Erst im letzten Monat haben wir in unserem Blog über eine Analyse von Spiegel Online berichtet, in deren Mittelpunkt die WM-Sticker von Panini standen. Seit längerer Zeit geht bei Sammlern das Gerücht um, dass es mit der angeblichen Gleichverteilung der Sticker nicht weit her sei. Die Analyse von Spiegel Online schien das zu bestätigen. Nun gibt es eine neue Statistik, die den Verdacht der Schummelei noch mehr erhärtet. Aus der Taufe gehoben wurde sie wiederum von Spiegel Online. An der Erhebung war zudem eine beliebte Online-Tauschbörse beteiligt. Das Prinzip war das gleiche, wie bei der vorangegangen Untersuchung. Die Sammler konnten die Anzahl ihrer Sticker in eine Datenbank eingeben. Während bei der letzten Erhebung knapp 24.000 Aufkleber erfasst wurden, sind es dieses Mal mehr als 8,33 Millionen Sticker. Die Auswertung fiel dementsprechend wesentlich deutlicher aus: von einer Gleichverteilung auch hier keine Spur.
Insgesamt gibt es 640 verschiedene Motive. Rund zwei Drittel davon wurden zwischen 10.700 und 12.000 Mal registriert. Einen Wert von mindestens 15.000 erreichten 200 Motive. Das häufigste Motiv – der italienische Torwart Buffon – wurde sogar 21.281 Mal von den Sammlern angegeben. Solch große Differenzen bei den einzelnen Stickern werfen trotz des stichprobenartigen Charakters der Erhebung Fragen auf. Mathematik-Experten sind sich einig, dass bei derartig unterschiedlicher Stickeranzahl keine Gleichverteilung der Motive vorliegen kann.
Bei den 200 Aufklebern, die 15.000 Mal vorhanden waren, handelt es sich um Spielerporträts aus zwölf Ländern wie beispielsweise Deutschland, Frankreich und Italien. Zu jeder teilnehmenden Mannschaft – es sind 32 an der Zahl – gibt es 19 Motive. Dazu gesellen sich 24 Aufkleber von den Spielstätten sowie acht Sticker mit Glitzereffekt. Interessanterweise tauchen die 17 Porträts der Sportler am häufigsten auf. Die Bilder zur Mannschaft und die Glitzermotive bewegen sich zahlenmäßig dagegen im Mittelfeld.
Warum ausgerechnet die 200 Sticker vermehrt auftreten, könnte daran liegen, dass die Motive zusammen auf einen Bogen gedruckt werden. Anschließend wird der Druckbogen zerschnitten und die einzelnen Sticker in die Tüten gepackt. Wahrscheinlich wurden eben diese Aufkleber von diesem Druckbogen in Deutschland häufiger verkauft. Außerdem finden auf einem Druckbogen von den insgesamt 17 Spielerporträts nur 13 Platz. Die Auswirkungen lassen sich gut an der portugiesischen Nationalelf erklären. William Carvalho, Hugo Almeida, Helder Postiga und Nani konnten auf dem Bogen nicht mehr untergebracht werden. Statt 15.000 Mal, wie ihre Mannschaftskameraden, kommen drei von ihnen nur 11.500 Mal vor, einer schafft es wenigstens auf 14.300 Mal. Somit zählen die vier Spieler zu den mehr als 400 selteneren Stickern.
Die Auswertung zeigt noch etwas anderes: Zwar hat fast jede Mannschaft mindestens 50 extreme Ausreißer nach oben, Ausreißer nach unten sind aber nicht zu finden. Die Ausreißer stellen zumeist die Stars der jeweiligen Mannschaft dar. Verwunderlich, dass ausgerechnet diese Motive häufiger vertreten sind, wo doch alle Sticker in gleicher Anzahl vorhanden sein sollen. Panini spricht dennoch von einem Zufall und geht nicht von seiner Aussage zum Gleichvorhandensein eines jeden Motivs ab. Bei unseren Nachbarn in der Schweiz scheint das tatsächlich zuzutreffen. Hier wird von Panini eine Platinum-Sticker-Edition angeboten. In einer entsprechenden Datenbank sind 2,36 Millionen Sticker davon erfasst und diese in einem nahezu gleichen Verhältnis.
Bildquelle: © Timo Klostemeier / Pixelio.de