Wer Langeweile hat, kommt auf dumme Gedanken. Das war auch eine Erfahrung, die in Langen, einer Stadt im Landkreis Offenbach nahe Frankfurt am Main, gemacht wurde. Des Öfteren kam es zu Vandalismus und nicht selten waren Jugendliche die Täter. Ihnen mangelte es ganz offensichtlich an Beschäftigungsmöglichkeiten. Doch wie Abhilfe schaffen? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, setzten sich Vertreter der Zielgruppe und Verantwortliche der Stadt gemeinsam an einem Tisch.
Die Jugendlichen wünschten sich Sportgeräte und mit finanzieller Unterstützung des Offenbacher Caritasverbandes sowie der Dr.-Bodo-Sponholz-Stiftung wurde der Wunsch erfüllt. Seit einiger Zeit können die „jungen Wilden“ beim Calisthenics ihre Kräfte messen. Für das Ausüben dieser Trendsportart braucht es nicht viel. Das eigene Körpergewicht ist das wichtigste Trainingsutensil und ein paar fest montierte Stangen, an denen die entsprechenden Übungen ausgeführt werden können. Das Geld für eben jene spendeten die vorgenannten Institutionen, angebracht wurden die Stangen vom städtischen Fachdienst für Migration und Jugend auf dem Spielplatz in der Langener Elbestraße.
Die Tatsache, dass sich die Jugendlichen selbst die Schaffung von idealen Trainingsvoraussetzungen gewünscht haben und dies nun realisiert wurde, soll jene zu mehr Verantwortungsbewusstsein bewegen. Man erhoffe sich davon, dass die Verschmutzung oder gar Zerstörung der Geräte verhindert werde, erklärte Andreas Rehwald vom örtlichen Jugendzentrum.
Wie beim auch als Street Workout bekannten Calisthenics richtig trainiert wird, können Interessierte übrigens über einen an den Stangen angebrachten QR-Code in Erfahrung bringen. Ein Smartphone gehört in der Gegenwart sozusagen zur Standardausstattung eines jeden Teenagers. Damit werden die Codes gescannt. Nach dem Auslesen derselben erscheinen auf dem Display bebilderte Trainingsanleitungen, Tipps und kleine Videos, die Übungen zum Nachmachen zeigen. Damit ist ebenfalls Anfängern jederzeit ein einfacher Trainingseinstieg möglich.
Schwer sind die Calisthenicsübungen ohnehin nicht unbedingt, obwohl es bei den Profis natürlich schon sehr beeindruckend aussieht, wenn sie beispielsweise die „Human Flag“ – Übung machen. Vieles dürfte den Kids aus dem Schulsport geläufig sein. Push ups und Sit ups etwa oder Crunches. Die Stangen in der Elbestraße können zum Beispiel für Klimmzüge, Pull ups und Chill ups genannt, verwendet werden. Schwieriger wird die Übung, wird statt beider Arme nur noch ein Arm zum Hochziehen genommen.
In Deutschland ist Calisthenics bislang nicht allzu populär. Das kann sich nun aber, zumindest in Langen und Umgebung, schnell ändern. Es sind weder die Anschaffung einer teuren Ausrüstung, noch Investitionen in einen Trainer notwendig. Im Grunde genommen kann der Sport überall ausgeübt werden. Deshalb auch der Name Street Workout. Gebräuchliche Geräte neben (parallel angebrachten) Stangen sind Leitern oder ähnliche Objekte, die horizontal oder vertikal aufgestellt für eine Vielzahl von Übungen genutzt werden können.
In den USA, wo die Sportart ihren Ursprung hat, gibt es direkte Workout – Parks. Sie bieten den Sportlern verschiedene Arten von Barren, Klimmzugstangen und ganze Hangelstrecken. Werden die Übungen korrekt ausgeführt, ist allein durch den gezielten Einsatz des eigenen Körpergewichts ein Training aller Muskelgruppen möglich. Ein überaus effektives Krafttraining ohne großen Aufwand! Raus aus der Schule, rauf auf den Spielplatz könnte also demnächst das Motto bei der Langener Jugend heißen. Da sollten keine Langeweile und dumme Gedanken mehr aufkommen.
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