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Die Leinwand im Kino im Wandel der Zeit

Schaut man nicht einmal 100 Jahre zurück in die Vergangenheit, trifft man auf ein völlig anderes Bild der Freizeitgestaltung. Das Internet gab es noch lange nicht und wer sich Filme ansehen wollte, musste ins Kino gehen. Dort wurde die Leinwand nicht nur zur Kurzweil genutzt, sondern war ebenfalls ein wichtiges Informationsinstrument, um die Bevölkerung über aktuelle Gegebenheiten in Kenntnis zu setzen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Leinwand im Kino regelmäßig zu Propagandazwecken missbraucht. Vor der Aufführung des Films musste man zuerst die Propagandafilme des Naziregimes über sich ergehen lassen.

Aber die Geschichte des Kinos beginnt nicht erst im 20. Jahrhundert, sondern bereits in dem Jahrhundert davor. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eroberten Panoptiken und Schaubuden die Jahrmärkte. Die damaligen Vorführungen basierten hauptsächlich auf optischen Täuschungen. Bewegte Bilder gab es noch nicht und an Ton war auch noch lange nicht zu denken. Daher begnügte man sich mit Stereoskopen, die dreidimensionale Fotos hervorbrachten.

Im Jahre 1893 wurde von Thomas Alva Edison das Kinetoskop der Öffentlichkeit vorgestellt. Es war ein Schaukasten für eine Person, in welchem ein kurzer Film gezeigt wurde. Einige Zeit danach entwickelten die Gebrüder Lumière ihren Cinématographe. Damit konnte man Filme aufnehmen und abspielen. Der erste Filmprojektor stammt sogar aus der Zeit vor dieser Entwicklung. Bis zum richtigen Kino war es nun nicht mehr weit.

Mit der großen Anzahl von bahnbrechenden Innovationen konnte nun endlich die erste Filmvorführung für mehrere Personen starten. Die erste Vorführung eines Films gegen die Zahlung eines Eintrittsgeldes fand am 1. November 1895 in Berlin statt. Vermutet wird allerdings, dass die erste richtige Filmvorführung am 5. Februar 1894 in Manhattan erfolgte. Gesicherte Beweise darüber liegen nicht vor, weshalb die Aufführung in Berlin als die erste offizielle Filmvorführung gilt.

Das Zeitalter des Kinos brach um die Jahrhundertwende an. Die Filmvorführungen wurden von den Menschen akzeptiert und das scheinbar dauerhaft. In großen Städten Europas und in den USA wurden riesige Kinopaläste bis in die 1920er Jahre hinein errichtet. Die ländlichen Regionen mussten mit Wanderkinos vorliebnehmen, welche von Ort zu Ort zogen und nur zu bestimmten Zeiten die Gelegenheit zum Schauen eines Films auf Leinwand boten. Am 31. Dezember 1927 gab es in Europa insgesamt mehr als 21.600 Kinos, wobei Deutschland mit 4.300 Einrichtungen der absolute Spitzenreiter war. Sechs Milliarden Menschen sahen sich in diesem Jahr in den Kinos auf der ganzen Welt Filme an, obwohl bis dahin fast nur Stummfilme gezeigt wurden.

Die Erfolgsgeschichte der Kinos war nur auf eine gewisse Zeitepoche begrenzt. Von Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts erlebte das Kino einen wahren Boom. Danach hielten die Fernseher in die meisten Haushalte Einzug und erlaubten es den Menschen, in den eigenen vier Wänden Filme anzuschauen. Trotzdem sind die Kinos nicht gänzlich verschwunden. In der Gegenwart wird versucht, durch neue Ton- und Breitwandtechniken dem Kinosterben entgegenzuwirken. Neu gebaute Kinos sind in der Regel Multiplex-Kinos, die über eine äußerst gute technische Ausstattung verfügen. Sie stehen für Genuss auf der Leinwand auf höchstem Niveau.

Eine neue Konkurrenz ist mit dem Internet aufgetaucht, in welchem immer häufiger Filme angeboten werden. Die Heimkinosysteme tun ihr Übriges dazu. Nun kann man Kino im eigenen Haushalt erleben, ohne sich mit vielen anderen eine Leinwand teilen zu müssen.

Bildquelle: © Michael Leps / Pixelio.de