Es ist verwirrend, aber es lässt sich ja alles glücklicherweise auch auf einfachste Art und Weise erklären. Es geht um Gießen, den Seltersweg, einen Aufkleber, Nazis und Demonstrationen. Soweit alles gut, aber wieso kann ein Aufkleber für Ärger sorgen? Die Geschichte fängt eigentlich vor dem 16. Juli an. Hier haben Gegner von Neonazi-Demontrationen die Fußgängerzone mit Aufklebern bestückt, eigentlich kann man sagen, mit Aufklebern überflutet. Sie wurden auf Blumenkübel geklebt, die vom BID aufgestellt worden. Außerdem prangen sie auch auf Stromkästen, die vom Verein gestaltet wurden, auf Mülleimern und auch auf den Lichtstelen, die noch neu sind. Der Geschäftsführer vom BID, Markus Pfeffer, sagte hierzu: „Die Beseitigung wird und über 1000 Euro kosten“. Sicherlich werden sich nun viele Fragen, was an den Aufklebern so schlimm ist. Es handelt sich um ein Aktionsbündnis und die Aufschrift „Gießen bleibt nazifrei“.
Das Ärgernis ist aus dem Grund so groß, dass die Aufkleber ausgerechnet auf das neue Stadtmobiliar gepappt worden sind. Zwar ist es eine politische Werbung mit einem moralischen Anspruch, aber dennoch handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, wie Pfeffer sagte. Er hat auch hinzugefügt:“Man muss sich an die Regeln, die für alle gelten, halten“.
Es geht dem BID-Geschäftsführer wohl auch nicht darum, dass er seine „Hausmeister-Mentalität“ ausleben kann, sondern vielmehr ist er immer im Einsatz, um die Verwahrlosung des Wohn- und Geschäftsquartieres, das ihm anvertraut wurde, zu verhindern. Pfeffer hat betont, dass er schon so einige Aufkleber entfernen musste. Es muss vor allem schnell passieren, denn seine Erfahrungen haben gezeigt, dass bald nach dem der erste Aufkleber oder auch einem Graffiti, weitere folgen. Der BID-Manager hat erklärt: „Das wird dann von anderen wie eine Plattform verstanden“. Die Beseitigung der Aufkleber ist kostenträchtig und bei den Stromkästen sei es zudem auch sicherlich notwendig, dass Folien komplett erneuert werden.
Es lässt sich natürlich nicht feststellen, wer mit dem Kleben angefangen hat, aber es animiert nun mal dazu, dass andere nachziehen. Es handelt sich auch nicht nur um Aufkleber mit Parolen, die gegen den Aufmarsch von der NPD oder die Versammlung vom Dachverband sind, denn es werden dann auch politikfremde Sprüche auf das Stadtmobiliar geklebt. Hier sind auch Aufkleber der „Ultras“, der Fangruppe vom Eintracht Frankfurt mit dabei.
Sicherlich wollen die Gießener keine Nazis unter sich, aber es lässt sich auch mit solchen Aktionen nicht verhindern. Aus diesem Grund ist ein Appell an die Gegner gerichtet. Dieses bittet sie im Grunde, die Klebeaktionen zu unterlassen. Es wird schließlich nicht nur das Stadtbild dadurch verschlechtert, sondern animiert vielleicht auch die NPD-Mitglieder zu weiteren Handlungen. Je weniger sie verärgert werden, um so weniger wird man auch von ihnen ihren. Sicherlich mag niemand so recht eine Partei, die als verfassungsfeindlich und rassistisch gilt, in seinen Rängen, aber durch solche Aufkleber wird man sie nicht vertreiben können.
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