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Gurlitts Kunstsammlung auf Leinwand größer als bisher angenommen

401946_web_R_K_by_Erich Hörzenauer_pixelio.deSeit März 2012 beschäftigt sich die Staatsanwaltschaft mit dem Schwabinger Kunstfund, der Kunstsammlung von Cornelius Gurlitt, die er einst von seinem Vater Hildebrand Gurlitt erbte und bei welcher der Verdacht besteht, dass diese teilweise aus NS-Raubkunst stammt. Fast täglich gab es neue Meldungen zu dem Fall und jetzt wurde eine weitere Sensation bekannt: In einem Haus in Salzburg wurden 60 weitere Kunstwerke gefunden. Bislang hatte Gurlitt jede Spur zu dem Haus vermeiden können und das tat er nicht ohne Grund. Die Fahnder sind sich einig, dass die nun gefundenen Gemälde den materiell deutlich wertvolleren Teil seiner Sammlung darstellen. In München wurden zwar ebenfalls Gemälde von einigem Wert gefunden, darunter etwa Werke von Matisse und Liebermann, den größten Teil machten allerdings Zeichnungen, Aquarelle, Druckgraphiken und Gouachen aus, sodass sich der angebliche Milliardenschatz nach kurzer Zeit „nur“ als Millionenschatz entpuppte. Nach dem neuesten Fund in Salzburg rückt allerdings der Wert in Milliardenhöhe in greifbare Nähe.

Das Haus in Salzburg erscheint auf den ersten Blick unscheinbar. Keine Alarmanlage, keine moderne Sicherheitseinrichtungen, dahinter vermutet wohl kaum einer einen Kunstschatz von derartigem Wert. Die zumeist impressionistischen Werke stammen unter anderem von Monet, Manet, Liebermann, Picasso und Renoir. Genaue Angaben zu den Bildtiteln liegen nicht vor. Gurlitts Anwalt ließ die Gemälde von einer Kunsthistorikerin erfassen. Im Anschluss an die Inventarisierung erfolgte der Abtransport derselben an einen unbekannten Ort. Ein Abgleich mit der Raubkunstdatenbank „Lostart“ wurde nach Auskunft des Anwalts bereits vorgenommen, Übereinstimmungen hätte es allerdings keine gegeben. Um einen endgültigen Ausschluss handelt es sich dabei aber nicht. Manchmal kann erst nach dem Wiederauftauchen eines Kunstwerks geklärt werden, ob es überhaupt Raubkunst ist. Bis dahin sei die Erfassung als anonymer Titel in einer langen Liste denkbar.

Die „Landschaft mit Kühen“ von Paul Gauguin aus dem Jahre 1886 ist solch ein Bild. Es war über 40 Jahre lang verschollen und tauchte nach seinem Verkauf auf einer Auktion im Jahre 1900 erst wieder 1943 im Privatbesitz eines Schweizers auf. Der vorherige Eigentümer ist unbekannt. Daher weiß man auch nicht, ob das Bild freiwillig oder unter Druck den Besitzer wechselte. Ähnlich verhält es sich mit Monets „Waterloo Bridge“. Der letzte Eintrag im Verzeichnis war ein Vermerk zu einem Verkauf 1914. Das ist inzwischen 100 Jahre her. Eine lange Zeit, in der viel passiert sein kann.

Einige der in Gurlitts Haus in Salzburg gefundenen Kunstwerke auf Leinwand werden mit einer Kunstausstellung von 1954 in Verbindung gebracht. Das im Krieg ausgebombte Folkwang-Museum in Essen war damals plötzlich Veranstalter einer großen Ausstellung mit mehr als 100 Werken. Darunter welche von Künstlern, deren Namen jahrzehntelang in Deutschland nicht genannt werden durften. Da das Museum aber selbst keine Exponate im ausreichenden Maße besaß, wurden kurzerhand private Sammler um Leihgaben gebeten. Unter anderem befand sich Hildebrand Gurlitt darunter, der vom damaligen Museumsleiter im Ausstellungskatalog sogar noch mit einem besonderen Dank bedacht wurde. Woher jener die Kunstwerke hatte, wurde allerdings nicht nachgefragt. Im Gegenteil: Man war froh, eine Kunstaustellung zugunsten des Wiederaufbaus des Museums auf die Beine stellen zu können. Dafür spielte es keine Rolle, wo die Exponate dafür herkamen.

Bildquelle: © Erich Hörzenauer / Pixelio.de