Auf einem Schulhof geht es immer turbulent zu, doch heute ist für die Schüler der 5. Klassen der Anne-Frank-Realschule in Oberhausen kein normaler Schultag. Heute ist die Polizei zu Gast und diese möchte ihnen eine besondere Gefahr im Straßenverkehr näherbringen: abbiegende LKWs und Busse. Eigens dazu wurden gleich sieben große Fahrzeuge auf den Schulhof gebracht. Jetzt werden einige der Fünftklässler gebeten, sich an der rechten Seite eines LKW-Führerhauses zu postieren. Die praktische Übung soll den Kindern und auch Erwachsenen verdeutlichen, wie groß der „ eines LKWs ist. Dabei gerät so mancher ins Staunen. Schnell zeigt sich, dass es sich hier wirklich um eine unterschätzte Gefahr handelt. Deshalb hat sich die Stadt Oberhausen, die Polizei, die Verkehrswacht und diverse Unternehmen Gedanken gemacht, wie man die Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern erhöhen kann. Ergebnis der Überlegungen ist ein Aufkleber, der künftig die Seiten und das Heck von LKWs zieren wird.
Die Deutsche Verkehrswacht ist Schirmherr der Aktion und deshalb war niemand Geringerer als der Vorsitzende der Verkehrswacht Oberhausen, Dieter Elsenrath-Junghans, persönlich bei der Vorstellung des neuen Sicherheitskonzepts in der Schule anwesend. Auch Schulleiterin Ursula Niemann, Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier und Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz liegt das Projekt am Herzen.
Elsenrath-Junghans nahm sich für die Schüler viel Zeit und erklärte ihnen, was es mit dem „Toten Winkel“ auf sich hat. Damit sie auch in Zukunft immer daran denken, werden sie künftig durch die bunten Aufkleber mit der Aufschrift „Vorsicht Toter Winkel – Lass mich vorbei, ich sehe dich nicht“ erinnert. Fahrzeuge der Berufsfeuerwehr, des städtischen Dienstleisters OGM, des Prüfunternehmens Dekra, der Energieversorgung Oberhausen (EVO) sowie der Fahrschulen Steinborn und Krüssmann tragen ab sofort die Aufkleber an der rechten Seite und dem Heck. Jeder, der ebenfalls Interesse an den neuen Stickern hat, kann diese kostenlos über die Verkehrswacht in Oberhausen ordern.
Hintergrund der Aktion sind die zahlreichen Verkehrsunfälle, die sich im „Toten Winkel“ ereignen. Im letzten Jahr waren es beispielsweise 515 Radfahrer in Nordrhein-Westfalen, die in diesem Gefahrenbereich verunglückten. Fünf von ihnen starben. Häufig sind Kinder und ältere Menschen betroffen. Ihre Wahrnehmungs- und Reaktionsfähigkeit ist noch nicht oder nicht mehr so gut entwickelt. Dadurch sind sie mehr gefährdet als andere Verkehrsteilnehmer.
Seit über 30 Jahren ist der „tote Winkel“ bei Verkehrswacht und Polizei ein Thema. Von den neuen Aufklebern erhofft man sich vor allem die Aufmerksamkeit der Kinder, die das schwächste Glied der Gesellschaft sind. Sie werden oft von Bus- und LKW-Fahrern übersehen, weil sie einfach zu klein sind. Die Aufkleber sollen dabei die betreffende Personengruppe selbst auf die Gefahr hinweisen und sie sensibilisieren. Ein Aufkleber allein vermeidet keinen Unfall, aber er geht das Problem von einer anderen Seite an. Bisher wurden hauptsächlich die Fahrer auf das Risiko aufmerksam gemacht, die gefährdeten Personen jedoch wurden nur am Rande gewarnt oder gar nicht. Die Aufkleber holen dies nun nach und sprechen gezielt diejenigen an, die unmittelbar von der Gefahr bedroht werden. Ein gut durchdachtes Konzept, welches hoffentlich ebenfalls in anderen Städten Nachahmer findet, denn jeder Verkehrstote ist ein Toter zu viel. Jede Möglichkeit zur Vermeidung von Unfällen sollte genutzt werden.
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