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Kunst auf Leinwand als unterstützende Therapie bei Demenz

697979_web_R_K_by_Margit Völtz_pixelio.deEine Therapie im Museum, so könnte man die derzeit im Städel in Frankfurt/Main laufende Studie bezeichnen. Im Mittelpunkt stehen demenzkranke Menschen und die Wirkung von Kunst auf ihr Krankheitsbild. Das Artemis-Projekt – Artemis steht für Art Encounters: Museum Intervention Study – ist eine Studie, die weitere Erkenntnisse über Demenz und ihre Therapiemöglichkeiten liefern soll. Die wissenschaftliche Begleitung hat der Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität übernommen.

Das von der Schambach-Stiftung geförderte Projekt beschäftigt sich mit der Frage, ob durch das Betrachten von Kunst früher erworbene Fähigkeiten von Demenzkranken wieder geweckt und gefördert werden können. Dafür sollen die Projektteilnehmer auch zum eigenen Kreativsein angeregt werden. Ob dieser Ansatz erfolgversprechend ist, wird aktuell an drei Terminen pro Woche untersucht. Dazu treffen sich verschiedene Gruppen mit durchschnittlich sieben Demenzkranken nebst ihren Angehörigen im Museum.

Zuerst steht eine etwa einstündige Führung auf dem Programm, die von speziell geschulten Kunstvermittlern durchgeführt wird. Die insgesamt sechs Führungen beschäftigen sich stets mit einem anderen Thema. So sind in einer Woche Stillleben an der Reihe, in einer anderen Reihe Porträts. Über erste Erfolge weiß der Diplom-Psychologe und Kunsthistoriker Arthur Schall bereits zu berichten. Als ein Gemälde mit Schmetterlingen betrachtet wurde, konnte ein Dementer die Namen aller abgebildeten Exemplare nennen.

Schall gehört zur Arbeitsgruppe von Professor Dr. Johannes Pantel, dem Leiter des Arbeitsbereichs Altersmedizin. Sie untersucht zusammen mit den Museumsmitarbeitern, ob die Beschäftigung mit Kunst das emotionale Wohlbefinden und das Kommunikationsverhalten beim Vorliegen einer leichten bis mittelschweren Demenz steigern kann. Zugleich spielt die Beziehung zu den betreuenden Angehörigen eine Rolle. Hier wird geprüft, ob eine Verbesserung derselben möglich ist. Die Angehörigen sind einer hohen Belastung ausgesetzt. Deshalb ist die Studie auf Paare ausgelegt, erklärt Schall. Jeweils ein Demenzpatient und eine Betreuungsperson bilden ein Paar. Wichtig ist, dass sie ihren Alltag gemeinsam bewältigen müssen. Pro Führung erfolgt die Betrachtung von drei bis vier Bildern. Bei der Auswahl legen die Projektleiter den Fokus darauf, dass zwar Impulse gesetzt, aber keine zu starken Emotionen hervorgerufen werden. Das kann sonst zu einer nachhaltigen Verstörung der Erkrankten führen.

Nach der Führung geht es an die Praxis. Jetzt werden die Projektteilnehmer selber zu Künstlern. In den Atelierräumen wird gemalt, gedruckt und getöpfert. Die Zusammenarbeit von Betreuungspersonen und Demenzkranken steht im Vordergrund. Es werden bewusst Aufgaben vergeben, bei denen zusammengearbeitet und sich ausgetauscht werden muss. Vor und nach dem Museumsbesuch führen die Projektleiter eine Befragung der Teilnehmer durch. Während des Arbeitens werden zudem Videomitschnitte über die gemeinsame Arbeit angefertigt.

Ziel des Projekts sei es, „Menschen mit Demenz und ihren durch die Pflege belasteten Angehörigen ein Stück gesellschaftliche Teilhabe und soziale Integration zu ermöglichen«, sagt Schall. Mit der Kunst werde ein Kanal geschaffen, der es erlaube, sich auszudrücken und sich zu zeigen. Der Demenzkranke werde bei der Auseinandersetzung mit Kunst nicht ständig mit seinen Defiziten konfrontiert. Vielmehr ginge es darum, vorhandene Fähigkeiten wieder hervorzubringen. Das schaffe Selbstbewusstsein.

Für das aktuelle Jahr können sich noch Menschen mit Interesse an einer Projektteilnahme bei der Goethe-Universität melden. Neben den sechs Museumsbesuchen umfasst die Studie ein ausführliches Eingangsgespräch und im Abstand von mehreren Wochen zwei weitere Interviews. Dabei werden Fragen zum Schweregrad der Demenz, eventuellen psychiatrischen Begleitsymptomen, zur Lebensqualität, zur Selbstständigkeit und zur Belastung durch die Pflege gestellt.

