Die Kunst kommt im Alltag häufig zu kurz. Manche wollen, manche können beides nicht in Einklang bringen. Die Einen schaffen es wegen ihrer ungünstigen Arbeitszeiten nicht ins Museum, die Anderen haben Respekt vor einer solchen Institution und gehen von vornherein davon aus, dass der Besuch im Museum nichts für sie ist. Museumsräume gelten als elitär. Hier muss man eine gewisse Etikette wahren, die vielen suspekt erscheint. Für Familien also denkbar ungeeignet und auch andere Zielgruppen sind nur mäßig daran interessiert, stundenlang Bilder anzuschauen, mit denen sie sozusagen nichts verbindet.
Museen muten im Zeitalter der modernen Medien als altmodisch und verstaubt an. Wer ein Kunstwerk betrachten möchte, kann problemlos das Internet bemühen. Man braucht nicht das Haus verlassen und muss keinen Eintritt zahlen. Bequemer geht es nicht, für die Museen bedeutet es aber fast schon ein Sterben auf Zeit. Genau dieser Entwicklung wollen das Städel Museum und eine Drogeriemarktkette entgegentreten. Sie setzen sich künftig gemeinsam für eine fortschreitende Digitalisierung des Museums ein und machen die Integration der Kunst in den Alltag leichter. Ab sofort kann sich der Kunde in den Filialen der Kette Wandbilder mit weltberühmten Motiven erstellen. Kunst wird erschwinglich und alltagstauglich. Über 100 Werke stehen zur Wahl. Sie wurden vom Städel Museum zur Verfügung gestellt. So kann man sich etwa für ein Porträt von Botticelli oder für eins der Werke von Manet und Monet. Von der Leinwand auf die Leinwand, wenn auch mit wesentlich weniger Aufwand als es damals zum Entstehungszeitpunkt des Kunstwerks der Fall war.
Schon häufiger habe man im Städel Museum darüber nachgedacht, wie man die Menschen im Alltag erreichen und für Kunst begeistern kann. Dafür wurden schon mal die „heiligen Hallen“ des Museums verlassen und allgemein an einem wesentlich modernen Kunstpräsentationskonzept gefeilt. Führungen gehören ebenso dazu wie ein Blick hinter die Kulissen oder Workshops, wo der Besucher selbst zum Pinsel greifen darf. Der KinderKunstKlub soll Kindern zwischen sechs und 13 Jahren die Kunst näherbringen. Für einen überschaubaren Jahresbeitrag gibt es ein Jahr lang freien Eintritt in alle drei Häuser und zu allen öffentlichen Veranstaltungen.
Um Abwechslung zu bieten und das Interesse hochzuhalten, wechseln die Ausstellungen regelmäßig. Von „langweiligen“ Museumsbesuchen, wo der Besucher minutenlang respektvoll vor einem Bild verharrt, hat man sich nicht ganz entfernt, allerdings geht der Trend im Städel Museum auch in die andere Richtung, und zwar zum Mitmachen. Bestes Beispiel ist die vom 6. Mai bis zum 13. Juli 2014 stattfindende Ausstellung vom österreichischen Künstler Erwin Wurm mit dem klangvollen Titel „One Minute Sculptures“. Die Ausstellung wird im Museum sowie im Garten präsentiert und alle sind dazu herzlich eingeladen. Der Clou der Ausstellung: Hier wird der Besucher selbst zum Kunstwerk. Dafür muss er lediglich eine Minute lang nach Anweisung des Künstlers in einer bestimmten Position verharren. So kann er etwa zum Hund werden, nach der Anweisung „Wirf dich weg“ als „Müll“ enden oder mal eben schnell zum Tassenhalter umfunktioniert werden. Eine tolle Idee, die Kunst einmal auf eine völlig andere Weise interpretiert und verständlich macht. Neben professionellen Performern sucht das Museum aktuell noch weitere Mitwirkende, wobei Geschlecht, Alter und Beruf völlig egal ist.
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