht beeindrucken. Die eigene Ausstellung setzt sich durchaus kritisch mit der Politik des Irans auseinander, das wird aber oft erst auf den zweiten Blick offenbart. So hat sich ein junger Perser mit dem beständig schwelenden Konflikt auf seine ganz eigene Weise auseinandergesetzt.
Das von ihm entworfene Poster befasst sich eigentlich mit einem weltweit existierenden Problem: HIV beziehungsweise Aids. Es zeigt eine Banane, die ein männliches Glied darstellen soll. Sie wird umhüllt von einem Kondom, welches aus Reißzwecken besteht. Die Banane prangt unübersehbar im Vordergrund, den Hintergrund bilden arabische Schriftzeichen und ein verschnörkeltes Blumenmuster. Wer hier genauer hinschaut, fühlt sich angesichts der kleinen Rechtecke an Gräber erinnert. Ein Hinweis auf die vielen Opfer, die der Konflikt der beiden Länder bereits gefordert hat.
Ein anderes Plakat befasst sich auf Umwegen mit dem jahrelangen Bestreben nach Frieden. Ein fauliger Granatapfel ist das Symbol für die Gesellschaft Persiens. Er teilt sich das Poster mit einer Krähe, die eigentlich eine Friedenstaube sein soll. Da diese bisher ihre Mission nicht erfüllen konnte, hat der Künstler dem seiner Meinung nach besser zur Situation passenden Vogel den Vorzug gegeben.
Die Organisation der Ausstellung wurde übrigens weitab von Israel im tschechischen Brünn von der Mährischen Galerie vorgenommen. Das auch aus dem Grund, um die Künstler zu schützen. Die Idee stammte vom in Tel Aviv lebenden Posterkünstler Lemel, der zugleich Kurator ist. 60 Poster aus vier Jahrzehnten konnte er zusammengetragen. Nach Israel gelangten nur Ausstellungsstücke, die schon verkauft oder verschenkt und demzufolge nicht mehr im Besitz der jeweiligen Urheber waren. Ein weiterer Schritt, um die Künstler keiner unnötigen Gefahr auszusetzen.
Das Museum hat Sonntag, Montag, Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 15 Uhr, am Dienstag von 10 bis 18 Uhr sowie am Freitag, Samstag, an Feiertagen und Feiertagsvorabenden von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Wer nicht bis nach Israel reisen möchte, kann dem Pendant in Berlin einen Besuch abstatten.
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