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QR Codes, frische Küche, Panoramafenster: das bieten Jugendherbergen heute

681261_web_R_K_B_by_SuBea_pixelio.de (2)Jugendherbergen haben es in der Gegenwart nicht leicht. Ihnen haftet der Ruf als Anlaufstelle für Schulklassen und Jugendgruppen an. Einen erholsamen Urlaub kann sich wohl kaum jemand inmitten einer Horde von vergnügungssüchtigen jungen Menschen vorstellen. Doch die Jugendherbergen wollen auch für andere Zielgruppen interessant werden. Dafür ziehen sie nicht nur mit günstigen Preisen in den Kampf.

Die Stuttgarter Jugendherbergen konnten sich gerade wieder über einen enormen Zuspruch freuen. Anlass war das Frühlingsfest, das weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt ist. Die 155 Betten in der Jugendherberge am Neckarpark waren fast vollständig belegt. Bei den 309 Betten in der Haußmannstraße sah es ähnlich aus. Beide Häuser stehen unter der Leitung von Gerrit de Vries und seiner Frau Marlies. Der gebürtige Holländer hat ehrgeizige Ziele, um das Übernachten in seinen Jugendherbergen attraktiver zu machen. Schon jetzt fallen ihm ein paar gute Gründe ein, warum eine Jugendherberge die ideale Unterkunft ist. So etwa, dass seine Herbergen 365 Tage im Jahr geöffnet haben und daher immer für Übernachtungen zur Verfügung stehen.

Das Berufsbild des Herbergsleiters hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt, erzählt de Vries. Mit insgesamt 464 Betten und einem Mitarbeiterstab von 60 Leuten ist ein durchdachtes Management das A und O. Die Aufgaben der Herbergseltern ähneln daher stark dem Aufgabengebiet eines Hotelmanagers. In der Küche schwingt der Hausherr höchstpersönlich den Kochlöffel. De Vries ist gelernter Koch und das können seine Gäste jeden Tag spüren. Er kredenzt täglich frisch zubereitete Köstlichkeiten. Jede Zutat wird vom ihm selbst eingekauft und anschließend verarbeitet. De Vries möchte den Besuchern seiner Häuser was Besonderes bieten. Mit seinen Gaumenfreuden aus der nationalen und internationalen Küche hat er damit schon einmal einen Schritt in die richtige Richtung getan.

Die Stuttgarter Jugendherbergen sind längst nicht mehr nur einfache Übernachtungsmöglichkeiten. Sie können durchaus mit einem Hotel mithalten, wenngleich sie natürlich nicht einem Sternehaus Paroli bieten können. Trotzdem erfreuen sie sich mittlerweile bei allen Generationen großer Beliebtheit. Familien mit Kindern zählen ebenso zu den Gästen wie Geschäftsreisende und eben junge Menschen, die preiswert übernachten und sich amüsieren wollen. Dennoch geht es friedlich und ruhig zu.

Das Haus in der Haußmannstraße punktet mit seiner Ausstattung und seiner Aussicht. Jedes der Zimmer verfügt über eine eigene Nass-Zelle. Gemeinschaftsduschen gehören seit dem Umbau im Jahr 2003 der Vergangenheit an. Ein anderes Highlight sind die Panoramafenster, die bis zum Zimmerboden reichen und einen tollen Ausblick über die Stadt gewähren. Das kennt man sonst nur von teuren Hotels in weltberühmten Metropolen.

Seit 2000 hat das Ehepaar de Vries seine Zelte in Stuttgart aufgeschlagen. Für das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) arbeiten sie seit 1981. Vor den Stuttgarter Jugendherbergen leiteten sie die Jugendherberge in Hallwangen im Schwarzwald. Die Erfahrung ist ihnen anzumerken. Im letzten Jahr konnten sie mehr als 100.000 Übernachtungen in ihren beiden Stuttgarter Häusern zählen. Ein respektables Ergebnis für eine beziehungsweise zwei Jugendherbergen.

Wichtig ist den Herbergseltern, dass sie jedem etwas bieten können. Verschiedene Sportangebote zum Beispiel oder die Berücksichtigung von speziellen Wünschen beim Essen. Um den ständig zunehmenden Allergien und Unverträglichkeiten Rechnungen zu tragen, wurden am Buffet QR Codes angebracht. Sie geben bekannt, was in den einzelnen Gerichten enthalten ist. Natürlich verfügen die Herbergen auch über einen Internetzugang für ihre Gäste.