Bildquelle: © Margit Völtz / Pixelio.de

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Auf zahlreichen Etiketten von Sektflaschen prangt der Name Rotkäppchen

570418_web_R_K_by_Ramona Greifzu_pixelio.deEs ist ziemlich genau 25 Jahre her, dass Deutschland wieder ein vereintes Land ist. Unabhängig voneinander hatte sich in der BRD und der DDR eine Reihe von Produkten entwickelt, die die Bewohner der jeweiligen Hälfte überaus schätzten. Nach der Wiedervereinigung waren vor allem die sogenannten Ostprodukte dem Untergang geweiht. Jeder ehemalige DDR-Bürger wollte fortan sein Leben so gestalten, wie die Bürger im „goldenen Westen“ und kaufte dementsprechend Westprodukte. Doch eine kleine Gruppe von Waren aus dem Osten überlebte und einige von ihnen besetzen in der Gegenwart Spitzenplätze in der jeweiligen Branche. Bestes Beispiel ist der Rotkäppchen Sekt. Er ist ein typisches Ostprodukt, hat aber nach dem Fall der Grenze ebenfalls seinen Siegeszug durch die westdeutschen Bundesländer angetreten. Auf den meisten Etiketten von Sektflaschen prangt der Name Rotkäppchen, denn das Unternehmen ist mittlerweile bundesweiter Marktführer in der Sparte Sekt und Wein.

Das Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung (IMK) stellte unlängst eine neue Studie vor, bei der die Unterschiede im Kaufverhalten zwischen Ost- und Westdeutschen analysiert wurden. Dabei kam heraus, dass Ostmarken schon lange nicht mehr als Billigmarken gelten. In der Untersuchung fanden ebenfalls 60 Ostmarken Berücksichtigung. Etwa 2.000 Ostdeutsche und 1.000 Westdeutsche wurden im Zeitraum von Juni bis August repräsentativ befragt. In ganz Ostdeutschland waren Marken wie die Nuss-Nougat-Creme Nudossi, Bautzner Senf und das Knusperbrot Filinchen bekannt. Im Westen kannte man die Namen weniger, dafür wusste man mit der Quarkspeise Leckermäulchen, diversen Biersorten und Rotkäppchen Sekt etwas anzufangen.

Vordergründig sind die Ostmarken in dem Bundesland populär, in welchem sie produziert werden. Darüber hinaus werden sie in den angrenzenden Bundesländern angeboten. In ihrer Heimat haben diese Marken den Ruf, dass sie kultig, sympathisch, glaubwürdig, ehrlich und preiswert sind. Allerdings gibt es auch einen Wermutstropfen: Die Ostprodukte profitieren hauptsächlich davon, dass die heutigen Kunden jene bereits seit Jahrzehnten kennen. Die nachwachsende Generation aber ist längst nicht so heimatverbunden wie die ab 40-Jährigen. Die „Jungen“ greifen aus völlig anderen Gründen zu. Deshalb appelliert Sören Schiller als Geschäftsführer des IMK: „Wir müssen die Jungen mitnehmen!“

Weiterhin wurde im Rahmen der Studie das Essverhalten der West- und Ostdeutschen näher beleuchtet. Demzufolge stehen auf dem sonntäglichen Mittagstisch in allen Bundesländern am häufigsten Kartoffeln, Geflügel und Kohlgemüse. Die Bayern und die Thüringer bevorzugen Klöße oder Knödel, die Baden-Württemberger servieren lieber Spätzle. In der Mitte Deutschlands wird gerne Kohl gegessen, der Westen und der Süden stehen auf Fruchtgemüse wie Kürbis und Tomaten. Geht es um Fleisch, kommt in Ostdeutschland am Sonntag zumeist Geflügel auf den Tisch. Auf dem zweiten Platz landete Rindfleisch. Und dazu gibt es natürlich ein Glas Wein oder Sekt von Rotkäppchen.

Das Unternehmen Rotkäppchen wurde am 26. September 1856 gegründet. Die Traditionsmarke hat ihren Sitz in Freyburg an der Unstrut. Bereits in der ehemaligen DDR war Rotkäppchen Branchenprimus. Nach der Wiedervereinigung brach der Umsatz weitgehend zusammen. Der ehemals staatseigene Betrieb wurde unter die Führung der Treuhandanstalt gestellt, die ihn wiederum im Jahre 1990 in eine GmbH umwandelte. Es begann eine großangelegte Rettungsaktion für die Marke, die von Erfolg gekrönt war. Vom Rotkäppchen Sekt sind sechs Varianten verfügbar. Ferner sind eine Sektsorte für Diabetiker sowie das schaumweinhaltige Getränk „Mocca Perle“ auf dem Markt.

Bildquelle: © Ramona Greifzu / Pixelio.de