Es ist ziemlich genau 25 Jahre her, dass Deutschland wieder ein vereintes Land ist. Unabhängig voneinander hatte sich in der BRD und der DDR eine Reihe von Produkten entwickelt, die die Bewohner der jeweiligen Hälfte überaus schätzten. Nach der Wiedervereinigung waren vor allem die sogenannten Ostprodukte dem Untergang geweiht. Jeder ehemalige DDR-Bürger wollte fortan sein Leben so gestalten, wie die Bürger im „goldenen Westen“ und kaufte dementsprechend Westprodukte. Doch eine kleine Gruppe von Waren aus dem Osten überlebte und einige von ihnen besetzen in der Gegenwart Spitzenplätze in der jeweiligen Branche. Bestes Beispiel ist der Rotkäppchen Sekt. Er ist ein typisches Ostprodukt, hat aber nach dem Fall der Grenze ebenfalls seinen Siegeszug durch die westdeutschen Bundesländer angetreten. Auf den meisten Etiketten von Sektflaschen prangt der Name Rotkäppchen, denn das Unternehmen ist mittlerweile bundesweiter Marktführer in der Sparte Sekt und Wein.
Das Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung (IMK) stellte unlängst eine neue Studie vor, bei der die Unterschiede im Kaufverhalten zwischen Ost- und Westdeutschen analysiert wurden. Dabei kam heraus, dass Ostmarken schon lange nicht mehr als Billigmarken gelten. In der Untersuchung fanden ebenfalls 60 Ostmarken Berücksichtigung. Etwa 2.000 Ostdeutsche und 1.000 Westdeutsche wurden im Zeitraum von Juni bis August repräsentativ befragt. In ganz Ostdeutschland waren Marken wie die Nuss-Nougat-Creme Nudossi, Bautzner Senf und das Knusperbrot Filinchen bekannt. Im Westen kannte man die Namen weniger, dafür wusste man mit der Quarkspeise Leckermäulchen, diversen Biersorten und Rotkäppchen Sekt etwas anzufangen.
Vordergründig sind die Ostmarken in dem Bundesland populär, in welchem sie produziert werden. Darüber hinaus werden sie in den angrenzenden Bundesländern angeboten. In ihrer Heimat haben diese Marken den Ruf, dass sie kultig, sympathisch, glaubwürdig, ehrlich und preiswert sind. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: Die Ostprodukte profitieren hauptsächlich davon, dass die heutigen Kunden jene bereits seit Jahrzehnten kennen. Die nachwachsende Generation aber ist längst nicht so heimatverbunden wie die ab 40-Jährigen. Die „Jungen“ greifen aus völlig anderen Gründen zu. Deshalb appelliert Sören Schiller als Geschäftsführer des IMK: „Wir müssen die Jungen mitnehmen!“
Weiterhin wurde im Rahmen der Studie das Essverhalten der West- und Ostdeutschen näher beleuchtet. Demzufolge stehen auf dem sonntäglichen Mittagstisch in allen Bundesländern am häufigsten Kartoffeln, Geflügel und Kohlgemüse. Die Bayern und die Thüringer bevorzugen Klöße oder Knödel, die Baden-Württemberger servieren lieber Spätzle. In der Mitte Deutschlands wird gerne Kohl gegessen, der Westen und der Süden stehen auf Fruchtgemüse wie Kürbis und Tomaten. Geht es um Fleisch, kommt in Ostdeutschland am Sonntag zumeist Geflügel auf den Tisch. Auf dem zweiten Platz landete Rindfleisch. Und dazu gibt es natürlich ein Glas Wein oder Sekt von Rotkäppchen.
Das Unternehmen Rotkäppchen wurde am 26. September 1856 gegründet. Die Traditionsmarke hat ihren Sitz in Freyburg an der Unstrut. Bereits in der ehemaligen DDR war Rotkäppchen Branchenprimus. Nach der Wiedervereinigung brach der Umsatz weitgehend zusammen. Der ehemals staatseigene Betrieb wurde unter die Führung der Treuhandanstalt gestellt, die ihn wiederum im Jahre 1990 in eine GmbH umwandelte. Es begann eine großangelegte Rettungsaktion für die Marke, die von Erfolg gekrönt war. Vom Rotkäppchen Sekt sind sechs Varianten verfügbar. Ferner sind eine Sektsorte für Diabetiker sowie das schaumweinhaltige Getränk „Mocca Perle“ auf dem Markt.
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