Bildquelle: © SuBea / Pixelio.de

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Die Stuttgarter Bibliothek für Zeitgeschichte sammelt auch Aufkleber

356693_web_R_K_B_by_Rainer Sturm_pixelio.de (2)Auf eine 100- jährige Geschichte blickt die Stuttgarter Bibliothek für Zeitgeschichte (BfZ) in diesem Jahr zurück. Im Laufe der Zeit haben sich da so einige Dinge angesammelt. Einige von ihnen können derzeit in einer Ausstellung in der Landesbibliothek besichtigt werden. Obgleich es der Name vermuten lässt, handelt es sich bei den Ausstellungsstücken aber keineswegs nur um Bücher. Zeitgeschichte wird mit durchaus mehr als mit diesen gedruckten Werken dokumentiert. Das beweist die Ausstellung eindeutig.

Am Donnerstag, dem 19. November wurde sie feierlich von Bibliotheksleiter Christian Westerhoff eröffnet. Jener stellte anlässlich der Eröffnung auch die Festschrift zum 100. Jahrestag vor. Sie wird ebenfalls im Rahmen der Präsentation gezeigt und gesellt sich damit zu einem breit aufgestellten Sammelsurium an Exponaten.

Seit 1915 widmet sich die BfZ der Dokumentation der Zeitgeschichte und das mit regelmäßig wechselnden Sammelschwerpunkten. Die Bibliothek zeigt(e) sich wandelbar und aufgeschlossen gegenüber Neuem. Eben genauso, wie es die jeweilige Ära erfordert(e). Waren Plakate in Mode, wurden Plakate gesammelt. Nutzten die Menschen Aufkleber zum Überbringen von Botschaften, dann rückten die kleinen Klebebildchen in den Mittelpunkt des Interesses. Sie ergänzen sich perfekt mit den Sammelgegenständen, die üblicherweise als Zeitzeugnisse aufbewahrt werden. Im Ergebnis entstand eine interessante Mischung, die einen abwechslungsreichen Einblick in die letzten 100 Jahre gibt.

Zufall war es nicht, dass die Gründung der Bibliothek mitten hinein in den Ersten Weltkrieg fiel. Eigentlich gab genau jener den Ausschlag dafür. Die Menschen hatten das Gefühl, es bahne sich etwas Großes an und es liege eine neue Zeitepoche vor ihnen. So wurden einige Bürger Deutschlands von der Sammelleidenschaft gepackt. Im ganzen Land wurde damit begonnen, Zeugnisse der Zeit zu sammeln.

Deutschlandweit gibt es 200 derartiger Sammlungen, weiß Westerhoff zu berichten. Initiator und Finanzier der Stuttgarter war der Großindustrielle Richard Franck. Der Ludwigsburger war Inhaber der Heinrich Franck Söhne Kaffeefabrik, dem einst weltgrößten Produzenten von Ersatzkaffee aus Zichorien. Er verfolgte das Ziel, das Schrifttum des Ersten Weltkriegs aus dem In- und Ausland komplett zusammenzustellen und somit für die Nachwelt zu erhalten. Franck starb 1931. Seine von ihm gegründete Weltkriegsbücherei wurde weitergeführt.

Bis 1920 war Berlin Standort der Bücherei. Von dort aus zog sie ins Schloss Rosenstein in Stuttgart um und wurde bei einem Luftangriff der Alliierten 1944 fast vollständig zerstört. Im Jahre 1948 erfolgte die Umbenennung in Bibliothek für Zeitgeschichte. 1951 fanden sich in der Württembergischen Landesbibliothek geeignete Räumlichkeiten, wo die BfZ noch heute ihr Domizil hat.

Die Sammlung widmet sich nicht mehr nur den beiden Weltkriegen, sie thematisiert auch die Friedens- und Konfliktforschung, den staatlichen Terror, die Außen- und Sicherheitspolitik sowie die Geschichte der Genozide. Jeder Bibliotheksleiter hat seine eigenen Vorlieben eingebracht. Der von 1959 bis 1989 amtierende Jürgen Rohwer begeisterte sich für die Marinegeschichte und sammelte während seiner Amtszeit 500.000 Fotos zu diesem Thema. Ab 1972 verlagerte sich Rohwer auf die Thematik „soziale Bewegungen“. Fortan wurden vermehrt Flugblätter und Hefte von Amnesty International, der Friedensbewegungen sowie von Gruppen gegen Atomkraft gesucht. BfZ-Leiter Gerhard Hirschfeld, der von 1989 bis 2011 die Leitung der Bibliothek innehatte, fügte der Sammlung 25.000 Feldpostbriefe hinzu.

Westerhoff konzentriert sich vordergründig darauf, die Ausstellungsstücke in einer digitalen Form den Menschen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen. Wer allerdings doch lieber persönlich in der Landesbibliothek vorbeischauen möchte, hat noch bis zum 5.?März 2016 die Gelegenheit dazu.

