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Vom Anbau bis zum Entwurf der Etiketten – in Berlin steht das Schulfach Weinlese auf dem Stundenplan

611396_web_R_K_by_Erich Keppler_pixelio.deEinem edlen Tröpfchen ist niemand abgeneigt. Ein guter Wein zum Essen oder in geselliger Runde gehört heutzutage einfach dazu, aber passt so etwas in eine Schule? In Steglitz ist man der Meinung, dass sich das Thema Alkohol in Form von Wein sehr gut in den Unterrichtsplan einfügt. An der Max-von-Laue-Oberschule lernen die Schüler, wie man Weinreben anbaut und zu Wein verarbeitet. In der Walter-Linse-Straße wurden eigens für diesen Zweck 50 rote und 70 weiße Reben angepflanzt. Natürlich von den Schülern selbst, die gemeinsam mit ihrem Lehrer vorab die Auswahl der geeigneten Sorten trafen. Seitdem gehört der Unterricht auf dem „Weinberg“ zum wöchentlichen Stundenplan.

Unlängst stand die Lese der inzwischen gereiften Trauben an. Das übernahmen Schüler aus der Klasse 7 c, die eifrig pflückten und anschließend die Früchte in einer Mühle zu Maische verarbeiteten. Der Weinanbau ist kein Zuckerschlecken. Man muss richtig arbeiten und kann dabei viel lernen. Das merkten die Schüler schnell. Dennoch sind sie mit Feuereifer bei der Sache. Der Arbeitstag war nach dem Maischen aber noch lange nicht zu Ende. Anschließend stand die Bestimmung des Zuckergehalts der Maische an. Danach wurde der Saft gefiltert und in Gärballons gegeben. Zu guter Letzt wurde Hefe für die Gärung hinzugegeben.

Während damit die praktische Arbeit am Wein fast beendet ist, befassen sich die Schüler weiter mit dem Thema. Bis der Reifeprozess abgeschlossen ist, werden regelmäßig Proben genommen und im Labor untersucht. Das nimmt einige Monate in Anspruch. Zeit genug, um sich der Theorie des Weinanbaus zu widmen. Schließlich will man ja im nächsten Jahr wieder fit sein und einen besonderen Tropfen kredenzen können. Der Wein wird übrigens versteigert, und weil er so selten ist, geht eine Flasche für einen Preis von bis zu 70 Euro weg. Etwa 60 bis 70 Flaschen ergibt die aktuelle Ernte, die voraussichtlich im März 2014 bereit zum Verkauf sein werden. Im Herbst machen sich die Schüler schon einmal daran, die Etiketten für ihren Phönix (halbtrockner Weißwein) und ihren Regent (trockener Rotwein) zu entwerfen. Das gehört ebenfalls zu den Aufgaben der Jungwinzer.

Bei der intensiven Beschäftigung mit Wein kommen gleichfalls der Lerneffekt und der – sinnbildlich – erhobene Zeigefinger nicht zu kurz. In den theoretischen Einheiten erfahren die Schüler gleichzeitig auch etwas über die gesundheitlichen Gefahren, die vom Wein ausgehen. Probieren dürfen sie ihre eigenen Produkte deshalb nicht. Nur bei den Weintrauben ist Naschen erlaubt. Das ist eindeutig gesünder als der fertige Wein. Die kleinen Beeren sind prallgefüllt mit gesunden Inhaltsstoffen wie zum Beispiel Calcium, Eisen, Zink und Magnesium. Ferner mangelt es ihnen nicht an Vitaminen wie beispielsweise Folsäure, Vitamin C, Vitamin B6 und Retinol. Unterricht zum Anfassen und Mitmachen, das ist genau die richtige Überschrift für das Fach Weinanbau. Wer weiß, vielleicht macht das Projekt ebenfalls in anderen Bundesländern Schule. Es muss ja nicht unbedingt Wein sein. Wie wäre es denn mit Getreideanbau? Dann könnte man sein eigenes Mehl mahlen und daraus Brot backen. Ein interessanter Einblick in das frühere Leben der Menschen, als man noch selbst seine Nahrungsmittel herstellen musste, und eine gute Vorbereitung auf die eigene Zukunft.

Bildquelle: © Erich Keppler / Pixelio.de