Sicher können sich noch viele an ihre Kindertage erinnern, zumindest die Generation der 1980er und 1990er wird es können. Was waren sie doch damals angesagt, die Kaugummis, Waffeln und Schokoriegel, die als Extra einen Sticker enthielten. Eine wahre Stickermania ist in manchen Jahren zu verzeichnen gewesen und bis heute haben sich diese kleinen selbstklebenden Bildchen diesen Kultstatus erhalten. Aufkleber sind in und absolut zeitlos. Sogar Erwachsene gehören zur Sammelfraktion. Da wird getauscht, geklebt, gefachsimpelt und die kleinen Bilder haben auch durchaus das Potential, die Generationen zusammenzubringen.
Aktuell können sich die Liebhaber von Stickern in Bremen an einer Ausstellung zu diesem Thema erfreuen. Den Ausschlag dazu gab die Kunst des Aufkleberklebens in den Innenstädten. Die Szene ist in dieser Hinsicht zwar noch recht jung, dafür aber dank des Internets hervorragend international organisiert. Mitglieder sind Architekten, Kunststudenten und Designer. Sie verbringen ihre Freizeit damit, Aufkleber an allen möglichen Stellen anzubringen.
Der Vorteil von Aufklebern ist, dass sie schnell angebracht und zudem in großer Stückzahl verfügbar sind. Die Kunst des Stickerklebens hat übrigens ihren Ursprung nicht in dem oben angegebenen Zeitraum, sondern bereits viel früher. Ein bekannter Vertreter der Stickerkunst ist Timm Ulrichs. Er klebte 1964 einen Aufkleber mit der Aufschrift „Zettel ankleben verboten! Werbezentrale für Totalkunst“ auf. Daraufhin musste er die Technische Hochschule Hannover wegen Sachbeschädigung verlassen. Aber gerade das brachte ihm einen hohen Bekanntheitsgrad ein. Heute sind seine Aufkleber in der Ausstellung in Bremen Weserburg zu sehen. Diese trägt den Namen „Sticker in der Kunst“ und ist noch bis 5. Februar 2012 geöffnet. Die Ausstellungsstücke sind 10.000 Aufkleber aus aller Welt, die das Sticker Awards Team sammelte. Das wurde im Jahre 2005 von dem Dresdner Andreas Ulrich und einigen seiner Freunden ins Leben gerufen. Ulrich besitzt eine Siebdruckerei, in welcher er monatlich Tausende von Stickern produziert. Ihm ist es wichtig, dass das Stickerkleben als Kunst anerkannt wird und nicht, wie so oft, als jugendlicher Spaß und sogar Verschmutzung gilt.
Von vielen Stickern kann man das auch wirklich nicht behaupten. Im Gegenteil, sie bringen eine Botschaft rüber und erregen Aufmerksamkeit. Ob nun unbedingt die Aufkleber mit der Aufschrift „Gratisproben“, welche Thomas Judisch als ein Mitglied der Szene kürzlich in einem Supermarkt auf die Produkte klebte, dazu geeignet sind, um die Menschen davon zu überzeugen, dass es sich hier um Kunst handelt, das sei dahingestellt. Hauptsächlich für die Angestellten des Supermarktes und den Inhaber desselben dürften diese Sticker wohl eher ein großes Ärgernis gewesen sein, während sich die Kunden sicher über diesen Spaß gefreut haben. Aber es gibt ja noch viele andere Aufkleber, die dem einen oder anderen noch gut im Gedächtnis sein dürften und die ihren Zweck als Kunstobjekt sicher nicht verfehlt haben. Weltweit bekannt ist beispielsweise ein Sticker des Pop Art Künstlers Andy Warhol mit einer Banane und der Anleitung, die Frucht behutsam von ihrer Schale zu befreien. Der Sticker war 1967 auf einem Plattencover zu sehen. Ferner ist Klaus Staeck kein Unbekannter, geht es um aussagekräftige Aufkleber. Von ihm stammen die Aufkleber mit der Schrift „Luft entschwefeln. Politik entschwafeln.“ Darauf zu sehen, qualmende Schloten von Industrieanlagen.
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