Bildquelle: © Rainer Sturm / Pixelio.de

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Aufkleber

Nicht jeder ist ein Fluglärmgegner – und bekennt sich durch einen Aufkleber dazu

Was gab es in den letzten Jahren nicht für Proteste gegen Fluglärm! Der ständig zunehmende Flugverkehr nervt, denn er geht mit einer unglaublichen Lärmbelästigung einher. Ob nun kleine Flughäfen, wo sich hauptsächlich bei schönem Wetter Sportpiloten austoben oder große Flughäfen, wie der Flughafen in Frankfurt am Main, wo die Flugzeuge im Minutentakt abheben und landen, der Lärm ist besonders für die Anwohner unerträglich und kann sogar krankmachen. Deshalb wird geplanten Ausbauten stets mit Demonstrationen, Unterschriftensammlungen und eben auch Aufklebern begegnet. Ferner setzt sich die Anwohnerschaft in betroffenen Gebieten gerne für ein Nachtflugverbot ein. Doch nicht jeder findet Fluglärm abschreckend. Im Gegenteil: Im Raum Stuttgart gibt es eine Interessengemeinschaft, die vom Luftverkehr ganz begeistert ist und ihn mit „I love Fluglärm“ – Aufklebern tatkräftig unterstützt.

Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet etwas bei einigen Sympathie erregt, was von der Öffentlichkeit scheinbar rigoros abgelehnt wird. Aufkleber mit der Aufschrift „I love …“ sind nicht neu. Man kann vieles lieben und das Wort, welches den Satz vervollständigt, kann nach eigenen Wünschen ergänzt werden. Da wäre es im Grunde genommen auch nicht unbedingt außergewöhnlich, würden Mitarbeiter einer Fluggesellschaft so ihre Verbundenheit zu ihrem Arbeitgeber ausdrücken, aber gewagt scheint es doch zu sein.

Entdeckt wurde ein „I love Fluglärm“ – Aufkleber im Übrigen auf einem Parkplatz in Tiengen. Der Kleinwagen mit Schweizer Kennzeichen stammte laut diesem sogar aus dem Kanton Aargau. Kurioserweise wird eben jener Kanton gemäß Fluglärm-Staatsvertrag, von dem gleichfalls deutsche Gemeinden betroffen sind, in der Zukunft zusätzlichen Belastungen durch einen intensivierten Flugverkehr ausgesetzt sein. Ergänzt wurde der Aufkleber durch einen Swiss-Jet aus Stoff. Er war auf der Heckablage sozusagen fertig zum Start positioniert. Bei dem Autobesitzer musste es sich also um einen ausgesprochenen Luftverkehrfan handeln. Somit dürfte er auch wohlwollend den Menschen gegenüberstehen, welche die Aufkleber mit der Aufschrift „I love Fluglärm“ unter die Leute bringen. Bestellbar sind sie übrigens im Internet. Alternativ kann man sich selber ein Design für seinen ganz persönlichen „I love“ – Aufkleber ausdenken.

Die Interessengruppe hinter der Aufkleberaktion hält zu einem besseren Verständnis derselben auch eine Interpretationshilfe bereit. Man will sich nicht etwa für Fluglärm aussprechen, vielmehr dient der Slogan bewusst als provokatives Statement, welches ein positives Umdenken anregen soll. Der Flugverkehr ist nicht ausschließlich negativ zu sehen. Er bringt viele positive Begleiterscheinungen mit, von denen letztendlich auch die Bevölkerung profitiert.

Der Fluglärm-Aufkleber regt aber nicht nur zum Umdenken, sondern gleichfalls zum Nachdenken an. Da wäre zum Beispiel die schon ewig währende Debatte über die Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg, die ständig verschoben wird. Könnte man da nicht mit einem Aufkleber ein wenig nachhelfen?

Ein anderer Kandidat wäre die Hochrhein-Region. Sie ist gemeinsam mit dem Kanton Aargau vom oben genannten Staatsvertrag betroffen. Da bietet sich doch ein Aufkleber mit der Aufschrift „I love Staatsvertrag“ an.

Die Initiative beflügelt die Fantasie auf vielfältige Art und Weise. Jeder kennt doch etwas, worüber man sich aufregt. Warum sich nicht einmal für die Sache aussprechen? Damit beweist man Mut und Rückgrat. Ansonsten bleiben immer noch die altbewährten Aufdrucke wie „I love meine Heimatstadt“, „I love meinen Hund“, „I love meinen Partner“ und so weiter.

Bildquelle: © Lisa Schwarz / Pixelio.de